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Illertissen: Nach schweren Unfällen: Illertissen will Parkplätze in der Hauptstraße reduzieren

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Nach schweren Unfällen: Illertissen will Parkplätze in der Hauptstraße reduzieren

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    Nach einem weiteren schweren Unfall in der Hauptstraße in Illertissen will die Stadt nun die Anordnung der Parkplätze verändern.
    Nach einem weiteren schweren Unfall in der Hauptstraße in Illertissen will die Stadt nun die Anordnung der Parkplätze verändern. Foto: Maximilian Sonntag

    Ein schwerer Unfall mitten in der Innenstadt, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, erschütterte im Februar die Illertisser. Eine junge Frau war zwischen eine Hauswand und ein ausparkendes Auto eingeklemmt worden - eine ältere Autofahrerin hatte offenbar Gas und Bremse ihres Wagens verwechselt. Der Unfall schlug hohe Wellen in der Stadt und beschäftigte nun auch den Bauausschuss des Stadtrats. Denn es war nicht der erste schwere Unfall in der engen Hauptstraße.

    Schon vor vier Jahren hatte die Stadt über die Parkplätze in der Hauptstraße nachgedacht, nachdem ein Zehnjähriger schwer verletzt worden war. Damals hatte ein SUV das Kind erfasst, der zuvor auf einem der Längsparkplätze stand. Zudem gab es immer wieder Beschwerden über den zu engen Gehweg. Daraufhin wurden vier der umstrittenen Senkrechtparkplätze vor Hausnummer zwölf umgebaut - vor der Hausnummer 6 jedoch alles beim Alten belassen. Die Probleme wurden dort bei Weitem nicht so schlimm angesehen. Genau dort ereignete sich nun aber der Unfall, bei dem die 27-Jährige schwerste Verletzungen erlitten hat.

    Für Radfahrer und Fußgänger ist die Illertisser Hauptstraße gefährlich

    Und es gab noch weitere Unfälle, wie Bürgermeister Jürgen Eisen in der Bauausschusssitzung sagte. Auch wenn dabei "nur" ein Auto in eines der Schaufenster gefahren sei. "Die ganze Situation dort ist gefährlich", so Eisen. Klar wurde aber auch: Mehr Sicherheit für die Fußgänger wird auch den Wegfall weiterer Parkmöglichkeiten mitten in der Stadt bedeuten. Mache man aus den Längsparkplätzen Schrägparkplätze, würde mindestens eine bisherige Stellfläche wegfallen, erklärte Bernd Hillemeyr, der Tiefbau-Fachmann im Rathaus. Diese wären auch einfacher zum Einfahren. Doch bei der Ausfahrt werde es nicht deutlich besser als bisher. Und auch der Platzgewinn sei nicht größer. Außerdem sei dadurch nichts für die Sicherheit der Fußgänger gewonnen, so Bürgermeister Eisen. Auch ein schräg auf den Gehweg fahrendes Auto bleibe eine Gefahr.

    Der Vorschlag der Verwaltung ist eine radikale Reduzierung der bisherigen sechs Parkbuchten: Nur noch zwei längs an der Straße angeordnete Parkplätze würden bleiben. Dafür könnten Fahrradfahrer profitieren: Die Fläche des westlichen Parkplatzes könnte dann als Radabstellfläche genutzt werden. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass Kosten in Höhe von etwa 8000 Euro anfallen würden, wenn der Klinkerbelag samt den Parkplatzmarkierungen auf einer Fläche von etwa 110 Quadratmetern neu verlegt werden muss. Mithilfe von zwei aufgestellten Blumenkübeln könne die Änderung sogar schnell provisorisch umgesetzt werden.

    Sind Poller eine Lösung für das Sicherheitsproblem in Illertissen?

    "Diese Unfälle sind schlimm", sagte Ansgar Bauer (Freie Wähler). "Schuld sind aber nicht die Parkplätze, sondern die Autofahrer." Seine Befürchtung: "Wenn wir hier anfangen mit dem Abbau von Parkplätzen, wo hören wir dann auf?" Stattdessen brachte Bauer den Vorschlag ins Spiel, massive Poller zwischen die Parkplätze und den Gehweg zu setzen. Diese könnten schwere Unfälle verhindern. Eisen sieht das Problem in der Enge an der Stelle. "Große Autos finden jetzt schon kaum Platz auf den Stellplätzen. Wir müssten die Poller so weit in den Gehweg hineinsetzen, dass sie dann schon wieder die Fußgänger behindern."

    Auch Bernd Hillemeyr machte deutlich, wie eng es tatsächlich in der Hauptstraße zugeht. Besonders seit der Neugestaltung. "Der Planer hatte damals die Vorgabe, möglichst viele Stellplätze zu schaffen. Um das zu erreichen, hat er teilweise auch geschummelt." Schon jetzt stünden vor allem größere Autos bereits so knapp, dass sie mit der Stoßstange gerade eben so mit dem Granitbord abschließen. Vorschriftsmäßig müssten fünf Meter ab dem Rand der Fahrgasse zur Verfügung stehen - in der Hauptstraße sind es jedoch nur etwa 4,70 Meter. Viele Autofahrer halten zudem einen größeren Abstand zur Fahrbahn ein - somit ragen ihre geparkten Fahrzeuge in den Gehweg.

    Für Radfahrer, die auf der Hauptstraße unterwegs sind, sei die Situation dadurch auch schon gefährlich, schilderte Stadträtin Helga Sonntag (ÖDP/AB/Grüne) ihre Erfahrungen. "Ich bin selbst schon mit dem Fahrrad von einem Auto touchiert worden. Aber wenn man als Radler auf der Straße unterwegs ist, ist man darauf gefasst, dass so etwas passieren könnte." Anders die Fußgänger auf dem Gehweg, die sich in Sicherheit wähnten. "Als Fußgänger rechnet man nicht damit, dass plötzlich ein Auto den Weg kreuzt. " Sonntag pochte darauf, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. "Wir müssen das schnellstmöglich ändern, bevor es ein nächstes Unfallopfer gibt. Es wäre unverantwortlich, weiter tatenlos zuzusehen."

    Bei der Feuerwehr werden bald Parkplätze frei

    Wo aber können die wegfallenden Parkplätze kompensiert werden? "Wir planen doch ohnehin die Neugestaltung des Feuerwehrgeländes", sagte Uwe Bolkart (CSU). "Dort könnten wir zusätzliche Parkplätze schaffen, die dann dazu beitragen, die Parkplatzsituation in der Innenstadt zu verbessern." Tatsächlich fielen bereits mit dem Umzug der Feuerwehr in das neue Feuerwehrhaus, der im Juni oder Juli stattfinden soll, sofort die bisherigen Alarmparkplätze weg und könnten für Kurzzeitparker genutzt werden, so Eisen. Auch diese liegen mitten in der Stadt - nur wenige Schritte von den Geschäften in der Hauptstraße entfernt.

    "Egal, wie man Parkplätze anbringt, gefährlich ist es immer", so Zweiter Bürgermeister Wolfgang Ostermann. Illertissen sei eine Stadt der kurzen Wege - und die seien auch dann noch gegeben, wenn man ein paar Meter weiter vom Parkplatz zu einem der Geschäfte laufen müsse. Statt besserer Voraussetzungen für Autofahrer müssten andere Prioritäten gesetzt werden. "In Illertissen haben wir einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Radverkehr. Das müssen wir bedienen, damit das so bleibt." Die Mitglieder des Bauausschusses waren sich einig: Weniger Parkplätze in der Hauptstraße sind ein geringer Preis für mehr Sicherheit der schwächeren Teilnehmer am Straßenverkehr.

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