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Kellmünz: Spatz Piepsi lebt seit sechs Jahren bei Kellmünzer Familie

Kellmünz

Spatz Piepsi lebt seit sechs Jahren bei Kellmünzer Familie

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    Karin Messner und ihr Spatz „Piepsi“ auf der Terrasse ihres Hauses in Kellmünz.
    Karin Messner und ihr Spatz „Piepsi“ auf der Terrasse ihres Hauses in Kellmünz. Foto: Zita Schmid

    Vor Piepsi liegt die große, weite Welt. Der Spatz könnte zunächst in den Garten fliegen. Dann vielleicht auf die Dächer der umliegenden Häuser, von denen er sich in den nahen Wald oder Richtung Illertal aufmachen könnte. Doch der kleine Vogel bleibt ruhig auf der Schulter von Karin Messner sitzen, die mit ihm draußen auf der Terrasse steht. Er blickt zwar interessiert in die Ferne, doch bald schon dreht der Hausspatz den Kopf und schaut wieder sein „Frauchen“ an. Bald sechs Jahre ist es her, dass die Familie Messner den aus dem Nest gefallenen Vogel im Garten gefunden hat. Seitdem lebt er bei der vierköpfigen Familie.

    Als Baby bekam Piepsi Zwieback, Bananen und Haferflocken

    „Ameisen krabbelten schon auf ihm herum“, erinnert sich Messner an den erbärmlichen Zustand des noch fast ganz nackten und hilflosen Jungvogels. Sie brachte es nicht übers Herz, ihn einfach so liegen zu lassen. So betteten sie ihn in eine Schachtel und brachten ihn ins Haus. Aufgeben wollten sie das sonst zum Sterben verurteilten Vögelchen noch nicht.

    Auch wenn die Familie mit dieser noch nie da gewesenen Situation zunächst überfordert schien. Im Internet wurden die Messners fündig: Nach den dort entdeckten Tipps rieben sie Zwieback, Banane, Haferflocken und Sonnenblumenkerne – alles, was die Speisekammer an diesem Samstagabend für den im Internet empfohlen Futterbrei hergab. Und das Unerwartete geschah: Piepsi machte den Schnabel auf und fraß.

    Bereits am nächsten Morgen habe der Vogel selbst lautstark nach einem Breinachschub verlangt, berichtet Messner. Der kleine Piepmatz – wie sich herausstellte ein weiblicher Haussperling, in der Umgangssprache auch „Spatz“ genannt – entwickelte einen prächtigen Appetit. Er wollte tagsüber etwa alle zwei Stunden mit dem Brei, der ihm mit einer Spritze in den kleinen Schnabel gegeben wurde, gefüttert werden. Das putzige Vögelchen bekam seinen Namen und wurde schnell zum Liebling der Familie.

    Nach Piepsi adoptierte die Familie Sweety

    Das war im Juni 2014. Etwa ein Jahr später kam Sweety dazu. Eine Artgenossin, die das gleiche Schicksal wie Piepsi erlitten hatte. Gleichzeitig hatte sie aber auch Glück, wurde von der Familie Messner gefunden, konnte hochgepäppelt werden und blieb ebenfalls dort. Durch den damaligen Bericht in der Illertisser Zeitung über Piepsis Rettung aufmerksam geworden, hätten einige Leute ihnen im Laufe der Jahre junge Vögel gebracht, berichtet die Kellmünzerin. Doch seit Sweety hätten sie keines der Tiere mehr am Leben erhalten können. Die Vögel hätten entweder gar nicht oder viel zu wenig gefressen.

    Inzwischen sitzt die Kellmünzerin am Küchentisch und Piepsi hat es sich auf Frauchens Arm gemütlich gemacht. Zuvor hat der Spatz in den langen Haaren von Frauchen genestelt, für beide ein sichtlicher Spaß. Sweety schwingt sich derweil von der Vorhangstange zur Garderobe. Jeden Tag wird die Tür ihres gemeinsamen, großen Käfiges aufgemacht und die beiden dürfen fliegen. „Sweety ist die Wildere, Piepsi die Gemütlichere“, erklärt Messner die unterschiedlichen Charaktere ihrer Hausspatzen.

    In freier Wildbahn würde Piepsi wohl nicht überleben

    Zu ihrem sehr zutraulichen Piepsi habe sie die innigere Bindung, gibt sie offen zu. Einmal sei Sweety nach draußen geflogen, erzählt Messner weiter. Durch die offene Terrassentür flog sie aber selbst wieder zurück in den Käfig. Auch Piepsi sei in der Anfangszeit mal ausgebüxt. Am nächsten Morgen habe sie im Garten nach dem Vogel gerufen. Da sei der Spatz aus der Hecke gekommen und zur ihr gehüpft.

    Die Kellmünzerin ist sich durchaus bewusst, dass Spatzen eigentlich frei lebende Vögel sind. „Mir wäre es auch lieber gewesen, sie wären normal aufgewachsen“, betont sie. Doch was hätten sie sonst tun sollen? Piepsi vielleicht später wieder auswildern? „Der so zutraulich gewordene Vogel hätte keine Überlebenschance gehabt“, sagt sie. Dessen ist sie sich sicher. Dabei habe jedes Tier doch ein Recht auf Leben. Das war auch der Grund, wieso sich die Familie der Tiere einst angenommen hat.

    Inzwischen ist Piepsi in Kuschelstimmung, drückt sich ganz eng an Frauchens Oberarm. Messner streichelt ihm zart übers Gefieder. Haussperlinge können zehn Jahr alt werden, weiß sie. Doch ihr Piepsi könne „gern 20 werden“.

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