Das Thema Iller ist in den vergangenen Monaten in der Region immer wieder diskutiert worden: Zum einen ging es um die Renaturierung des Flusses, um ihn wieder aufzuwerten, zum anderen um den umstrittenen Einbau eines Schachtkraftwerks bei Dietenheim. Über Letzteres wurde nun auch im Kellmünzer Marktrat gesprochen – und dabei ist eine Grundsatzentscheidung gefallen.
Die Rätegemeinschaft hat sich eindeutig gegen den Einbau der geplanten Wasserkraftwerke (Schachtkraftwerke) in die Iller ausgesprochen. Stattdessen sprachen sich die Markträte für eine Renaturierung der Iller und bessere Nutzungsmöglichkeiten, beispielsweise durch ein Abflachen der Uferkante und einen flachen Kiesstrand aus.
Das Kraftwerk ist nicht mit dem Projekt "Agile Iller" in Einklang zu bringen
Auslöser der Debatte ist das Vorhaben des Unternehmens Fontin: Dieses will in die Querbauwerke in der Iller Schachtkraftwerke einbauen. Bürgermeister Michael Obst meinte, dass der Bestand der Querbauwerke mit einem solchen Einbau über die gesamte Laufzeit der Schachtkraftwerke unwiderruflich gesichert sei. Dagegen spreche unter anderem der Beschluss des Marktrats für das Leader-Projekt „Kulturlandschaft Untere Iller erleben“. Mit diesem soll der Fluss für die Bevölkerung attraktiver gestaltet werden, etwa durch eine Bademöglichkeit an der Iller. „Wir wollen die Iller für die Menschen wieder erlebbar machen“.
Zudem sei die Nutzung der Wasserkraft nicht mit dem Projekt „Agile Iller“ in Einklang zu bringen. Bernd Kurus-Nägele vom Bund Naturschutz betonte, dass man im Zuge dessen 70 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern für den naturnahen Umbau des Flusses zur Verfügung habe. Obst erläuterte, dass sich der Marktrat positionieren sollte, ob er den wirtschaftlichen Interessen eines Investors oder dem Gemeinwohl der Bürger für eine allgemeine Nutzung der Iller den Vorrang geben will.
Renaturierung dient auch dem Hochwasserschutz, sagt einer
Wie berichtet, hatten die Naturschützer Klage gegen Fontins Pläne eingereicht. Diese wurde vor Kurzem abgewiesen. Das sagte auch Kurus-Nägele. Die abgewiesene Klage zeige, dass es schwer werden würde, die Wasserkraftwerke auf rechtlichen Wegen zu verhindern. Was der Naturschützer nun forderte, ist eine politische Allianz aus den Gemeinden und Städten entlang der Iller zu bilden und dadurch Druck auf Kreistag und Landtag aus zu üben. Ziel sei, die Querbauwerke in der Iller durch Raue Rampen zu ersetzen. Wichtiger als die Rendite des Investors sei das Aktivieren des Kiesgeschiebes. Durch fehlenden Kiestransport von der Quelle bis zur Mündung, den die Quereinbauten verhindern würden, grabe sich die Iller zu tief ins Mutterbett ein, sagte er. Die Durchgängigkeit des Flusses durch Renaturierung sei zudem ein aktiver Hochwasserschutz: Das überschüssige Wasser könne in die Auwälder ausgeleitet werden. Der Nutzen durch die Stromerzeugung sei hingegen gering. Schon ein einziges Windrad neuester Generation erzeuge soviel Strom wie die geplanten Wasserkraftwerke zusammen. Wirtschaftlich werde das Ganze erst durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das dem Kraftwerksbetreiber 12 Cent pro Kilowattstunde beschere.
Der Marktrat sprach sich zugunsten von „Agile Iller“ und „Unteres Illertal erleben“ und gegen eine weitere Nutzung der Wasserkraft an den Querbauwerken aus.
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