Schwarz verbrannte Dachbalken sind bei der Untersuchung des Illertisser „Adler“ zutage getreten – Spuren eines Feuers, für das Sachgebietsleiter Florian Schilling keine Erklärung in den Unterlagen der Stadt gefunden hat. Einer seiner Vorgänger, Hans-Joachim Lüddemann, hat jetzt für die IZ das Rätsel um den Brand gelüftet. Der Held der Geschichte: ein Metzgershund.
Auch wenn bei der Stadt keine Unterlagen vorliegen sollten, kann der ehemalige Stadtbaumeister genaue Daten nennen: „Ich habe damals Tagebuch geführt und mir aufgeschrieben, wann es passiert ist.“ Am 3. März 1981 war Faschingsdienstag. Der begann in Illertissen allerdings dramatisch: „In den frühen Nachtstunden, schlug der Hund des Metzgers Weber – Pächter im Adler – an. Es gab bei leichtem Neuschnee einen Dachstuhlbrand“, erinnert sich Lüddemann. „Die Feuerwehr war rasch zur Stelle, war diese doch zu dieser Zeit noch im Rathaus-Erdgeschoss untergebracht und die wichtigsten Floriansjünger wohnten in nächster Nähe.“ Diese hätten durch ihren raschen Einsatz den Brand schnell unter Kontrolle bekommen, sodass kein größerer Schaden entstanden sei.
Feuer unter dem Dach des "Adler": Das war die Ursache
„Als Brandursache wurde ein technischer Defekt im Dachstuhl ausgemacht (Kabelbrand), da jeder, der mal im Adler Pächter war, seine Installationen frei Schnauze verlegte“, so der ehemalige Stadtbaumeister. „Kurzum, die Schadensstelle wurde mit Dachplatten wieder abgedeckt, die Tragfähigkeit der Sparren und Lattung war nur unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen worden und der Laden lief weiter. Heute undenkbar, ohne Brandsachverständiger, Gutachter der Tragfähigkeit und Kripo geht heut gar nix.“
Für Lüddemann steht fest: Hätte des Metzgers Hund nicht angeschlagen, wäre Illertissen um ein erinnerungswertes Ereignis reicher geworden. „So haben aber die wenigsten etwas davon mitbekommen.“ Dass bei den Untersuchungen der Adler-Sanierung jetzt einige Überraschungen ans Tageslicht kommen, wundert den ehemaligen Stadtbaumeister nicht.
Er erinnert an die Sanierung der Historischen Schranne, die in seine Amtszeit fiel. Lüddemann war bis 1993 im Rathaus angestellt, bevor er sich selbstständig machte. „Damals haben wir zuerst ein verformungsgerechtes Aufmaß der Schranne genommen, also eine Vermessung der Balken unter anderem mit dem Theodoliten. Erst dann sei mit den Ergebnissen der Untersuchung als Grundlage der Wettbewerb für die Neugestaltung ausgeschrieben worden. Beim Adler stand die Mehrfachbeauftragung, bei der sich Architekten um das Projekt beworben haben, am Anfang.
Schon vor 25 Jahren gab es Bedenken wegen der Statik
Jetzt werden, wie berichtet, unter anderem Decken und Wände des „Adler“ geöffnet, um die genaue Planung vornehmen zu können. Lüddemann wundert sich, dass keine älteren Erkenntnisse genutzt werden können. „Wie man nun durch etwas intensivere Besichtigungen feststellt, befindet sich der Zustand des Gebäudes doch etwas negativer als bisher angenommen. Warum wurde vor etwa 25 Jahren die Nutzung des Saales im Obergeschoss untersagt, nachdem festgestellt wurde, dass die Erdgeschoss-Decke die beabsichtigte Traglast nicht standhält? Ist dies in die bisherigen Überlegungen nicht eingeflossen?“, fragt sich der Baufachmann.
Dem heutigen Verantwortlichen im Rathaus, Florian Schilling, bleibt nur die Untersuchung der Bausubstanz als Anhaltspunkt. Unterlagen über den „Adler“ gebe es bei der Stadt kaum, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir hatten gerade einmal zwei historische Ansichten zur Verfügung, mehr nicht.“ Zumindest ein Rätsel, das der Adler den Planer aufgegeben hatte, konnte aber dank des Tagebuchs des Stadtbaumeisters jetzt gelöst werden.
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