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Illertissen: Vergangene Ritterherrlichkeit in Illereichen

Illertissen

Vergangene Ritterherrlichkeit in Illereichen

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    Eine Lithographie aus unbekannter Feder zeigt das Schloss Aichheim/Illereichen, Der Adelssitz ist seit gut 200 Jahren Geschichte.
    Eine Lithographie aus unbekannter Feder zeigt das Schloss Aichheim/Illereichen, Der Adelssitz ist seit gut 200 Jahren Geschichte.

    Man stelle sich vor: Auf den Höhen von Illereichen und Illertissen erheben sich stattliche Schlösser. Majestätisch dominieren sie das breite Tal, kontrollieren die Handelsstraßen und beherrschen die angegliederten Marktsiedlungen. Vor gut 200 Jahren hätte diese Beschreibung noch zugetroffen. Zwischenzeitlich besteht nur noch das Vöhlinschloss, das Rechbergische Pendant in

    An der Decke waren Reichsapfel, Krone und Schwert

    Lesen wir in den Matrikelbüchern der Pfarrei Illereichen folgenden Eintrag: „Das Schloß bestand aus vier Teilen, das Teil gegen Abend war das schönere Gebäude, in welchem sich der Kaisersaal befand. An der Decke befand sich in der Mitte der Reichsadler mit Krone, Schwert und Reichsapfel. Den Adler umgaben in Feldern all jene Provinzen, die ehedem das große Kaiserreich bildeten. Jede Provinz hatte einen Denkspruch. An dem nördlichen Schloße an der Nordseite stand ein Turm von ziemlicher Höhe. Mit Laternenhaube, massiv gebaut, in dem die Gefängnisse untergebracht waren. Zum östlichen

    Ritter Gaudenz baute die Burg zu ihrer endgültigen Größe aus

    Das namensgebende Geschlecht derer von Aichheim erlosch mit dem Tode des letzten männlichen Stammhalters Berthold im Jahre 1330. Durch Erbfolge gelangten die Besitzungen im Illertal unter anderem an die expandierenden Herren von Rechberg. Diese hielt es aber nicht allzu lange im damals noch Oberaichheim genannten Altenstadt. Standesgemäß errichteten sie auf einem Bergsporn hoch über der Marienkirche eine gewaltige Vierflügelanlage im gotischen Stil. Ihre endgültige Größe erhielt die Burg unter dem wohl bekanntesten Vertreter der Rechberger, dem Ritter Gaudenz. Dessen wunderschönes Rotmarmorepitaph kann heute in der benachbarten Illereicher Pfarrkirche bewundert werden. Zusammen mit seiner Frau Margarete von Fronhofen begegnet der Adlige gebieterisch dem Betrachter. Sein Haupt wendet sich nach links, Richtung Osten. So blieb ihm zumindest der Anblick erspart, der sich in den Jahren 1837/38 am äußeren Bergsporn bot. Nochmals darf hier Pfarrer Badent in der Transkription von Alwin Müller zitiert werden:

    Der Turm fiel zusammen wie ein Schutthaufen

    „Am Abbruch des alten Schloßes wurde in diesem Jahr 1838 streng gearbeitet, und solches bis zum Herbst beinahe ganz abgetragen. Der Turm, der an der nördlichen Seite des Schloßes stand, wurde mit folgender Art eingestürzt. Der Turm wurde nahe der Erde angehauen, und zwar an der mittäglichen Seite, aus Vorsicht aber Spreißen angebracht. Nachdem soweit eingehauen war, daß mit Zuversicht konnte erwartet werden, der Turm würde mit Wegnahme der Spreißen einstürzen, wurden die Spreißen die aus Bauholz bestanden, angezündet, und wirklich wie die Spreißen abgebrannt waren, stürzte der Turm, er fiel aber nicht hin nach der Länge, sondern setzte sich, wie eine Laterne aus Papier zusammen gedrückt wird, nieder als Schutthaufen ... Von dem Abbruch des Schloßes wurden Baumaterialien als Mauersteine, Grundholz und Bauholz aufbewahrt, um den Kirchturm neu zu erbauen.“

    Alles was noch an die herrschaftliche Zeit Illereichens erinnert, ist der Torturm der ehemaligen Vorburg. Die markante Linde auf dem südwestlichen Eckrondell wurde schon vor vielen Jahren gefällt. Der Platz, auf welchem sich einst die Schlossmauern erhoben, ist heute eben wie ein Tisch. Allein der Blick hinunter ins Illertal könnte eine Ahnung dessen heraufbeschwören, wie die Rechberger und ihre Nachfolger einst hier oben residiert haben.

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