Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Illertissen: Musik wie zu Vöhlins Zeiten erklingt im Oktober im Schloss

Illertissen

Musik wie zu Vöhlins Zeiten erklingt im Oktober im Schloss

    • |
    Das Jubiläumskonzert, das am 16. Oktober im Barocksaal des Vöhlinschlosses in Illertissen stattfinden soll, ist eine Reminiszenz an die Bauherren des herrschaftlichen Anwesens.
    Das Jubiläumskonzert, das am 16. Oktober im Barocksaal des Vöhlinschlosses in Illertissen stattfinden soll, ist eine Reminiszenz an die Bauherren des herrschaftlichen Anwesens. Foto: Regina Langhans

    Erhard II. Vöhlin von Frickenhausen und Freiherr zu Illertissen und der Freundeskreis Kultur im Schloss würden sich sicher gut verstehen. War der längst verstorbene Adlige doch auch ein kunstsinniger Mann. Vor 500 Jahren, am 17. April 1520, hatte dieser Vöhlin die Herrschaft

    Conny Unglert und ihr Vater Fritz Unglert hatten schon Anfang des Jahres die Idee zu einer Art Jubiläumskonzert – in Reminiszenz an die Bauherren des Vöhlinschlosses mit Barocksaal als dem Aushängeschild ihrer Kulturreihe. Inzwischen werden die Pläne konkreter. Zugesagt für das Konzert am Freitag, 16. Oktober, haben die Illertisser Künstlerinnen Jennifer Miller (Viola), Christina Kurz (Harfe), Stephanie Kögel (Klavier) und Sabine Kölbl (Rezitativ).

    1520 fand auch in der Musik ein Umbruch statt

    Als Vöhlin 1520 seine Residenz –dem Stand eines neureichen Freiherrn würdig – errichtete, fand auch in der Musik ein Umbruch statt: Sie wurde nicht mehr als anonymes, sondern als von Komponisten verfasstes Werk begriffen, das neben dem Lob Gottes auch der geselligen Unterhaltung diente. Es wurde mehrstimmig komponiert, Vokal- und Instrumentalstimmen wurden austauschbar und eine feste Instrumentierung war nicht üblich.

    Stephanie Kögel mit dem Solo „Pavana Lachrymae“ für Klavier von William Byrd (1538 bis 1623) und Christina Kurz mit dem Solo „Alman“ für Harfe von Thomas Morley (1557 bis 1603) haben sich passend zum Thema typische Renaissance-Komponisten ausgesucht. Byrd war Zeitgenosse von William Shakespeare, Organist und wichtigster Musikschaffender der Tudorzeit. Er besaß das Privileg des Monopols für Notendruck von Königin Elisabeth I. und unterrichtete

    Das Vöhlinschloss in Illertissen im Wandel

    1520 begann Erhard II. Vöhlin mit dem Umbau von Burg und Kapelle, um sich eine zeitgemäße Residenz im Stil der Renaissance zu schaffen. Mit der Errichtung des Hinteren Schlosses wurden die Baumaßnahmen 1529 vollendet.

    Nach einem Brand im Jahre 1549 entstand mit dem Wiederaufbau am östlichen Teil des Hinteren Schlosses der „Rittersaalflügel“.

    Von 1710 bis 1720 wurde im Zuge der barocken Neuausstattung des Hauptschlosses dieser Trakt um drei Etagen aufgestockt und erhielt ein Französisches Mansarddach. Daher der Name „Französischer Anbau“. Es entstand ein neuer Fest- und Hochzeitssaal mit prächtigen, figürlichen barocken Stuckaturen, der mit den repräsentativen Wohnräumen des Hauptschlosses verbunden war. Baronin Maria Louise, zweite Frau des Barons Josef Christoph Vöhlin des Älteren, hat mit der Ausführung vermutlich den Comer Künstler Gaspare Mola beauftragt.

    Im Jahr 1751 wurde unter Johann Joseph Franz Ludwig Vöhlin die Schlosskapelle in der heutigen Form umgestaltet. Sie ist ein Kleinod im Rokoko-Stil mit wertvollen Fresken vom Weißenhorner Kirchenmaler Franz Martin Kuen.

    Nach dem Verkauf des Schlosses im Jahr 1756 an den Bayerischen Staat wurde der Festsaal 1860/61 zur Wohnung des Landrichters umfunktioniert, was mit der Zerstörung der Stuckdecke einherging.

    Von 1997 bis 2000 ließ sich der ursprüngliche Zustand des Französischen Anbaus und Barocksaals in aufwendiger Arbeit – insbesondere durch Malermeister Albert Vogt mit dem Heimatverein Illertissen und dank großzügiger Sponsoren - wieder rekonstruieren. (lor)

    Schließlich weisen die Musikerinnen im gemeinsamen Vortrag des Rondoletto Nummer 1 in der Bearbeitung für Bratsche, Harfe und Klavier über die Vöhlin-Epoche hinaus. Passenderweise repräsentiert der Komponist Johann Nepomuk Hummel (1778 bis 1837) den Übergang von der klassischen zur romantischen Ära. Der Hofkapellmeister gilt als der Musiker der Wiener Klassik in Weimar. Zu der Zeit hatte das Vöhlinschloss seine besten Tage längst hinter sich gelassen. Mit ihrem Jubiläumskonzert wollen die Künstlerinnen etwas davon in Erinnerung rufen.

    Auch eine erfahrene Schauspielerin wirkt am Programm mit

    Als Schauspielerin will Sabine Kölbl die gebotene Musik in den passenden szenischen Rahmen setzen. Sie bringt Erfahrung mit von Engagements in München, Salzburg oder den Carl-Orff-Festspielen in Andechs. Jennifer Miller beendet derzeit ihr Masterstudium für Orchester an der Musikhochschule Weimar. Sie war Akademistin an der Staatsoper Hamburg und spielt bei den Berliner Symphonikern, dem Philharmonischen Orchester Erfurt und den Thüringer Symphonikern als freischaffende Bratschistin. Als Solo-Harfenistin gehört Christina Kurz dem Sinfonieorchester Aachen an. Sie ist auf internationaler Ebene anzutreffen, konzertierte mit dem Sinfonieorchester Basel, dem Berner Symphonieorchester und der Philharmonia der Oper Zürich. Stephanie Kögel hat heuer ein Studium für Lehramt an Gymnasien in Regensburg aufgenommen. Sie war mehrfach erfolgreich bei „Jugend musiziert“.

    Mehr über die Vöhlinfamilie und das Schloss in Illertissen erfahren Sie hier:

    Die Barockstraße führt jetzt auch nach Illertissen

    Wo sind die Gebeine der Vöhlin hin?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden