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Illertissen: Welche Geheimnisse schlummern im Illertisser Weiher?

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Welche Geheimnisse schlummern im Illertisser Weiher?

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    Es gibt Legenden über riesige Hechte im Weiher.
    Es gibt Legenden über riesige Hechte im Weiher.

    Illertissen Plötzlich ist das Wasser weg: In den heißen Sommermonaten sinkt der Pegel des Illertisser Stadtweihers merklich ab. Der rätselhafte Schwund ist nicht nur deutlich sichtbar – er ist auch noch teuer. Bis zu 150000 Liter Wasser müssen dann täglich in den Weiher geleitet werden. Die Kosten: rund 3300 Euro. Das soll nicht so bleiben: Deshalb wird das Kleinod demnächst saniert. Aufwendige Arbeiten stehen an: Alle Fische müssen aus dem Wasser geholt werden. Man macht sich auf Überraschungen gefasst.

    Der Weiher ist in warmen Jahreszeiten ein beliebter Aufenthaltsort und gilt zudem als ein Wahrzeichen der Stadt: „Für die Leute war er schon immer wichtig“, sagt Gerhard Steinle vom Illertisser Bauamt, der die Sanierung koordiniert. Früher seien Bilder des Gewässers auf Postkarten gedruckt worden. Zuletzt sei mehreren Bürgern aufgefallen, dass mit dem Weiher etwas nicht stimme. So recht erklären konnte sich den rätselhaften Wasserschwund allerdings niemand. „Keiner weiß, wo das Wasser genau hingeht“, sagt Steinle. Es versickere wohl im Untergrund. Nun sei es an der Zeit, zu handeln: Kürzlich habe der Bauausschuss in nicht öffentlicher Sitzung eine groß angelegte Sanierung beschlossen. Damit werde ein lang gehegter Wunsch des Bauhofs umgesetzt, so Steinle. Schon in den nächsten Tagen sollen die Arbeiten beginnen. Das Konzept stammt von einer Firma für Gewässerpflege in Jettingen-Scheppach (Kreis Günzburg), beteiligt sind zudem Biologe Ralf Schreiber und Mitarbeiter des Bauhofs. Und auch der Fischereiverein Illertissen-Dietenheim ist mit im Boot – und das wortwörtlich. Denn im Zuge der Sanierung des Weihers müssen die Fische aus dem Wasser geholt werden. Bevor es losgeht, steigt die Spannung. Denn so genau weiß niemand, welche Geheimnisse der Weiher hütet. Und was im Zuge der Arbeiten so alles zum Vorschein kommen könnte.

    Seit vielen Jahren gibt es Pläne, den Stadtweiher in Illertissen zu sanieren. Denn im Sommer verliert er große Mengen Wasser. Nun ist es soweit: Bald sollen die Arbeiten starten.
    Seit vielen Jahren gibt es Pläne, den Stadtweiher in Illertissen zu sanieren. Denn im Sommer verliert er große Mengen Wasser. Nun ist es soweit: Bald sollen die Arbeiten starten.

    Da gibt es etwa Legenden von riesigen Hechten, die am dunklen Grund des Teichs auf Beute lauern. Sie sollen hier und da sogar Entenküken von der Oberfläche geschnappt haben. „Wir werden sehen, was da dran ist“, sagt Steinle erwartungsvoll. Als sicher gilt, dass in dem Weiher Rotfedern leben und auch einige fette Karpfen. Sie sollen ein neues Zuhause im Dietenheimer Fischweiher erhalten. Zurückkehren nach Illertissen werden sie danach wohl nicht. Auch nicht auf einen Teller: Denn die Weiher-Karpfen seien nicht genießbar, wie Steinle weiß. Wegen der Beschaffenheit des Wassers würde ihr Fleisch „nach Moor“ schmecken.

    Stadtweiher Illertissen: Fischer setzen Elektro-Gerät ein

    Das Abfischen ist eine große Aktion: Einfach eine Angel rein hängen und warten – so einfach wird das nicht funktionieren. Zum Einsatz kommt ein Elektrogerät, das die Fische mit einem Schock lähmt. Mitglieder des Fischereivereins werden – geschützt von schwerer Gummibekleidung – die Tiere dann mit einem Kescher fangen und in einen mit Sauerstoff gespeisten Wassertank bringen. Den Fischen passiere dabei nichts, sagt Thomas Kaufmann, der Vorsitzende des Vereins. Mit seiner Tiefe von gerade einmal 1,5 Metern sei der Weiher kein artgerechter Lebensraum für größere Tiere, sagt der Experte. Kaufmann weiß, dass Schleien, Karpfen, Rotaugen, Rotfedern und kleine Barsche in dem Tümpel leben. Was er noch erwartet? „Lassen wir uns überraschen.“

    Völlig verwaist soll der sanierte Stadtweiher unterhalb der Wasseroberfläche nicht sein: Man bekomme ihn ohnehin nicht ganz fischleer, sagt Steinle. Und fügt schmunzelnd hinzu, dass so mancher Bürger ein Übriges dazu beitragen werde. So würden im Weiher immer wieder Goldfische ausgesetzt. Die da freilich nicht hingehörten.

    Und sogar Schildkröten solen darin heimisch sein.
    Und sogar Schildkröten solen darin heimisch sein.

    Genauso wenig wie die Schildkröten, die seit einiger Zeit im Gewässer leben. „Das sind eigentlich Terrarientiere, die bei uns in der freien Natur nichts verloren haben“, sagt Biologe Schreiber. Denn solche nicht heimischen Tierarten (Neozoen) vermehrten sich rasant und bedrohten die hiesige Fauna. Das Aussetzen sei verboten, betont Schreiber. Es gebe mittlerweile EU-weite Vorgaben, dass solche Arten nach Möglichkeit wieder aus der Natur entfernt werden müssten.

    Andere Beispiele für „invasive Neozoen“ sind laut Schreiber Waschbären und Signalkrebse. Deren Rettung wäre „falsch verstandene Tierliebe“ – und kontraproduktiv. So würden Waschbären etwa Vogeleier sowie Frösche fressen und die eingewanderten Signalkrebse die sogenannte „Krebspest“ übertragen. Auch im Stadtweiher könnten Krebse leben, vermutet Schreiber.

    Sanierung des Weihers soll Ende November beginnen

    Falls das Wetter mitspielt, soll die Sanierung Ende November beginnen: Mitarbeiter des Gewässerpflege-Büros werden die Pflanzen am Grund des Sees mit einem Spezialboot mähen, Leute des Bauhofs sollen Schilf und Bäume von den kleinen Inseln entfernen. Denn deren Wurzeln entzögen Wasser.

    In den Teich soll dann ein sogenannter Abdicht-Ton eingebracht werden. Dieses Material werde die undichten Stellen schließen, heißt es. Abgestorbene Pflanzenteile würden mittels eines Aktivsauerstoffs entfernt, schildert Steinle das weitere Vorgehen. Insgesamt sind für das Projekt 60000 Euro veranschlagt. Die Arbeiten dürften sich über mehrere Wochen hinziehen.

    Bei der Sanierung soll pfleglich mit der Natur umgegangen werden, sagt Steinle. So sei das Landratsamt als Untere Naturschutzbehörde eingebunden und auch der Bund Naturschutz wurde informiert. Rund um das Gewässer wird dennoch einiges passieren. Biologe Schreiber betont, dass der Stadtweiher in erster Linie für Erholung und Freizeit gedacht sei. Der Naturschutz komme zwangsläufig an zweiter Stelle.

    Der Illertisser Weiher ist ein Wahrzeichen der Stadt:

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