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Illertissen: Prozess: Nachbarn prügeln sich in einem Treppenhaus in Illertissen

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Prozess: Nachbarn prügeln sich in einem Treppenhaus in Illertissen

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    Drei Angeklagte aus Illertissen musste sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten.
    Drei Angeklagte aus Illertissen musste sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Foto: Alexander Kaya

    Zur Sprache kommt in der Verhandlung am Amtsgericht Neu-Ulm immer wieder Folgendes: Drei Männer, lautes Gezeter, ein „Karatekick“ vom Treppenabsatz, dazwischen wütende Ehefrauen und ein weinendes Mädchen. Was genau in dem Treppenhaus in Illertissen passiert ist, lässt sich jedoch nur teilweise rekonstruieren.

    Die Prügelei in Illertissen lässt sich vor Gericht kaum rekonstruieren

    Die Gemüter sind auch mehr als ein Jahr nach der Prügelei noch erhitzt. Drei Angeklagte stehen am Montag vor Gericht. Der 35-jährige ehemalige Vermieter, sein Vater und seine Ehefrau, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend ist. Richter Thorsten Tolkmitt hat trotz vieler Nachfragen Mühe, die Vorgeschichte und den genauen Ablauf des Streits, der sich im Oktober 2019 ereignete, nachzuvollziehen.

    Zu diesem Zeitpunkt mietete der vermeintlich Geschädigte mit seiner Frau und zwei Kindern eine Wohnung des Angeklagten. Letzterer wohnte mit seiner Familie und seinem Vater im selben Gebäude.

    Die Aussagen weichen von der Anklageschrift ab

    Laut Anklageschrift sollen die Angeklagten den Mieter gemeinsam verprügelt haben. Nach einer verbalen Auseinandersetzung habe der 35-jährige Angeklagte dem Mieter mit der Faust ins Gesicht geschlagen, worauf dieser für kurze Zeit bewusstlos wurde. Als der Mann zu sich kam, sollen der Angeklagte und sein Vater auf ihm gekniet und ihn mit Schlägen traktiert haben. Zusammen mit der Ehefrau hätten sie ihn in Richtung der Tür gezogen und dort eingequetscht, wodurch er sich Schürfwunden am Bein und am Bauch zugezogen habe.

    Die Gegenseite, der Vermieter und sein Vater, zeichnen ein anderes Bild. „Der Mieter ist aus seiner Wohnung raus und mit einem Karatekick auf uns gesprungen“, sagt der 35-jährige Angeklagte. Bei dem Angriff habe er sich an den Rippen verletzt. Weitere Handgreiflichkeiten habe es nicht gegeben: Sein Vater wollte den Streit schlichten und sei nicht gewalttätig geworden. Ebenso wie seine Ehefrau, die lediglich versucht habe, die weinende, fünfjährige Tochter zu trösten. Der Vermieter habe die Polizei gerufen.

    Das Mietverhältnis in Illertissen war von Konflikten geprägt

    Es sind zwei Geschichten, die aber auch einige Überschneidungen aufweisen. Beide Seiten berichten von unzähligen Problemen im Mietverhältnis, das nur ein Jahr bestand. Begonnen habe es mit einem Schaden am Auto der Mieter, den die Kinder beider Familien beim Spielen verursacht haben sollen.

    Eine Zeugin, die Ehefrau des Mieters, berichtet von einem Wasserschaden im Keller, der einen Großteil der dort gelagerten Besitztümer ruiniert habe. Für diesen sei der Vermieter nie aufgekommen. Monatelang habe es kein warmes Wasser im Haus gegeben. Sie hätten mit dem Vermieter nicht reden können. „Er hat mir oft gedroht und uns nachgestellt“, sagt die Zeugin. „Von diesem einen Jahr Miete dort haben wir nur Schaden bekommen, finanziell und psychisch.“

    Der Streit entzündete sich wegen einem Vodafone-Mitarbeiter

    Der Streit im Oktober habe sich an dem Besuch eines Vodafone-Mitarbeiters entzündet. Dieser hätte in der Wohnung der Mieter Leitungen prüfen sollen – was die Zeugin jedoch verweigerte. Angeblich habe ihr Mann nach einer Nachtschicht in dem entsprechenden Raum geschlafen. „Der Vermieter hat mit seiner aggressiven Art Druck gemacht“, schildert die Zeugin. Daraufhin kam es zu einem Streit mit ihr und schließlich der Prügelei zwischen den Männern im Treppenhaus.

    Noch vor der Aussage des ehemaligen Mieters bricht Richter Tolkmitt die Verhandlung ab. Es lasse sich nicht klären, wie die Auseinandersetzung abgelaufen ist. Er einigt sich mit der Staatsanwaltschaft auf eine Geldstrafe von 500 Euro für den ehemaligen Mieter, die Anklage gegen seinen Vater wird fallen gelassen. Ob für die dritte Angeklagte, die Ehefrau des Mieters, ein weiterer Termin anberaumt oder die Anklage gegen sie aufgehoben wird, steht noch nicht fest.

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