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Illertissen: Raser machen Steine in Illertissen zu Geschossen

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Raser machen Steine in Illertissen zu Geschossen

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    Das hat Folgen: Zwei Schaufenster wurden beschädigt.
    Das hat Folgen: Zwei Schaufenster wurden beschädigt.

    Kies so weit das Auge reicht: Die Vöhlinstraße präsentiert sich im Bereich der Baustelle momentan als Schotterpiste – doch die Arbeiten scheinen voran zu gehen. So gut, dass die Sperrungsschilder zeitweise zur Seite gerückt wurden und Platz für den Verkehr machten. Genauer gesagt: Für Kunden, die zu den ansässigen Geschäften wollen. Denn Anlieger dürfen in die Baustelle hinein fahren. Nicht aber der Durchgangsverkehr: Schließlich liegt die Straße aktuell noch offen und ohne feste Fahrbahn da. Das scheint so manchen Verkehrsteilnehmer allerdings herzlich wenig zu interessieren: Anlieger beobachteten zuletzt so manche rasante Durchfahrt, gerade in den Abendstunden. Mit unangenehmen Folgen: Durch schnell drehende Reifen wurden Kieselsteine zu Geschossen, davon zeugen Löcher in zwei Schaufenstern. „Das kann schon gefährlich werden“, sagt Roland Marz, Verkehrsexperte der Illertisser Polizei.

    Auch wenn es wohl ein höchst unglücklicher Zufall wäre, wenn tatsächlich jemand von einem aufgewirbelten Stein getroffen würde – mit den Durchfahrten soll erst einmal Schluss sein. Die Polizei hat eine Blockade veranlasst.

    Der Einschlag im Fensterglas ist von Weitem zu sehen: Dieter Gössler vom gleichnamigen Eisenwaren- und Spielzeuggeschäft wurde kürzlich von Kunden auf den Schaden aufmerksam gemacht, die Reparatur dürfte einige hundert Euro kosten. Der Ladeninhaber nimmt es sportlich: „Das passiert halt mal.“ Möglicherweise sei der Steinschlag auch durch ein Baustellenfahrzeug ausgelöst worden, ein Fall für die Versicherung. Auch im gegenüber liegenden Gebäude, das Gössler an Optiker Blüm vermietet, ist ein Schaden am Fenster entstanden. Woher der stammt, ist fraglich. Anlieger Gössler hat jedenfalls rasante Durchfahrten beobachtet, gerade in den Abendstunden: „Mancher düst schon durch.“ Generell werde immer rücksichtloser gefahren, sagt der Illertisser. „Wenn man durchschleicht, passiert auch nichts.“

    Dass gelegentlich mal Steine fliegen, sei aber nicht die bedeutendste Folge der Baustelle vor der Haustüre: Der Händler bemerkt durchaus Einbußen im Umsatz. Es blieben eben die Kunden weg, die beim Vorbeifahren „mal kurz halten“, um beispielsweise noch kurz ein Geschenk für den Enkel oder ein paar Schrauben mitzunehmen. Auch wenn die jetzigen Bauarbeiten in einigen Wochen abgeschlossen sein sollen, Gössler denkt schon an den Bauabschnitt im kommenden Jahr: Die Vöhlinstraße soll komplett gesperrt werden, und damit eine wichtige Zufahrt zur Stadt. „Wenn die Leute stattdessen über den Zubringer kommen, kaufen sie gleich woanders“, sagt Gössler. Groll hege er wegen der Baustelle allerdings nicht: „Die Sanierung war notwendig.“ Grundsätzlich funktioniere der Verkehr ja auch ganz gut: Die Bauarbeiter gäben sich große Mühe, Anliegern und Lieferanten Platz zu machen. Und die Stadtverwaltung teile über das Amtsblatt regelmäßig mit, dass die Geschäfte per Auto erreichbar seien. „Das verdient Lob.“

    Für manche Kunden hätten die Bagger wohl trotzdem eine abschreckende Wirkung, vermutet Anna Gössler. Eine andere Unannehmlichkeit: Bei einem schweren Gewitter lief vor Kurzem das Wasser über die offene Straße den Berg hinunter, bis zu den Gösslers in den Keller. Auch das nahmen sie hin: „Die Feuerwehr war sofort da und hat vorbildlich gehandelt.“

    Auch zum Schreibwaren-Geschäft „Mein Mix“ (ehemals Fleischmann) kommen weniger Kunden – die Baustelle sei deutlich zu spüren, sagt Geschäftsleiterin Gabriele Semmlin. Die Monate Juli und August seien zwar ohnehin ruhiger – aber kurz vor dem Schulstart zögen die Verkaufszahlen meist wieder an. Heuer hoffentlich trotz der Bauarbeiten: „Das muss gehen“, sagt Semmlin zuversichtlich. Es sei ja nicht so, dass der Laden verkehrstechnisch völlig abgeschnitten ist: „Wer sein Zeug dringend braucht, kommt auch so.“ Zudem gebe es nahe Parkplätze auf der Point und an der Schranne. Und Steine seien bisher auch noch nicht gegen die Fenster geflogen. „Toi, toi, toi“, sagt Semmlin.

    Die Umsätze sind seit dem Baustart auch bei Betten Baumgärtner zurückgegangen, sagt Geschäftsführer André

    Mit Aktionen wie Baustellen-Rabatten habe man versucht, die Verluste aufzufangen, sagt Baumgärtner. Er hoffe jedenfalls, dass der Gehweg vor seinem Geschäft bald fertig wird. Von der neuen Vöhlinstraße könnten alle Händler profitieren: „Wenn sie dann so gut aussieht wie auf der Spöck.“ Die Fensterscheiben des Bettenhauses seien bislang unversehrt geblieben – allerdings stand auch längere Zeit ein Bauwagen davor. Einerseits gut, wegen des Schutzes. Andererseits auch schlecht, er versperrte den Blick auf die ausgestellten Waren.

    Auch wenn Anlieger mit ihren Autos in die Vöhlistraße hinein dürfen – die Durchfahrt ist und bleibt verboten: Das betont Rudolf Baur vom städtischen Bauamt. „Daran sollte man sich tunlichst halten.“ Der Weg quer durch die Baustelle könne riskant sein, immerhin seien dort große Maschinen im Einsatz.

    Genau die sollen künftig für Verkehrsberuhigung sorgen, sagt Polizist Marz: „Wir haben mit den Arbeitern vereinbart, dass sie zum Feierabend einen Bagger in den Weg stellen.“

    Schäden, langwierige Baustelle und archäologische Funde: In der Vöhlinstraße war zuletzt einiges los. Mehr darüber lesen Sie in den Berichten: Vöhlinstraße: Ein kleines Loch mit großer Wirkung, Warum sich die Vöhlinstraße abgesenkt hat und Archäologe erwartet einen „Knüller“ in Illertissen.

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