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Illertissen: Verzweifelte Suche nach günstigem Wohnraum in Illertissen

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Verzweifelte Suche nach günstigem Wohnraum in Illertissen

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    Illertissen boomt – und mit der Einwohnerzahl steigen auch die Nachfrage an Wohnraum und die Mieten. Der Markt ist heiß umkämpft. Das bekommt die Wohnungsbau-GmbH momentan zu spüren.
    Illertissen boomt – und mit der Einwohnerzahl steigen auch die Nachfrage an Wohnraum und die Mieten. Der Markt ist heiß umkämpft. Das bekommt die Wohnungsbau-GmbH momentan zu spüren. Foto: Alexander Kaya

    Illertissen An Montagen geben sich die Menschen im Büro von Christian Frimmel in der Hermann-Köhl-Straße 1 die Klinke in die Hand. Dann hat der Geschäftsführer der Illertisser Wohnungsbau-GmbH offiziell Sprechstunde – und nimmt Bewerbungen von potenziellen neuen Mietern entgegen. Mal seien es fünf, mal zehn Interessenten, die auf eine Zusage hoffen und damit auf eine bezahlbare Wohnung. Es handelt sich längst nicht nur um Bedürftige in Notlagen, wie man es vielleicht erwarten könnte.

    Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 setzt sich die Wohnungsbau-GmbH gewissermaßen für Benachteiligte in Illertissen ein: Damals waren es zunächst Kriegsheimkehrer und Zwangsausgewiesene, denen ein Dach über dem Kopf geboten werden sollte. Heute kommen auch Menschen mit normalen Einkommen zu Frimmel. Arbeiter seien darunter, auch Angestellte. Denn die Mieten der GmbH gelten als günstig: Zwischen 5,50 und 6,50 Euro sind es pro Quadratmeter, gut zwei Euro unter dem, was in der seit Jahren wachsenden Vöhlinstadt derzeit als Durchschnitt betrachtet werde. In Ulm und Neu-

    Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist in Illertissen groß

    Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist groß – viel zu groß, um sie bedienen zu können. Die Warteliste der Wohnungsbau-GmbH ist lang. Und sie wird länger und länger. „Wir haben uns schon überlegt, die Sprechstunden zu schließen und keine neuen Leute mehr auf die Liste zu setzen“, sagt Frimmel. Momentan sind alle 343 Wohnungen belegt. Manche sind klein und haben noch separate Öfen, andere sind groß, barrierefrei und verfügen über Balkone. Ein Beispiel: Für zwei Zimmer mit 50 Quadratmetern zahlen GmbH-Mieter (je nach Ausstattung) mitunter nur 300 Euro kalt. „Bei der derzeitigen Lage ist das ein Traum“, sagt Frimmel.

    Mehr als 500 Menschen leben in den Wohnungen der GmbH, deren größte Gesellschafter die Stadt Illertissen und die örtliche Sparkasse sind. Längst nicht alle Mieter sind laut Definition bedürftig: „Wir haben einen gesunden Mix aus allen Schichten“, sagt Frimmel. Nur wer vom Staat geförderten Wohnraum beziehen will, muss einen Berechtigungsschein vorweisen, den er sich bei entsprechender finanzieller Situation vom Landratsamt ausstellen lassen kann. Läuft ein staatliches Förderprogramm nach jahrzehnten aus, ist die GmbH frei in der Vergabe, erklärt der Geschäftsführer. Trotzdem verlange man dann nicht „utopisch hohe Mieten“. Auch wenn das angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt wohl möglich wäre. „Geld scheffeln ist nicht unser Existenzzweck.“ Zwar müsse sich die GmbH mit ihren fast zehn Mitarbeitern aus den Einnahmen finanzieren, die Gebäude instandhalten und auch Investitionen für Rücklagen bilden. „Aber wir werden nicht auf acht oder neun Euro Kaltmiete pro Quadratmeter gehen, das können alle anderen machen“, sagt Frimmel. Denn es gehe darum, den viel zitierten bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten. Und der ist so gefragt, wie nie zuvor.

    Viele Menschen sind auf der Suche, die Konkurrenz ist groß. Das merken auch die Interessenten, die in der Hoffnung auf eine schnelle Zusage in die Sprechstunde kämen. Weil Frimmel sie momentan „nur“ auf die Warteliste setzen kann (so wie eine inzwischen dreistellige Zahl von Menschen vor ihnen), nehme die Enttäuschung schon mal überhand. Vereinzelt musste der Geschäftsführer der GmbH hitzige Gespräche führen. Und dabei Irrtümer ausräumen: Der Berechtigungsschein für ein geförderte Wohnung bedeute nicht, dass auch eine frei ist. Manche glaubten, sie hätten ein Recht auf eine Zuweisung. „Aber wir sind ja nicht in der DDR.“ Wer sich auf die Warteliste setzen lässt, muss mitunter ein bis zwei Jahre auf einen Zuschlag warten – auch wenn er vielleicht schon viele Schicksalsschläge erdulden musste. „Ich kann deshalb nicht jemanden anderem kündigen“, sagt Frimmel. „Momentan ist die Lage echt schlimm.“ Ob ihn das belaste? „Das nicht, aber die Vorstufe dazu.“

    Lage am Wohnungsmarkt wird sich wohl nicht entspannen

    Die GmbH investiert momentan in neuen Wohnraum: Der Bau von 15 neuen Wohneinheiten in der Auer Straße liegt in den letzten Zügen, in der Zeppelinstraße sollen in vier Gebäuden 36 Wohnungen entstehen. Rund 8,5 Millionen Euro kostet das Projekt. Vermietet wird an Menschen mit kleinen Einkommen, aber vom Begriff „Sozialwohnung“ hält Frimmel nichts. Der unterstelle nämlich, dass die darin lebenden Menschen „zu schwach fürs richtige Leben“ seien. Und das stimme nicht. Klar gebe es Mieter, die quasi kein oder nur wenig Geld zur Verfügung hätten. Alleinerziehende seinen darunter. „Aber das sind normal funktionierende Mitglieder unserer Gesellschaft“, sagt Frimmel. Und er erläutert: Die Anforderungen an leicht geförderten Mietraum seien gar nicht mal so hoch. Eine Familie aus einem Facharbeiter und seiner Frau, bei der zwei kleine Kinder daheim bleiben, könne die Richtlinien mitunter schon erfüllen. Ehrenrührig sei das keinesfalls. Im Gegenteil: „Es lohnt sich, mal bei uns nachzufragen.“

    Ob die Neubauten die überhitzte Lage am Wohnungsmarkt in Illertissen entspannen? Wohl nicht, sagt Frimmel. Dazu seien die Projekte zu klein – und ihre Umsetzung dauere auch sehr lange. Manchmal viele Jahre. Abhilfe schaffen könnten hingegen das groß angelegte neue Wohngebiet auf dem ehemaligen Baywa-Gelände und jenes im Illertisser Süden. Doch bis die Angebote Wirkungen zeigen, dürften wohl noch einige Jahre vergehen. „Wohnungsbau funktioniert eben nicht von heute auf morgen“, sagt der Immobilienexperte.

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