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Illertissen: Mit 99 Jahren hat Valentin Mayer sein sechstes Buch verfasst

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Mit 99 Jahren hat Valentin Mayer sein sechstes Buch verfasst

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    Der Jedesheimer Valentin Mayer sammelt Geschichten und Nachrichten, die er säuberlich in Ordner abheftet. Jetzt bringt er kurz vor seinem 100. Geburtstag noch einmal ein Buch heraus, das sich mit der Geschichte seines Heimatortes befasst.
    Der Jedesheimer Valentin Mayer sammelt Geschichten und Nachrichten, die er säuberlich in Ordner abheftet. Jetzt bringt er kurz vor seinem 100. Geburtstag noch einmal ein Buch heraus, das sich mit der Geschichte seines Heimatortes befasst. Foto: Ronald Hinzpeter

    Wie steht’s um die Gesundheit? „Bestens!“ Die Antwort kommt ohne Zögern. Gerade hat Valentin Mayer in seinem Sessel ein kurzes Nickerchen eingelegt, zu dem die Fernsehnachrichten ein durchaus ohrenbetäubendes Begleitgeräusch lieferten, aber das konnte die Ruhe nicht unbedingt stören. Sofort ist er hellwach, seinem Besucher zugewandt und eben der

    Das Werk, wie könnte es auch anders sein, dreht sich komplett um Valentin Mayers Heimatort, dem er mit unerschütterlichem Lokalpatriotismus zugetan ist. Es heißt denn auch: „Jedesheim. Ein persönliches Geschichtsbuch.“ So weit, so sachlich. Viel schöner jedoch liest sich der umfangreiche Untertitel: „Alles mir Bekannte über die Heimatgeschichte Jedesheims und das Leben in früheren Jahrhunderten. Neu zusammengestellt in meinem 99. Lebensjahr.“ Es fasst ziemlich gut zusammen, um was es geht, denn Valentin Mayer ist kein studierter Profi aus der Historikerzunft, sondern ein engagierter, neugieriger Freizeit-Heimatforscher, der sich für die Vergangenheit seines Lebensumfeldes interessiert und zusammenträgt, was sich eben zusammentragen lässt.

    Sein sechstes Buch füllt 368 Seiten

    Fachleute mögen nicht immer einverstanden sein mit den von ihm veröffentlichten Erkenntnissen, doch darauf kommt es nicht an. Schließlich heißt es ja im Untertitel „Alles mir Bekannte...“ Und das ist eine ganze Menge, es füllt immerhin 368 Buchseiten. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass es mal so viel wird“, sagt Valentin Mayer, „aber ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant. Ich wundere mich über mich selber, dass ich das alles noch weiß.“

    Zehn Jahre hat er für das Buch gebraucht, viele lose Blätter zusammengetragen und in Archiven zwischen Stuttgart und München gewühlt. Es ist sein zweites großes Heimatbuch, denn schon 1987 brachte er eine Jedesheimer Ortschronik heraus. Doch damals habe er vieles gar nicht gewusst, sagt Mayer heute. Und das, was er in seinem Kopf habe, das „sollte doch nicht verloren gehen“. Das war wohl seine Haupttriebfeder, eine Art Vermächtnis zu hinterlassen: „Es geht mir nicht ums Geld, ich habe sogar einige Tausend Euro reingesteckt.“

    Es ist immerhin sein sechstes Buch. Alle befassen sich direkt oder indirekt mit Jedesheim, mal mit den Gefallenen dreier Jahrhunderte, mal veröffentlichte er „Jedesheimer Häusergeschichten“ oder er listete sämtliche Gemeinderatsbeschlüsse auf, die zwischen 1819 bis zur Eingemeindung 1978 im Dorf gefällt wurden.

    Auch die Erinnerungen seines Vaters schrieb Valentin Mayer auf

    Während diese Bände ein eher lokal begrenztes Interesse bedienten, erreichte Mayer mit seinem „Kriegstagebuch von Vater und Sohn“ auch Menschen in anderen Ländern. Er hatte die Erinnerungen seines Vater Wendelin, der als Soldat den Ersten Weltkrieg überstand sowie seine eigenen Erlebnisse an der Ostfront des Zweiten Weltkrieges zusammengestellt und veröffentlicht. „Das Buch kursierte in ganz Europa.“ Besucher aus Österreich oder Frankreich schauten auf dem Bauernhof in Jedesheim vorbei. Eines Tages bekam er sogar Besuch von einem Chinesen, der sich für deutsche Militärgeschichte interessierte. Er hatte das Buch im Internet entdeckt und wollte mit dem Autor direkt Kontakt aufnehmen. Da der Mann in Süddeutschland studiert hatte, fiel das Gespräch offenbar leicht, denn Valentin Mayer kann keinerlei Fremdsprachen. Er ist zwar in seinem Leben auf der halben Welt herumgekommen, allerdings genügte ihm dabei die Kommunikation mit Händen und Füßen.

    Was Valentin Mayer sich zum 100. Geburtstag wünscht

    Jetzt, wo die Dorfgeschichte fertig ist und im April auf den Markt kommt – „Herr Konrad hat sie in eine gut lesbare Reihenfolge gebracht“ – gibt es für ihn nicht mehr sehr viel zu tun. Valentin Mayer sagt von sich: „Das war jetzt wohl mein letztes Buch.“ Aber zu schreiben gibt es ja immer irgendetwas, beispielsweise für das Dorfblättle. Und für jemanden, der immer noch dreimal die Woche zum Kartenspielen geht, findet sich stets eine Beschäftigung. Im Geiste kann er sich nun auf seinen 100. Geburtstag einstellen, der an Karfreitag im Kalender steht. Was er sich zu diesem raren Jubiläum wünscht? „Ich würde gerne zum 100. mit dem Fallschirm abspringen“, sagt Valentin Mayer und grinst auf diese ihm eigene schlitzohrige Art. „Aber, ich glaub’, ich lass’ es sein.“

    Mehr über die Arbeit von Valentin Mayer lesen Sie hier:

    Die neue Chronik soll nicht im Lager einstauben

    Jedesheim hat wieder ein Dorfblättle

    Jedesheimer Geschichten in einem Buch

    Zurück in die Vergangenheit von Jedesheim

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