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Kellmünz: Keine Panik: Innenminister spricht im Dorfladen über Corona

Kellmünz

Keine Panik: Innenminister spricht im Dorfladen über Corona

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    Keine Panik wegen Corona: Bayerns Innenminister Joachim Hermann (Mitte) bei seinem Besuch im Dorfladen Kellmünz mit Beate Merk und Bürgermeister Michael Obst.
    Keine Panik wegen Corona: Bayerns Innenminister Joachim Hermann (Mitte) bei seinem Besuch im Dorfladen Kellmünz mit Beate Merk und Bürgermeister Michael Obst. Foto: Rebekka Jakob

    Das Bad in der Menge – jedenfalls in der Menge Menschen, die in den kleinen Kellmünzer Dorfladen passen – lässt sich der Bayerische Innenminister natürlich nicht nehmen. Aber auf das Händeschütteln, das macht Joachim Herrmann bei seinem Besuch am Montagabend gleich klar, wird er diesmal verzichten – wegen des Coronavirus natürlich. „Der Krisenstab hat beschlossen, das als Empfehlung herauszugeben. Daran sollten wir uns natürlich halten.“ Doch der Minister macht bei diesem als Bürgerkaffee angekündigten Termin deutlich: Vorsicht ist angebracht, Panik definitiv nicht.

    Der Dorfladen hat Reis und Nudeln aufgestockt - war das nötig?

    Und so nimmt ein sehr entspannter Innenminister auf der Eckbank Platz, die Helmut Schmid erst vor Kurzem für den Dorfladen in der 1500 Einwohner-Gemeinde gebaut hat, und schenkt Bürgermeister Michael Obst höchstpersönlich eine Tasse Kaffee ein. Sorgen hat man sich in Kellmünz durchaus gemacht wegen des Virus , macht Obst deutlich. Schließlich werden anderswo in Deutschland bereits Hamsterkäufe gemeldet, weil sich Menschen für eine mögliche Quarantäne eindecken. „Wir haben im Dorfladen den Bestand an Reis und Nudeln gerade eigens aufgestockt. War das jetzt nötig?“, will der Bürgermeister vom Innenminister wissen. Joachim Herrmann verneint das deutlich. „Also bei mir zu Hause habe ich keine zusätzlichen Vorräte angelegt“, verrät er. „Die Notwendigkeit, solche anzulegen, sehe ich auch nicht.“ Herrmann macht klar: Man muss die Lage bezüglich des

    Herrmann: "Corona ist nicht wie die Pest im Mittelalter"

    Allerdings sei die tatsächliche Gefahr, die von Corona ausgehe, mutmaßlich nicht so gewaltig, wie viele glauben. „Ja, in wenigen Einzelfällen kann die Krankheit tödlich enden. Aber im Moment gehen die Experten davon aus, dass die Mortalität deutlich unter einem Prozent liegt.“ Dass die Krankheit meist eher harmlos verlaufe, sehe man auch an den Mitarbeitern der Firma Webasto , die sich infiziert hatten. Alle 14 erkrankten Mitarbeiter seien wieder gesund. „Corona ist nicht wie die Pest im Mittelalter“, sagt Herrmann . Aus Sicht des Ministers seien vor allem ältere Menschen gefährdet durch die Krankheit, „Kinder überstehen sie offenbar in hohem Maße problemlos“.

    Dass große, internationale Messen wegen des Virus abgesagt würden, ist aus der Sicht von Joachim Herrmann der absolut richtige Schritt. Schließlich kämen dort Menschen aus vielen Ländern zusammen, verbringen in der Regel mehrere Tage – ein relativ hohes Ansteckungsrisiko sei gegeben. „Das Virus ist aber kein Grund, das öffentliche Leben komplett einzustellen“, betont der Innenminister. Als Beispiel nennt er ein Fußballspiel des TSV Kellmünz : „Es werden sicher keine Viren aus der gegnerischen Kurve herüberfliegen.“ Einen Grund, in Panik zu verfallen, gebe es also definitiv nicht – und die zusätzlichen Nudeln und der Reis aus dem Dorfladen dürften sich aus Sicht des Innenministers trotzdem ganz gut verkaufen.

    Kellmünzer interessieren sich auch für die Bonpflicht

    Die etwa 40 Kellmünzer, die sich an diesem Abend im kleinen Dorfladen drängeln, haben aber auch noch andere Fragen an den Innenminister – den Coupon dafür im Mitteilungsblatt der Gemeinde haben einige von ihnen genutzt. Wie man den Dorfladen vor Bürokratie und hohen Auflagen zum Beispiel bei der Bonpflicht entlasten kann, lautet eine Frage. Herrmann sagt, dass er sich dafür einsetzen will. „Versprechen kann ich aber noch nichts.“ Auch um eine verständlichere Sprache in der Politik dreht sich eine Frage – auch dafür ist der Minister: „Jeder bayerische Beamte sollte so sprechen und schreiben können, dass ihn alle verstehen“, plädiert Herrmann dafür, das Thema bereits in die Ausbildung einzubringen. Und die Frage, wie man einem 17-Jährigen nahebringen kann, bei der nächsten Wahl nicht aus Protest das Falsche zu wählen, beantwortet der Staatsminister mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Demokratie. Nach einer knappen Stunde geht es für Joachim Herrmann dann weiter nach Nersingen zum nächsten Termin – selbstverständlich ohne einen Händedruck zum Abschied.

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