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Illertissen: Mode Hoffmann in Illertissen schließt nach acht Jahrzehnten

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Mode Hoffmann in Illertissen schließt nach acht Jahrzehnten

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    Eine Illertisser Institution schließt: Mode Hoffmann. Irmgard und Herwig Hoffmann bereiten sich auf den Abschied vor, der ihnen schwer fällt.
    Eine Illertisser Institution schließt: Mode Hoffmann. Irmgard und Herwig Hoffmann bereiten sich auf den Abschied vor, der ihnen schwer fällt. Foto: Alexander Kaya

    Nach 83 Jahren geht die Geschichte von Mode Hoffmann zu Ende. Zwei Generationen haben das Geschäft am Illertisser Marktplatz zu dem gemacht, was es heute ist. Da kann man nur erahnen, wie schwer es Inhaber Herwig Hoffmann und seiner Frau Irmgard fallen muss, das rote Banner "Räumungsverkauf" über das Schaufenster zu hängen und mit anzusehen, wie sich die Kleiderstangen nach und nach leeren.

    "Wir haben beide längst ein Alter, in dem man ans Aufhören denken darf", begründet Herwig Hoffmann die Entscheidung. "Die letzten eineinhalb Jahre haben uns aber in unserem Beschluss bekräftigt." Die vergangenen Monate waren so ganz anders als die vielen zuvor. Die Pandemie, die Lockdown-Phasen, Konzepte wie Click and Collect und Click and Meet, welche Gewerbetreibende und Kunden gleichermaßen verwirrt, manchmal auch überfordert haben: "Das hat uns schwer zu schaffen gemacht", sagt der erfahrene Geschäftsmann und fügt an: "Die Maske als Umsatz-Killer - wer geht da gerne shoppen?" Hinzu kam etwas, das vor allem die Modebranche beutelte: Die Anlässe, um sich neu einzukleiden, brachen von heute auf morgen weg. Konzerte, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten.

    Auf der gegenüberliegenden Seite des Illertisser Marktplatzes fing alles an.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Illertisser Marktplatzes fing alles an. Foto: Sammlung Hoffmann

    Herwig Hoffmann will nicht falsch verstanden werden. Er sei sich der Risiken bewusst, welche das Virus mit sich bringt. Aber schwer sei es trotzdem gewesen für Menschen wie ihn, die ein inhabergeführtes Fachgeschäft betreiben. "Der Handel wurde entgegen der Ankündigungen der Politik weitgehend allein gelassen", so seine Meinung.

    In einem Kiosk am Illertisser Marktplatz fing alles an

    Der Illertisser sorgt sich um die Innenstädte. Aus gutem Grund: Einer aktuellen Branchenumfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zufolge rechnet mehr als die Hälfte der Innenstadthändler für 2021 mit Umsätzen unter dem Vorjahresniveau. Besonders gelitten habe der Bekleidungshandel, teilt der

    Ein Bild aus früheren Zeiten: das Team von Mode Hoffmann.
    Ein Bild aus früheren Zeiten: das Team von Mode Hoffmann. Foto: Sammlung Hoffmann

    Umso mehr bedauern Irmgard und Herwig Hoffmann, in wenigen Wochen selbst zu denen zu gehören, die die Ladentür zusperren. Fände sich ein Nachfolger, jemand mit Gespür für Mode und betriebswirtschaftlichem Sachverstand, würden sie sich freuen. "Wenn sich jemand angesprochen fühlt, weiterzumachen: Die Möglichkeit bestünde", sagt Hoffmann und macht sogleich Werbung: Die Lage am Marktplatz sei gut, ein Netz an Kontakten wäre geknüpft und das Mobiliar zu guten Konditionen abzugeben. Sogar ein Eis verspricht Hoffmann unserer Reporterin lachend, sollte sich auf diesen Zeitungsbericht hin ein Interessent melden. Ihm täte es weh, sagt er, käme es zu einem weiteren Leerstand am Marktplatz seiner Heimatstadt.

    Auf der anderen Seite eben dieses Marktplatzes begann einst die Geschichte von Mode Hoffmann - in einem kleinen Kiosk, erzählt der heutige Inhaber, der Textilbetriebswirtschaft studiert und andernorts praktische Erfahrung gesammelt hatte, ehe er in die Fußstapfen seiner Eltern Erwin und Anna Hoffmann trat. Das Familienunternehmen wuchs mit den Jahren, zeitweise gehörten auch Läden in Bellenberg und in der Memminger Straße in Illertissen dazu, jeweils mit Schwerpunkten wie Damenmode, Herrenmode, junge Mode und Dessous.

    Bis zum 30. September muss bei Mode Hoffmann in Illertissen alles raus

    Qualität und Beratung seien ihnen immer am Herzen gelegen, sagt das Paar. Es wollte wissen und erklären können, wo die Blusen, Hosen, Jacken produziert werden, die über die Ladentheke wandern. Eine Nische, die die beiden Einzelhändler für sich entdeckt haben, sind große Größen. Der Slogan lautet "Groß in Mode". Manche Kundin und mancher Kunde fragte nun schon "Wo gehe ich jetzt hin?", erzählt Irmgard Hoffmann.

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    "Alles muss raus!" steht auf einem roten Klappschild mit weißen Buchstaben. Der Räumungsverkauf geht bis zum 30. September. Kleidung, aber auch Regale und Dekoration, mit der "der ganze Keller voll" sei, werden veräußert. Es besteht noch die Möglichkeit, Gutscheine einzulösen. Danach nehmen die Hoffmanns und Abschied. "Die vielen netten Begegnungen und Gespräche mit Ihnen werden uns fehlen", schreiben sie in einem Brief an ihre Stammkunden. Und auch ein dringender Appell ist enthalten: "Bitte unterstützen Sie weiterhin den örtlichen Einzelhandel."

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