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Kellmünz: Der Treppenturm an der Illerbrücke sorgt noch immer für Ärger

Kellmünz

Der Treppenturm an der Illerbrücke sorgt noch immer für Ärger

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    Die Illerbrücke ist derzeit nur über einen behelfsmäßigen Treppenturm begehbar. Er ist eine Hürde für alle, die mit Fahrrädern, Kinderwagen oder Rollstühlen unterwegs sind.
    Die Illerbrücke ist derzeit nur über einen behelfsmäßigen Treppenturm begehbar. Er ist eine Hürde für alle, die mit Fahrrädern, Kinderwagen oder Rollstühlen unterwegs sind. Foto: Armin Schmid

    Radfahrer und Fußgänger in Kellmünz sind frustriert. Seit einigen Wochen können sie die Iller in der Marktgemeinde nur noch über einen engen behelfsmäßigen Treppenaufgang überqueren. Grund dafür: Die Illerbrücke wird saniert, das Anfangsstück auf der Kellmünzer Seite musste abgerissen werden. Dort hat das Staatliche Bauamt Krumbach dann als Übergangslösung einen Treppenturm errichtet, über den die Brücke derzeit erreichbar ist.

    Den Treppenturm über die Kellmünzer Illerbrücke, die seit einigen Wochen aufgrund von Abbruch- und Bauarbeiten gesperrt ist,  haben  Spaßvögel ins Visier genommen. Wie sie auf dem Plakat geschrieben haben, stellt dieser wohl nur eine Umleitung für Bürger ohne Gehhilfe und Kinderwagen dar. Quasi um diesen Personen eine barrierefreie Überquerung der Iller zu ermöglichen, können sich deshalb unter anderem „Flößer mit Berufserfahrung“ beim Landratsamt melden. Auch Fahrradträger würden wohl eingestellt werden.
    Den Treppenturm über die Kellmünzer Illerbrücke, die seit einigen Wochen aufgrund von Abbruch- und Bauarbeiten gesperrt ist, haben Spaßvögel ins Visier genommen. Wie sie auf dem Plakat geschrieben haben, stellt dieser wohl nur eine Umleitung für Bürger ohne Gehhilfe und Kinderwagen dar. Quasi um diesen Personen eine barrierefreie Überquerung der Iller zu ermöglichen, können sich deshalb unter anderem „Flößer mit Berufserfahrung“ beim Landratsamt melden. Auch Fahrradträger würden wohl eingestellt werden. Foto: Zita Schmid

    Nicht nur in der Nacht zum 1. Mai – Witzbolde hatten ein Plakat angebracht, mit dem sie unter anderem nach einem Flößer zur besseren Flussüberquerung suchten – wurde Kritik laut. Nun kam das Thema auch im Marktrat auf den Tisch. Bürgermeister Michael Obst erläuterte, dass bei der Gemeinde zahlreiche Beschwerden eingegangen seien, die die Verwaltung an das Staatliche Bauamt weitergeleitet hatte. Das Problem liege darin, dass der Aufgang sehr schmal und steil geraten sei und das Begehen deshalb entsprechend beschwerlich ist. Fahrräder oder Kinderwagen die enge Stiege hinauf zu hieven, ist für viele Bürger nicht möglich. Wer einen Rollator als Gehhilfe benötigt, kommt nicht mehr über den Fluss. Dabei ist die Brücke eine wichtige Querung für die Bürger. Auf der anderen Seite befinden sich etwa die Anlagen des örtlichen Sportvereins und auch zwei Gasthäuser, die die Kellmünzer gern besuchen.

    Bauamt will für Verbesserung sorgen

    Das Bauamt hat mittlerweile zugesagt, die Treppenanlage nachts zu beleuchten und auf den Fahrradrouten großräumig auf die Sperrung hinzuweisen. Obst regte an, von Seiten der Gemeinde etwas zu unternehmenm um die Situation zu verbessern. Mehrere Ratsmitglieder lehnten dies jedoch ab, da die Baumaßnahme im Zuständigkeitsbereich des Bauamts liegt.

    Marktrat Christian Saueressig mahnte an, dass es ein riesiges Manko ist, dass Kinderwagen nicht über den Behelfsübergang mitgenommen werden können. Sein Amtskollege Manfred Funke ergänzte, dass der Ort in der Mitte abgeschnitten werde. Bedenklich sei, dass das Kellmünzer Sportgelände samt Turnhalle nur noch schwer erreichbar ist. Das staatliche Bauamt habe die mit Abstand billigste Lösung verwirklicht, so Funkes Vorwurf. Auch Rat Norbert Zucktriegel berichtete, dass die Kellmünzer massiv verärgert seien. Aus seiner Sicht wäre durchaus Platz für eine längere Behelfsbrücke vorhanden. Der Zweite Bürgermeister bezeichnete den Behelfsaufstieg als Sparversion. Die Kosten für Verbesserungsmaßnahmen könne nicht die Gemeinde zahlen, das sei Sache des Bauamts. Rat Thomas Obermüller erinnert daran, dass die Beeinträchtigung nicht nur ein paar Wochen, sondern mehrere Monate andauern wird. Dies sei für die Bevölkerung nicht tragbar.

    Ist der Treppenturm ein Sicherheitsrisiko?

    Marktrat Mathias Gestle sieht sogar ein Sicherheitsrisiko in dem Treppenturm. Der Behelfsaufstieg würde bei Regen keinen sicheren Übergang darstellen, es bestehe erhebliche Rutschgefahr. Die Sicherheitsvorschriften sind laut Christian Saueressig von Anfang an verletzt worden. Dies zeige sich schon daran, dass für den behelfsmäßigen Treppenaufgang keine Beleuchtung installiert wurde. Das Ratsgremium fasste abschließend einen einstimmigen Beschluss. Das staatliche Bauamt wird aufgefordert, eine alternative Aufstiegsmöglichkeit zu finden, die auch mit Kinderwagen und Gehhilfen, sowie von Kindern und älteren Personen mit dem Fahrrad begehbar ist.

    Marlene Deininger vom Staatlichen Bauamt in Krumbach bezieht auf Anfrage unserer Redaktion Stellung zu den Beschwerden. Sie räumt ein, dass der Treppenturm einen Kompromiss darstelle und nicht barrierefrei sei. Doch die behelfsmäßige Lösung an dieser Stelle entsprechend ohne Stufen auszubauen und dabei alle geltenden Vorschriften zu beachten, sei kaum möglich. Unter anderem für flache Neigungen, die ein Rollstuhlfahrer benötigt, um den Höhenunterschied bewältigen zu können, sei an dieser Stelle kein Platz. Denn der ist beengter, als es scheint. So müsse zum Beispiel ein gewisser Mindestabstand zu den Gleisen und damit zu vorbeirasenden Zügen eingehalten werden. Im schlimmsten Fall könne der Zug durch seinen Sog das Gebilde umreißen, erklärt Deininger.

    Bauamt wehrt sich gegen Vorwürfe

    Von der Bahn kommen außerdem weitere Auflagen. Direkt bei der Baustelle befindet sich ein Gastank für eine Weichenheizung und weiter hinten ein Schaltschrank. Mitarbeiter der Bahn müssen die Stelle auch im Sommer zu jeder Zeit mit einem Kombi anfahren können. „Auch den Platz müssen wir freihalten“, sagt Deiniger. Sie kündigt an, das Bauamt werde die Einschränkungen auf das Mindestmaß beschränken. Sobald es der Baufortschritt zulasse, werde die Querung über das neue Bauwerk erfolgen. Das Bauamt schlägt außerdem einen Ortstermin mit Vertretern der Gemeinde vor, um deren Verbesserungsvorschläge entgegenzunehmen und die Problematik der beengten Platzverhältnisse genauer zu erläutern.

    In Kellmünz haben es derzeit nicht nur Radfahrer schwer. Weil auch in Fellheim die Brücke gesperrt ist, müssen Autofahrer zum Teil weite Umwege in Kauf nehmen. Mehr dazu: Gesperrte Brücken und Straßen: Schwere Zeiten für Pendler bei Kellmünz.

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