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Illertissen: Notfallmedizin made in Illertissen: So entstand die Firma Mack

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Notfallmedizin made in Illertissen: So entstand die Firma Mack

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    Eine Biene geht in einem Bienenstock über die mit Honig gefüllten Waben. Bei der Arzneimittelproduktion in Illertissen haben die Tiere eine wichtige Rolle gespielt.
    Eine Biene geht in einem Bienenstock über die mit Honig gefüllten Waben. Bei der Arzneimittelproduktion in Illertissen haben die Tiere eine wichtige Rolle gespielt. Foto: Fredrik von Erichsen, dpa (Symbolfoto)

    Einige werden sich noch erinnern an die rote Verpackung mit weißer Schrift: "Kaiser Borax" half Generationen, ihr Bade- oder Waschwasser weich zu machen. Das Salz der Borsäure gehörte einst zu den Notfallmitteln in der Hausapotheke und wurde auch bei infizierten Augen und Schürfwunden angewendet. Hergestellt wurde der Haushaltshelfer in Illertissen.

    Die Entwicklung der Arznei geht zurück auf den Ulmer Petroleum-Großhändler Heinrich Mack. Damals, in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam in den Städten allmählich die Gasbeleuchtung auf. Mack sah sich durch diese Innovation gezwungen, sich ein anderes Geschäftsfeld zu suchen, und begann in seinem Labor in der Ulmer Altstadt mit allerhand Chemikalien zu experimentieren. Wie Rudolf Lang in seiner Industriegeschichte des unteren Illertals "Von Arbeit, Fleiß und Ehr" berichtet, lag der Fokus zunächst auf der Herstellung von Reisstärke, welche in jenen Jahren im Haushalt zum Plätten und Glänzen Verwendung fand. Das Geschäft lief offenbar so gut, dass die Entfaltungsmöglichkeiten in den engen Gassen an ihre Grenzen stießen.

    In Illertissen konnte Mack die Wasserkraft nutzen

    Ähnlich wie einige Jahre später Philipp Jakob Wieland bemühte sich daher auch Mack um einen Ort für die Neuansiedlung seines Gewerbes. Wollte man zudem die Wasserkraft nutzen, schied der größte Teil des württembergischen Hinterlandes aus: Die Alb kennt nur wenige Flussläufe, die zudem von Zeit zu Zeit versiegen. So bot sich das Illertal mit den vom Hauptfluss abzweigenden Fließgewässern für die aufstrebende, energieintensive Industrie geradezu an.

    1860 war es dann so weit: In Au, heute Stadtteil von Illertissen, erwarb Heinrich Mack eine Ölmühle und begann dort mit der Produktion unter anderem von Badetabletten mit dem Namen "Pasta-Mack" und eben erwähntem "Kaiser Borax". Mit dessen Einführung erfüllte Mack, wie im chronologischen Werk "Illertissen - im Zeichen des Flusses" von Harald Kächler nachzulesen ist, bereits die Kriterien eines modernen Markenartikels: Eine geschützte Verpackung mit Wiederekennungswert, gleiche Preise und eine systematische Kundenwerbung sollten zum Grundstock für den Erfolg des Produktes werden. Der Nachfahre des Firmengründers, ebenfalls mit dem Vornamen Heinrich, verkaufte schließlich im Jahr 1920 den Betrieb an den Memminger Malzfabrikenten Forster.

    Mit Bienengift aus Illertissen zum Erfolg

    Ein Glücksfall für Illertissen sollte sich die Affinität Forsters zur Imkerei erweisen. Schon früh sei er mit Bienen in Berührung gekommen und natürlich auch Honig gewonnen, erzählte Karl August Forster einst. Eigentlich hätte er lieber an einer Universität geforscht, doch der Tod des Bruders verpflichtete ihn in die Geschäftsführung des Unternehmens. Nach dem Studium der Medizin und Chemie begann Forster mit Bienen zu experimentieren. Das Ziel war die Gewinnung von Bienengift zu therapeutischen Zwecken.

    In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

    Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.

    Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...

    ...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.

    Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.

    "Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.

    Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.

    Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.

    Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.

    Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.

    Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.

    Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.

    Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

    Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.

    Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.

    Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.

    Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.

    Berichte, wonach Rheuma-Geplagte nach gezielten Bienenstichen eine Linderung ihrer Beschwerden verspürten, ließen Forster hellhörig werden. Anfangs mussten, wie Harald Kächler in seinem Buch erzählt, 80 verschleierte sogenannte Bienenmädchen die Insekten zum Stechen nötigen. Später wurde das Absondern des Giftes per Elektroschock ausgelöst. Bis zu 150 Millionen Tierchen in etwa 3000 Völkern schwirrten Ende der Dreißigerjahre durch die Bienenfarm auf dem Fabrikgelände. Husten- und Schnupfenmittel wie Codipront und Rhinopront ergänzten das Sortiment der Firma Mack, deren Namen die Zeit überdauerte. 1971 erfolgte jedoch die mehrheitliche Übernahme durch den US-amerikanischen Pharmariesen Pfizer.

    Der Russische Konzern R-Pharm trat die Nachfolge in Illertissen an

    Rudolf Lang meinte zurückschauend, die Firma habe nach einem internationalen, finanzstarken Partner Ausschau halten müssen. Seit 2014 gehört die einstige Heinrich Mack Nachfolger GmbH zum russischen Konzern R-Pharm. Mit Karl August Forster hängt im Übrigen auch die Ansiedlung der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Berlin nach Illertissen verlagerten Firma Grünau zusammen: Der dortige kaufmännische Direktor, Robert Hansen war Forster freundschaftlich verbunden. Zudem zählte Mack zu den wichtigsten Kunden der Grünau. Aber das ist nun wirklich eine andere Geschichte.

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