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Illertissen: So lange saß das Nautilla noch nie auf dem Trockenen

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So lange saß das Nautilla noch nie auf dem Trockenen

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    Seit dem 15. März hat das Nautilla in Illertissen geschlossen – so lange wie noch nie seit seiner Eröffnung.
    Seit dem 15. März hat das Nautilla in Illertissen geschlossen – so lange wie noch nie seit seiner Eröffnung.

    Peter Klitzke kennt sie alle. Jede Pumpe, jede Röhre, jede Klappe im Nautilla. Doch so intensiv wie in den vergangenen Wochen hat der technische Leiter des Freizeitbads seine Anlage noch nie betreut. „Normalerweise komm ich jeden Abend hier vorbei“, sagt Klitzke, während er Hand an die

    Seit seiner Eröffnung vor 28 Jahren war das Nautilla noch nie für so einen langen Zeitraum geschlossen. Normalerweise wäre jetzt zu – um die üblichen Sanierungs- und Reinigungsmaßnahmen durchzuführen, wie Jürgen Huber erklärt. Er kennt das Bad gut – mehr als sechs Jahre hat er als Geschäftsführer die Einrichtung geleitet und hörte 2009 aus gesundheitlichen Gründen auf. Jetzt spricht der 73-Jährige wieder mit Handwerkern, führt Bewerbergespräche und klärt Verwaltungsfragen. Huber ist eingesprungen, um seine erkrankte Nachfolgerin zu ersetzen. Jetzt erlebt er eine absolute Ausnahmesituation für die Anlage mit, die er als Familienbad mit hohen Ansprüchen an Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sieht.

    Über eine halbe Million Euro wurden in das Bad investiert

    Gerade letztere Aspekte haben in den vergangenen Wochen einen deutlichen Schub bekommen – etwa 600.000 Euro sind laut Huber in verschiedenste Sanierungsarbeiten gesteckt worden. „Eigentlich hatten wir die meisten Betriebe erst für die jetzt geplante Schließzeit herbestellt. Doch durch Corona kam alles anders.“ Zum Glück hätten die fast ausschließlich heimischen Firmen alle mitgezogen – und so konnten früher als vorgesehen deutlich mehr Arbeiten durchgeführt werden. Das Nautilla hatte ja Zeit. Allein im Außenbecken wurden 100 Fliesen erneuert – praktisch Routine, erklärt Jürgen Huber am Rand des leeren Schwimmerbeckens. „50000 bis 60000 Euro fallen jedes Jahr für die Fliesen an.“

    Im ungewohnt trockenen Kinderbecken steigen derweil zwei Handwerker auf eine hohe Leiter, um die Deckenstreben festzuziehen. Im Laufe der Jahre stimmte Zug und Druck nicht mehr, jetzt ist die Zeit, um das Dach wieder auf Vordermann zu bringen. Kleiner Nebeneffekt: Dabei können gleich die vielen Wasserbälle, die Badbesucher nach oben geworfen hatten, aus den Deckenlamellen entfernt werden.

    Für die Duschen fehlen noch die Vorgaben aus München

    Die bunten Bälle im Dach werden nicht das Einzige sein, das Besucher des Bades verändert vorfinden werden. Jürgen Huber zeigt die neu gestalteten Herrenduschen – im Vorjahr waren die Duschen der Damen erneuert worden. Noch ist ungewiss, wie sich dort künftig vor und nach dem Baden Menschen reinigen können. „Wir haben noch keine genauen Vorgaben dafür in der Hand“, erklärt Peter Klitzke die unsichere Lage. Brauchen die Duschen einen Spritzschutz zwischen den einzelnen Bereichen? Und wie könnte der installiert werden? Antworten aus München gibt es darauf noch keine.

    Dafür liegt im Büro des Geschäftsführers bereits ein Zertifikat, das den beiden neuen Umwälzpumpen höchste Umweltstandards bescheinigt. Die neuen Geräte könnten 20 Prozent Energieersparnis bringen, sagt Huber. Ob sie während der aktuellen Schließphase noch eingebaut werden können, ist nicht klar. Drei Wochen etwa würde der Einbau dauern.

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    Doch auch sonst kann das Bad nicht von einem Tag auf den anderen wieder den Betrieb hochfahren, erklärt Peter Klitzke. „Wir brauchen etwa zehn Tage“, so der erfahrene Techniker. 1000 Kubikmeter Wasser müssen nicht nur wieder in die Becken eingelassen und erwärmt werden – auch der optimale pH-Wert von 7,0 bis 6,9 muss erst wieder eingestellt sein.

    Bis die Entscheidung für eine Öffnung fällt, versucht Klitzke, das stillstehende Bad buchstäblich nicht einrosten zu lassen. „Das Schlimmste für so einen Maschinenpark ist, wenn er steht.“ Die übliche 14-tägige Schließzeit stecken die Maschinen und Leitungen normalerweise anstandslos weg. Doch weil aus Tagen des Lockdowns Wochen wurden, musste der technische Leiter umdenken. Sämtliche Pumpen und Leitungen wurden trocken gelegt. Klitzke bohrte teilweise Rohre an und installierte Hähne, um das Wasser abzulassen. „Wenn in den Leitungen so lange Wasser stehen bleibt, droht es sonst zu verkeimen.“

    Das Blockheizkraftwerk, das sonst 80 Prozent des Stroms für die gesamte Anlage produziert, kann erst einmal nicht laufen. „Wir können gerade die ganze Wärme, die entsteht, gar nicht nutzen.“ Und die Lüftungsanlage im Haus lässt der Techniker nur dann laufen, wenn die Mitarbeiter der Handwerksbetriebe fort und er ganz alleine im Gebäude ist. Schließlich gibt es auch dafür noch keine Vorgaben der Staatsregierung.

    Eine komplett neue Meditationssauna wartet auf die Besucher

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    Klar ist allerdings bereits: Die beliebten Saunen des Nautilla werden deutlich leerer bleiben müssen als sonst – auch hier gelten Abstandsregeln, die einzuhalten sind. Trotzdem haben sich die Handwerker und das Team größte Mühe gegeben, auch hier alles bereit und vieles neu zu machen. Besonders stolz ist Jürgen Huber auf die neue Bepflanzung im Saunagarten, die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs gemacht haben – für einen Bruchteil dessen, was der Kostenvoranschlag gewesen war. Eine komplett neu gestaltete Meditationssauna wartet auf die Besucher, und draußen säubert der Putzroboter das Becken neben der skandinavischen Saunakota. Das neue Holzdeck am Beckenrand sieht einladend aus. Ein Handwerker nimmt letzte Handgriffe an der großen Fensterwand vor – Alurahmen ersetzen das mit der Zeit ramponierte Holz. Darüber leuchtet die neue Notfallbeleuchtung auf – auch dafür hat das Nautilla 60000 Euro ausgegeben. Auch der Raum des Schwimmmeisters wurde aufgemöbelt. Wann die Mitarbeiter hier wieder ein wachsames Auge auf die Besucher haben werden – Jürgen Huber kann es beim besten Willen nicht sagen. Egal, wann es sein wird: Peter Klitzke freut sich schon auf die erste Mittagspause nach der Wiedereröffnung. Denn die, verrät der technische Leiter, verbringt er normalerweise grundsätzlich im Wasser.

    Mehr dazu lesen Sie hier: Noch etwas Geduld bis zum Startschuss im Nautilla

    Weitere aktuelle Bilder aus dem Nautilla gibt es hier:

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