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Jedesheim: Ein Zeitzeuge berichtet

Jedesheim

Ein Zeitzeuge berichtet

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    Valentin Mayer hat ein Buch über die Zeit während und nach den Weltkriegen verfasst.
    Valentin Mayer hat ein Buch über die Zeit während und nach den Weltkriegen verfasst. Foto: Armin Schmid

    Aktive Teilnehmer des II. Weltkrieges gibt es nicht mehr viele. Einer der wenigen, die dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte miterlebt haben, ist Valentin Mayer. Im hohen Alter von 95 Jahren hat der Jedesheimer nun mit dem Buch „Kriegserinnerungen Vater und Sohn“, ein rares Zeitzeugnis verfasst.

    Der Landwirt und Jedesheimer Altbürgermeister hat wie sein Vater Wendelin im Krieg Tagebuch geführt. Valentin Mayer im Zweiten und sein Vater im Ersten Weltkrieg.

    Der Jedesheimer wurde in Rußland mehrfach verwundet, entging mehr als einmal dem Tod, überlebte russische und englische Gefangenschaft und wurde beinahe von der SS gehenkt.

    Eindringlich schildert er, wie er im März 1945 auf dem Truppenrückzug in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Dabei wurden ihm Soldbuch und Papiere abgenommen. Zusammen mit einem Obergefreiten gelang Mayer die Flucht. Nach drei Tagen erreichten sie deutsche Stellungen und fielen in die Hände der SS. „Ohne Papiere und Waffen war unser Schicksal besiegelt“, schildert Mayer. Die beiden Soldaten wurden für Deserteure gehalten. Mit einem Strick um den Hals standen die beiden schon auf einer Munitionskiste unter einem Baum. Ringsum hingen tote Soldaten in den Bäumen. Durch einen hohen SS-Offizier wurden die beiden im letzten Augenblick gerettet und vor dem Tod durch Erhängen bewahrt. Angesichts von sechs Verwundungen in Russland hatte Mayer Glück, dass er die Schrecken dieses Kriegs überlebt hat.

    Nicht viel besser erging es seinem Vater, der im Ersten Weltkrieg in Frankreich kämpfte. Im März 1915 wurde Wendelin Mayer bei einem Granateinschlag verschüttet, konnte aber lebend und mit zerfetzter Uniform wieder ausgegraben werden. All diese Kriegserlebnisse und Erinnerungen formten Valentin Mayer nachhaltig und machten ihn zu einem engagierten Kämpfer für Versöhnung. Um Kriegsverherrlichung geht es Valentin Mayer nicht. Seine Botschaft ist die Mahnung für den Frieden unter den Menschen und Völkern.

    1987 kehrte er an den Einsatzort seiner 268. Infanteriedivision nach Russland zurück. Wenn auch die Gräber seiner gefallenen Kameraden nicht mehr sichtbar waren, so wollte er ihrer an Ort und Stelle gedenken. 42 Jahre nach Ende des Weltkriegs fuhr er wieder nach Russland, knüpfte Kontakte zu russischen Veteranen und war seither mehr als 20 Mal zu Besuchen dort. Ein Höhepunkt dieser Zeit geht auf das Jahr 1995 zurück. 50 Jahre nach Kriegsende wurde in Macajewo ein Gedenkstein mit der Inschrift „Nie wieder Krieg“ eingeweiht. (sar)

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