Große Feste und Feiern durften dieses Jahr nicht stattfinden. Viele schöne Erlebnisse, die sonst ein Jahr prägen, fielen 2020 aus. Dafür rückten Menschen aus der Region in den Vordergrund, die besonderes geleistet oder außergewöhnliches erlebt haben. Deshalb blicken wir heute zurück auf jene Menschen, die uns 2020 mit ihren Geschichten beeindruckt haben.
Eine der tierischen Heldinnen des Jahres ist Karin Messner aus Kellmünz: Sie hatte vor sechs Jahren bereits Hausspatz Piepsi gerettet und bei sich aufgezogen. Sie hatte den aus dem Nest gefallenen Vogel im Garten gefunden, der seitdem bei der vierköpfigen Familie lebt. Etwa ein Jahr später kam Sweety dazu. Eine Artgenossin, die das gleiche Schicksal wie Piepsi erlitten hatte. Die ganze Geschichte lesen Sie hier: Spatz Piepsi lebt seit sechs Jahren bei Kellmünzer FamilieDieses Jahr stieß dann noch ein kleiner Nager zur Familie: Ein Siebenschläfer-Baby, das Tobias Messner beim Waldspaziergang gefunden hatte. Die Familie päppelte den Kleinen mit Babybrei aus einer Spritze auf, damit er – anders als Piepsi und Sweety – wieder in die Natur entlassen werden kann. Hier erfahren Sie, wie es dazu kam: Siebenschläfer wird bei Familie in Kellmünz groß
Auch die Babenhauser Familie Nadlerhat eine tierische Rettungsaktion gestartet und gleich eine ganze Stockenten-Familie bei sich aufgenommen. Die Küken schlüpften im Frühjahr aus Eiern, die ihre Mutter auf das mit Gras und Gestrüpp bewachsene Flachdach des Babenhauser Grundschulgebäudes gelegt hatte. Dort waren die Entlein sowohl der Witterung als auch Greifvögeln und Mardern schutzlos ausgeliefert. Außerdem haben sie weder Nahrung noch Wasser, hatte Familie Nadler festgestellt. Außerdem hatte die Entenmutter den gleichen Fehler schon ein Jahr zuvor gemacht: Damals waren die Küken nacheinander verendet. Bis auf ein einziges Entlein: Das hatte Tochter Jasmin Nadler damals gerade noch retten können. Der kleine „Tweety“ wuchs bei den Hühnerküken einer befreundeten Familie auf, bis er wieder in freier Natur leben konnte. Dieses Jahr waren die Nadlers jedoch auf der Hut: In den Osterferien entdeckten sie die frisch Geschlüpften rechtzeitig und brachten sie in Sicherheit. Die Kleinen durften in einem Gehege im Garten sicher und behütet groß werden, konnten in einem zum Planschbecken umfunktionieren Sandkasten für das Leben in freier Natur üben. Dorthin wurden sie dann auch entlassen, als sie groß genug waren. Die ganze Geschichte lesen Sie hier: Babenhauser Familie rettet Stockenten vom Schulhausdach
Für die Schäfchen der katholischen Pfarreiengemeinschaft Illertissen ist seit dem Herbst ein mehrfach ausgebildeter Beschützer da: Kaplan Marco Leonhart. Sein Weg zum Priesterberuf ist mehr als ungewöhnlich. Denn der Allgäuer war 20 Jahre lang Polizist, bevor er sich für das Theologiestudium entschied. Als Personenschützer kümmerte er sich um die Sicherheit von Prominenten, unter anderem von Charlotte Knobloch, der langjährigen Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. und ehemaligen Präsidentin den Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie war auch unter den Gästen von Marco Leonharts Priesterweihe im Augsburger Dom, die ebenfalls ungewöhnlich gewesen ist: Die erste Weihe, die der neue Augsburger Bischof Bertram Maier im Juni vorgenommen hat, fand unter strengen Corona-Auflagen statt. In Illertissen fühle er sich bereits sehr wohl, erzählte Marco Leonhart im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Carillon der Kirche sei ihm aufgefallen, der schön gestaltete Martinsplatz, natürlich das Vöhlinschloss. Schön findet der Kaplan auch die Begegnungen in der Kleinstadt. „Hier läuft man sich einfach öfter mal über den Weg.“ Besonders freut sich der Kaplan natürlich, wenn er die Menschen regelmäßig in der Kirche sieht. Im Interview hat uns Marco Leonhart seine ersten Eindrücke von Illertissen geschildert: Personenschützer für die Seele: Was dem neuen Illertisser Kaplan wichtig ist
Ein ganz besonderer kirchlicher Feiertag war der Karfreitag 2020 für Valentin Mayer. Der Illertisser Ehrenbürger feierte an diesem Tag nämlich seinen 100. Geburtstag. Das große Fest musste zwar coronabedingt ausfallen, aber es gab viele größere und kleinere Überraschungen für den Jubilar. Und weil er kein Geld für eine große Feier ausgeben durfte, machte der einstige Bürgermeister von Jedesheim, leidenschaftliche Heimatforscher und Autor mehrerer Bücher kurzerhand einfach selbst Geschenke: Er stiftete an die Kellmünzer Rumänienhilfe und den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Mit 100 Jahren hat Valentin Mayer außerdem sein sechstes Buch veröffentlicht Was die IZ über den 100-jährigen zu seinem Geburtstag geschrieben hat, lesen Sie hier: .Ein Jahrhundert-Mann: Valentin Mayer feiert Geburtstag
Ganz und gar nicht auf dem Holzweg ist Lena Hohneker aus Unterroth: Die junge Schreinerin trägt seit diesem Jahr den Titel „Innungsbeste“. Die 19-Jährige baute als Gesellenstück einen exklusiven Barschrank, der mit einer glatten Eins benotet wurde. Rund 80 Stunden Arbeit stecken in dem Möbelstück. Stolz auf ihre Leistung ist auch ihr Ausbilder, Max Wiest aus Altenstadt. Für die junge Frau im traditionellen Männerberuf steht jetzt schon fest: Den Meistertitel will sie sich auch noch holen. Mehr über die talentierte junge Frau lesen Sie hier: Diese junge Schreinerin aus Unterroth ist Innungsbeste
Auch diese junge Frau hat eine starke Leistung abgeliefert: Mona Potrykus aus Vöhringen war 12 160 Seemeilen an Bord der „Thor Heyerdahl“ unterwegs. Die Zehntklässlerin des Illertal-Gymnasiums hat an einem Projekt namens „Schule unter Segeln“ teilgenommen. Schon zwei Jahre im Voraus bewarb sie sich Mona. Da die Reise auch Geld kostet, jobbte die Schülerin, wann immer das mit ihrer schulischen Arbeit in Einklang zu bringen war. Auch ihre Eltern gingen ans Eingemachte, um zu helfen. An Bord übernahm sie gerne die Wache am Steuer. Ihre Reise führte sie über Marokko, an den Kanarischen Inseln und den Kap Verden vorbei bis in die Karibik. Weihnachten feierte die Crew auf Grenade, in Panama lebte die Schülerin eine Woche bei einer Gastfamilie, dann wurde Kuba angesteuert. Von Kuba ging es zu den Bermudas mit Aufenthalt. Nach einem halben Jahr machte das Schiff wieder in Kiel fest. Für Mona ist diese Reise ein Erlebnis, das in vielen Facetten leuchtet. Einige davon haben wir in unserer Geschichte über sie beschrieben: Sie erlebte eine Schule unter Segeln zwischen Kiel und Kuba
Ein Leben in vielen bunten Facetten – das hat auch Gisela Schneidererlebt. Als junges Mädchen bewarb sie sich um eine freie Stelle beim Modehaus Hoffmann in Illertissen – und dort blieb sie mehr als 50 Jahre. Die Stärke der kleinen, quirligen Verkäuferin sei die Kundenberatung, verriet uns Herwig Hoffmann, Inhaber des Modehauses: „Jeder merkt, wie gut sie das macht.“ Das mache ihr auch am meisten Spaß. Mit ihrem Händchen für feminine Mode hat sie viele Stammkundinnen schon glücklich gemacht – und uns eine der schönen Geschichten dieses Jahres beschert: Gisela Schneider berät seit 50 Jahren Frauen in Modefragen
Für Assad Wardak begann dieses Jahr eine neue Aufgabe: Der 65-jährige ist jetzt ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht in Augsburg. Gerne hätte sich der Babenhauser auch in seinem neuen Ehrenamt am Bayerischen Verwaltungsgericht mit Flucht und Asyl auseinandergesetzt: „Das ist meine Vergangenheit. Ich habe das selbst hinter mir.“ Denn Assad Wardak ist 1980 selbst aus Afghanistan geflohen. Einst Geflüchteter, heute ehrenamtlicher RichterSeit Anfang der 1990er Jahre lebt er mit seiner Frau Erna in Babenhausen, wo die beiden die seit 90 Jahren im Familienbesitz befindliche Tankstelle Thalhofer betrieben haben. Auch hier steht eine Veränderung bevor: Die Wardaks haben die Tankstelle zum Jahresende verkauft, ein neuer Pächter startet am 1. Januar. Was sie dort gemeinsam erlebt haben, lesen Sie hier: Kraftstoff, Kaugummi und ein Überfall: Tankstelle nach 90 Jahren in Familienbesitz verkauft
Jennifer und Jessica Kraussind dieses Jahr in den Kampf gezogen – für ihre Mutter Silke. Die beiden jungen Illertisserinnen haben eine Spendenkampagne für ihre an Krebs erkrankte Mutter gestartet. Die gute Nachricht Ende November: Die Geschwister haben ihr Ziel von 50 000 Euro bei einer Spendenplattform bereits überschritten, mehr als 53 000 Euro haben unterschiedliche Spender zusammengetragen, darunter auch die Illertisser Lions. „Obwohl wir unser vorgegebenes Ziel erreicht haben werden alle weiteren Spenden ausschließlich für die Mama sein, für weitere Therapien, Heilpraktiker, Rechnungen für Infusionen und Fahrten“, schreibt Jennifer Kraus Ende November auf der Plattform. „Dieser Zusammenhalt, ist eins der überwältigendsten und schönsten Gefühle das wir erleben durften!“ Mehr über die beeindruckende Aktion der Geschwister lesen Sie hier: Fünf Kinder sammeln Spenden für ihre krebskranke Mutter aus Illertissen
Bei ihr sind Betrüger dieses Jahr an die Falsche geraten: Eine Bellenbergerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, bekam einen Anruf von ihrem vermeintlichen Enkel. Doch die 68-Jährige wurde schnell misstrauisch – und drehte den Spieß kurzerhand um: Die Frau legte die Telefonbetrüger herein, ging zum Schein auf die Forderungen des angeblichen Enkels ein und alarmierte heimlich die Polizei. Einen Mittelsmann der Betrüger, der zum Geldabholen geschickt wurde, nahmen die Beamten an Ort und Stelle fest. Die ganze unglaubliche Geschichte: Bei ihr geraten Trickbetrüger an die Falsche
Senioren haben unter diesem Corona-Jahr besonders gelitten. Für Ludwina Schedler, die im Unterallgäu pflegende Angehörige unterstützt, war die Arbeit dieses Jahres deswegen besonders schwierig – aber auch noch wichtiger als sonst. Sie ist eine Frau, die Mut macht und Ängste nimmt – denen, die vergessen, und denen, die mit dem Vergessen konfrontiert sind. Sie klärt über Demenz auf, eine Krankheit, die jeden direkt oder indirekt treffen kann. In Kettershausen schulte sie künftige Demenzbegleiter. In Babenhausen bietet sie regelmäßige Sprechstunden und Gesprächskreise an. Pro Jahr stemmt Schedler 1200 Beratungen und macht 200 bis 300 Hausbesuche. Ihr Zuständigkeitsgebiet umfasst das komplette westliche Unterallgäu – von Bad Grönenbach bis Kettershausen, von Legau bis Kammlach. „Ich bin gut organisiert, aber ich komme schon an meine Grenzen“, sagt sie. Dass sie das mit einem Lächeln tut, macht sie für uns umso mehr zu einem der Menschen des Jahres, die uns 2020 beeindruckt haben. Wie mit Demenz umgehen? Diese Tipps gibt eine Unterallgäuerin Angehörigen