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Bellenberg: Kastanien in Bellenberg: Großer Frust über gefällte Bäume

Bellenberg

Kastanien in Bellenberg: Großer Frust über gefällte Bäume

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    Die Kastanien in der Auer Straße wurden gefällt. Der Ärger darüber ist groß.
    Die Kastanien in der Auer Straße wurden gefällt. Der Ärger darüber ist groß. Foto: Regina Langhans

    Die Debatten um den überraschend schnell umgesetzten Gemeinderatsbeschluss, vier gesunde Kastanien wegen herabfallender Blätter und Früchte an der Auer Straße zu fällen, reißen nicht ab. Wie berichtet, wurden rechtzeitig vor Beginn der Schutzfrist für Vögel Fakten geschaffen, die nicht mehr umzukehren sind: Die vier Bäume sind weg. Bürgermeisterin Susanne Schewetzky (CSU) – nach kurzer Erkrankung im Rathaus zurück – versucht es nun mit optischer Schadensbegrenzung. Es sollen schnell passendere Bäume nachgepflanzt werden. Doch die Frage, die viele Bellenberger umtreibt, beantwortet das noch nicht: Warum wurden die Kastanien überhaupt gefällt, wenn der Antrag dazu bereits zurückgezogen wurde?

    Kastanien: Bürgermeisterin wollte über Fällung nochmal beraten

    Schewetzky sichert im Gespräch mit unserer Redaktion zu, gleich in den nächsten Tagen mit Bauhofleiter Roland Steinbrecher über neue Bäume sprechen zu wollen. Dass die Kastanien in ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit gefällt wurden, beziehungsweise ihre Stellvertreter so zügig zur Tat geschritten sind, sei auch für sie etwas schnell gekommen, gibt die Bürgermeisterin zu. Sie hatte zuvor in einem Antwortschreiben auf den besorgten Brief des Vogelschutzbund-Vorsitzenden Franz Zeller zugesichert, nochmals über die Fällungen beraten zu wollen.

    Doch sie stehe zur Aktion des stellvertretenden Bürgermeisters Gerhard Schiele (SPD), der zudem, in Absprache mit Drittem Bürgermeister Abdo de Basso, den bei zwei Gegenstimmen gefassten Beschluss umgesetzt hatte, erklärt Schewetzky. „Sie haben bestimmt nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und ihre Gründe gehabt“, sagte sie. Auch hätten die beiden gewiss gut abgewogen, wohl wissend wie unpopulär die Entscheidung im Ort ist. An der Kompetenz ihrer Stellvertreter habe sie keine Zweifel, so Schewetzky.

    Naturschützer Zeller ist nach dem Mailverkehr mit Schewetzky davon ausgegangen, dass die Baumfällung erst mal hinfällig sei und das Thema nochmals auf die Tagesordnung komme. Er zitiert aus der Nachricht der Bürgermeisterin, dass „der Antrag zurückgenommen sei und daher nicht gefällt werden müsse“. Ebenso, dass dies dem Bauhofleiter so mitgeteilt werde.

    Kastanien in Bellenberg: Gemeinderäte fühlen sich übergangen

    Verwundert über die schnelle Entscheidung zeigte sich auch Benjamin Windirsch (CSU) am Tag nach der Fällung mit seiner Anfrage im Gemeinderat. Er sagte: „Ich bin davon ausgegangen, dass das Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommt und zumindest diskutiert wird, da der Antragsteller zurückgezogen und sich das Fällen somit erübrigt hat.“ Selbst im Gemeindeblatt Bellenberg Aktuell sei dies so kommuniziert worden. Den Einwand, dass wegen der Schutzfrist für brütende Vögel Eile geboten gewesen wäre, falls das Fällen erneut bejaht worden wäre, ließ Windirsch nicht gelten: „Der Freitag oder notfalls Samstag hätten noch zur Verfügung gestanden.“ Windirsch vermutet, dass nach dem zurückgezogenen Antrag des Anliegers womöglich die Mehrheit im Rat für den Kastanienerhalt gestimmt hätte. Darauf erwiderte Abdo de Basso als der geschäftsführende Bürgermeister nur: „Ich stehe immer noch zu meiner Entscheidung.“ Hätte Windirsch das Thema auf der Tagesordnung gewünscht, wäre ein Antrag dazu nötig gewesen. Daran hatte offenbar niemand gedacht.

    Als Bewohnerin in Nähe der Auer Straße und somit in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Baumreihe kann Carmen Höllerbauer die Vorgänge überhaupt nicht verstehen. Sie sagt: „Das ganze Dorf ist in Aufruhr.“ Alle hätten gedacht, dass es mit dem Zurückziehen des Antrags keinen Grund mehr zum Umlegen der Bäume gebe. Höllerbauer berichtet, sie habe unmittelbar nach der Fällaktion im Rathaus angerufen. Dort wusste aber niemand bescheid.

    Bellenberger spekulieren: Was steckt wirklich hinter dem Schnellschuss?

    Auch die spätere Argumentation der stellvertretenden Bürgermeister, die Bäume würden den Radweg verschmutzen, sodass Radler und Rollatornutzer ausrutschen könnten und der Bauhof zusätzlich Arbeit hätte, würden sie wenig überzeugen. Das hieße für sie, aus „Komfortgründen“ vier gesunde 20 Jahre alte Bäume zu fällen. Sie vermute mehr dahinter: „Da wollten die Bürgermeister doch jemandem einen Gefallen tun, vielleicht dem Grundstücksverpächter?" Schließlich hatte der Mieter des Anwesens, der auch den Antrag zur Fällung erst gestellt und dann zurückgezogen hatte, inzwischen angekündigt, Bellenberg verlassen zu wollen. Der Verpächter finde ohne die Kastanien vielleicht leichter einen Nachmieter.

    Auf Anfrage unserer Redaktion verneinte der Verpächter, der pikanterweise selbst Mitglied im Gemeinderat ist, ganz deutlich solche Zusammenhänge. Er als Betroffener habe in der Sache nicht einmal mitstimmen dürfen. Das Thema habe schon vor Jahren auf der Tagesordnung gestanden und er habe für den Erhalt plädiert. Die ungute Situation bringe ihm keinerlei Vorteile.

    Firmeninhaber Armin Rapp, Antragsteller und Rückzieher ebendieses Antrags, zeigte sich überrascht, wie „die Menschen in Bellenberg miteinander umgehen, anstatt für ein bestehendes Problem gemeinsam eine Lösung zu suchen“. Unabhängig von der Wende, dass die Bäume nun doch gefällt wurden, obwohl sein Antrag hinfällig war, prüfe er derzeit die Wirtschaftlichkeit eines Wegzugs nach Illertissen. Dort sei ihm ein Grundstück zugesichert worden, ganz entschieden habe er sich aber noch nicht.

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