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Illertissen: Trotz Lockdown: Die Polizei Illertissen hat viel zu tun

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Trotz Lockdown: Die Polizei Illertissen hat viel zu tun

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    Die Polizei Illertissen hatte im Jahr 2020 sogar etwas mehr Straftaten zu behandeln als im Vorjahr. Dafür stieg die Aufklärungsquote auf 72,8 Prozent.
    Die Polizei Illertissen hatte im Jahr 2020 sogar etwas mehr Straftaten zu behandeln als im Vorjahr. Dafür stieg die Aufklärungsquote auf 72,8 Prozent. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Die Nerven werden dünner und der Ton wird rauer. Das nehmen auch die Polizeibeamten in Illertissen bei ihrem täglichen Dienst wahr. "Wir sind in Uniform und dadurch die sichtbare Verkörperung des Staats", sagt Franz Mayr, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Illertisser Inspektion. Er und seine Kollegen müssen deshalb in Zeiten der Pandemie häufiger darüber diskutieren, was jetzt gerade gilt und was nicht. Die Arbeit verringert hat die Pandemie für die Polizeibeamten nicht. Mit vier Fällen mehr als im Vorjahr verzeichnet die Kriminalstatistik für das Jahr 2020 sogar einen leichten Anstieg der Fallzahlen.

    Besonders bei den Gewaltdelikten und der Straßenkriminalität hatte die Polizei eigentlich im Vergleich zum Vorjahr mit einem Rückgang gerechnet - schließlich fielen außer dem Fasching alle Großveranstaltungen aus. Auch die Illertisser Musiknacht, in deren Umfeld noch 2019 viele Delikte zu verzeichnen waren.

    Im Fasching gab es im Raum Illertissen viele Gewalttaten

    Doch das Gegenteil war der Fall: Die Zahl der Fälle von Gewaltkriminalität stieg von 59 auf 90 Straftaten an, bei der Straßenkriminalität wurden 279 Fälle verzeichnet, ein Jahr zuvor waren es noch 246 Fälle. Insgesamt verzeichnet die Polizei Illertissen sogar vier Straftaten mehr als im Jahr vor der Corona-Pandemie: 1575 Fälle wurden polizeilich erfasst. Erfreulich gut ist die Aufklärungsquote der Inspektion: 72,8 Prozent der Fälle im Vorjahr sind geklärt worden.

    Dabei hatte der Fasching dieses Jahr eigentlich Schlimmeres befürchten lassen, sagt Polizeihauptkommissar Alexander Kurfürst, der das Datenmaterial des vergangenen Jahres analysiert hat. "Wir hatten viele Körperverletzungsdelikte in dieser Zeit. Wenn es das Jahr über so weitergegangen wäre, hätte das übel ausgesehen." Gerade in den Sommermonaten seien aber immer wieder Gewalttaten registriert worden. "Wer dafür prädestiniert ist, solche Taten zu begehen, findet eine Gelegenheit", so Polizeichef Mayr.

    Auch hier spielt die Pandemie eine Rolle, sagen die beiden Polizeibeamten. Denn viele Auseinandersetzungen, die aktenkundig wurden, spielen im häuslichen Bereich, zwischen Nachbarn oder Bekannten. Die Aufklärungsquote bei der Gewaltkriminalität liegt bei fast 100 Prozent. Täter und Opfer kannten sich praktisch immer.

    Weniger Einbrüche in Illertissen: Trotzdem bleibt die Polizei wachsam

    Positive Auswirkungen hatte Corona auch in Illertissen auf den Bereich der Wohnungseinbrüche. Deutlich mehr Menschen haben ihre Zeit zu Hause verbracht und damit Einbrechern das Leben schwergemacht. 2019 waren es noch 25 Einbrüche, mit denen sich die Illertisser Polizei befasst hat. 2020 nur noch zwölf.

    Dennoch hält die Polizei ein wachsames Auge auf diesen Bereich - denn nur 16,7 Prozent der Taten konnten aufgeklärt werden. "Für die meisten Betroffenen ist die Tatsache, dass ein Fremder in ihrer Wohnung war, um ein Vielfaches schlimmer als der Verlust der Wertgegenstände", weiß Alexander Kurfürst. Mit der auch für Einbrecher verkehrsgünstigen Lage an der Autobahn A7, fügt Mayr an, steht die Region weiterhin im Fokus von Einbrecherbanden. Aufklären konnte die Polizei im vergangenen Jahr dagegen eine Serie von Einbrüchen in Gärtnereien. Die Täter seien auf frischer Tat ertappt worden.

    Enkeltrick: Eine Bellenbergerin hilft der Polizei

    Einen Erfolg verbuchte die Polizei auch bei der Aufklärung eines häufigen Betrugsdeliktes: Eine Bellenbergerin half im Juli dabei, Enkeltrick-Betrüger dingfest zu machen. Trotzdem passiere es leider noch allzu oft, dass Menschen in der Region mit diesen oder anderen Betrugsmaschen am Telefon konfrontiert werden, finden die beiden Polizeibeamten. "Die Betrüger bringen die Leute dabei oft um ihre letzten Ersparnisse", warnt Alexander Kurfürst.

    Die Polizei setzt hier stark auf Prävention, damit möglichst viele Menschen von den Tricks der Täter wissen und nicht darauf hereinfallen. Es dürfte aber dennoch eine hohe Dunkelziffer geben, schätzt der Polizeisprecher. Dabei rät er Menschen, die von dem Betrug betroffen sind, in jedem Fall zur Anzeige. Es sei nicht nötig sich zu schämen, wenn die Betrüger erfolgreich gewesen sein sollten. "Diese Täter sind psychologisch geschult. Das sind Profis, auf die man hereinfällt."

    Mehr Prävention betreibt die Polizei ebenfalls beim Deliktsbereich "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung". Dahinter verbirgt sich nämlich auch der Austausch von kinder- und jugendpornografischem Material. Und das ist keine Seltenheit mehr. Ursache für die Steigerung sei besonders der sorglose Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Chat-Gruppen und Internet. Dort würden oft unbesorgt Fotos ausgetauscht und weitergeleitet, gemeint meist im Spaß. Vielen sei dabei aber gar nicht bewusst, dass allein der Besitz oder das Weiterleiten von gewissen pornografischen Inhalten eine Straftat darstellen können.

    Einen Anstieg der Fälle verzeichnet die Kriminalstatistik 2020 auch bei der Rauschgiftkriminalität: 151 Fälle waren es (Vorjahr: 130). Kurfürst schreibt dies einer personellen Umstrukturierung der Dienststelle Illertissen zu. "Es sind jetzt mehr Beamte in Zivil unterwegs, die sich in der Szene umschauen." Es sei nach wie vor ausgesprochen wichtig, in diesem Bereich zu handeln.

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