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Illertissen: Wechsel im Bauamt: Ein Abschied mit gemischten Gefühlen

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Wechsel im Bauamt: Ein Abschied mit gemischten Gefühlen

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    Stabswechsel im Illertisser Bauamt: Manfred Norrenbrock (rechts) geht nach 26 Jahren in den Ruhestand und übergibt die geschäfte offiziell an seinen Nachfolger, den 28-jährigen Stadtplaner Florian Schilling.
    Stabswechsel im Illertisser Bauamt: Manfred Norrenbrock (rechts) geht nach 26 Jahren in den Ruhestand und übergibt die geschäfte offiziell an seinen Nachfolger, den 28-jährigen Stadtplaner Florian Schilling. Foto: Jens Carsten

    In wenigen Stunden geht im Illertisser Rathaus eine Ära zu Ende: Nach 26 Jahren in Diensten der Stadt sagt Hochbauamtsleiter Manfred Norrenbrock Adieu. In den Ruhestand geht er mit gemischten Gefühlen, wie er sagt. Wehmut sei natürlich dabei. Wegen der netten Kollegen im Bauamt („eine gute Truppe“), wegen der vielen umgesetzten Bauprojekte („Da passiert vieles.“). Und weil in den vergangenen Jahren unter Bürgermeister Jürgen Eisen allgemein gut gearbeitet wurde. Aber es kommen auch andere Erinnerungen hoch. An schwere Zeiten, an zermürbende und belastenden Zeiten. Das war als Anfang der 2000er Jahre der sogenannte „Kartenskandal“ großes Aufsehen in Illertissen erregte.

    Es ging um ein Gewerbegebiet in Jedesheim, falsche Pläne und schließlich um die Suche nach einem Verantwortlichen. Die Sache wurde zum Politikum und beschäftigte sogar die Staatsanwaltschaft. „Man wollte mich loswerden“, ist Norrenbrock überzeugt. Und fast hätte „man“ das auch geschafft. Aber nur fast. Der Titel „Stadtbaumeister“ sei ihm zwar entzogen worden. Doch Norrenbrock blieb. „So schlimm das alles war, ich bin gestärkt daraus hervorgegangen“, sagt er heute. Auch Dank der Hilfe von Josef Kränzle, der Unternehmer und Politiker habe ihn unterstützt.

    Stabswechsel im Illertisser Bauamt: Manfred Norrenbrock (rechts) geht nach 26 Jahren in den Ruhestand und übergibt die geschäfte offiziell an seinen Nachfolger, den 28-jährigen Stadtplaner Florian Schilling.
    Stabswechsel im Illertisser Bauamt: Manfred Norrenbrock (rechts) geht nach 26 Jahren in den Ruhestand und übergibt die geschäfte offiziell an seinen Nachfolger, den 28-jährigen Stadtplaner Florian Schilling. Foto: Jens Carsten

    Das alles kommt in diesen Tagen wieder hoch, wenn Norrenbrock über seine Dienstzeit nachdenkt. Seine Erlebnisse im Rathaus könnten ein Buch füllen, sagt der 63-Jährige. „Das wäre ein Bestseller.“ Ob er wirklich unter die Autoren geht? Zu Erzählen gebe es aus Norrenbrocks Sicht zumindest einiges. Etwa, wieso es bis heute keine Bahnunterführung an der Auer Straße gibt. Norrenbrock spricht von einem städtebaulichen Fehler. Der sei in den 1990er Jahren gemacht worden. Der Platz sei bereit gestanden, die Deutsche Bahn habe einen Zuschuss zugesichert. Doch das Projekt sei an der Politik gescheitert, es habe Streit zwischen der CSU und ihrer Splittergruppe CSB gegeben und schließlich sei das Unterfangen im Stadtrat durchgefallen. Heute werde die fehlende Unterführung vermisst, weil sie die Weststadt besser anbinden würde. Oft stoppe der Verkehr an geschlossenen Bahnschranken. Korrigieren lasse sich die Situation nicht mehr, sagt Norrenbrock. „Für einen Bau gibt es keinen Platz.“

    Marktplatz in Illertissen hat sich "toll entwickelt"

    „Toll entwickelt“ habe sich dagegen die Innenstadt mit dem Marktplatz und das Areal um den Bahnhof: Die Supermärkte seien durch die Unterführung von der Innenstadt zu Fuß oder mit dem Rad schnell zu erreichen. „Eine gute Sache für die älteren Mitbürger“, sagt Norrenbrock.

    Der neue Supermarkt im Illertisser Süden, den ein Münchner Investor bauen will, lehnt Hochbauexperte Norrenbrock ab. „Das geht gar nicht.“ Allenfalls „etwas Kleineres“ sei dort denkbar, nahe an der Memminger Straße. Geht es nach Norrenbrock, sollten im Süden Flächen reserviert werden: Wer wisse schon, welche Folgen der mögliche Austritt Neu-Ulms aus dem Landkreis (Nuxit) oder die neue Struktur der Kreiskliniken für Illertissen haben könnte. „Da sollten wir uns etwas offen halten“, glaubt Norrenbrock.

    Wichtiger sei momentan, die Entwicklung des ehemaligen Baywa-Areals in der Innenstadt fortzusetzen. Dort soll Wohnraum für bis zu 1000 Menschen entstehen.

    Höhepunkt: Der Bau der Aussegnungshalle in Illertissen

    Einen Höhepunkt seiner Amtszeit sieht Norrenbrock im Bau der Aussegnungshalle auf dem Illertisser Friedhof, ein „Vorzeigeobjekt“. Auch die Einrichtung in Tiefenbach hat der Hochbauamtsleiter selbst geplant, ebenso wie das Mehrfamilienhaus an der Dietenheimer Straße. Gerne hätte er den neuen Kindergarten in der Mozartstraße entworfen, doch seine Idee mit achteckigen Waben überzeugte letztlich nicht alle Stadträte. Norrenbrock zuckt die Achseln. „So ist das halt.“

    Dieses und andere Bauvorhaben wie das neue Feuerwehrhaus (und neue Pläne für das alte) gibt er nun in die Obhut seines Nachfolgers Florian Schilling, bei dem Norrenbrock sie in guten Händen weiß. Der 28-jährige Mittelfranke hat in Cottbus und Kaiserslautern Stadt- und Regionalplanung studiert und arbeitet sich seit August in Illertissen ein. Öffentlicher Dienst liege ihm, sagt er. „Es ist schön, für die Allgemeinheit zu arbeiten.“ Zu tun gibt es da in Illertissen derzeit einiges: „Baulich ist viel geboten“, sagt Schilling, die Stadt wachse, nicht zu schnell, aber gesund.

    Das kann Norrenbrock künftig mit gewissem Abstand beobachten. Auch wenn sein Nachfolger nicht anrufen sollte, um nach Rat zu fragen – langweilig wird es dem bald 64-Jährigen wohl nicht. Reisen mit dem Wohnmobil stehen an, vielleicht einige Aufträge als Architekt. Und dann gibt es da ja noch das Projekt mit dem Buch.

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