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Illertissen: Kunterbuntes Illertissen: Die Narren sind los

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Kunterbuntes Illertissen: Die Narren sind los

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    Ausgelassen war die Stimmung am Samstag beim Illertisser Fasnachtsumzug: Narren aus Nah und Fern hatten die Vöhlinstadt fest im Griff.
    Ausgelassen war die Stimmung am Samstag beim Illertisser Fasnachtsumzug: Narren aus Nah und Fern hatten die Vöhlinstadt fest im Griff. Foto: Alexander Kaya

    Kaum sind die Weihnachtsfeiertage vorüber, tauchen in Illertissen bei einbrechender Dämmerung Hexen, Geister und Teufel auf: 52 Narrenzünfte haben am Samstagabend mit Gepolter und Getöse ihre Saison – die fünfte Jahreszeit – eröffnet. Sie taten dies mit allen ihnen verfügbaren Mitteln: mit Besenritten und Peitschenknallen wie die „Altbacher Neck’r Hexa ond Deifl“. Mit Schellengeläut und überdimensionalen Scheren, womit die „Scheera Hexa“ aus Mochenwangen den allzu neugierigen Zuschauern die Haare abschneiden wollten.

    Wagen und Garden in der Art des rheinländischen Faschings gehörten nicht zur Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet, informierte Sabine Baum, Zunftmeisterin der veranstaltenden Illertaler Wasserbätscher. Sie waren daher auch beim 16. Narrensprung in Illertissen eigentlich nicht zugelassen. Beim Umzug liefen ihrer Zählung nach etwa 3500 Hästräger mit. Die Polizei schätzt, dass rund 3000 Zuschauer am Straßenrand dabei waren.

    Unter ihnen zum Beispiel Alina Dürmeier mit ihrer älteren Schwester Lea und den Eltern Moni und Stefan aus Oberroth. Sie seien vor allem wegen der vielen Hexen gekommen, erklärte sie voller Erwartung. Von der Verkleidungsfreude hat sich die ganze Familie anstecken lassen, Hasenkostüme angezogen und dem Vater die Rolle des Fuchses zugeteilt.

    Sie wurden auch nicht enttäuscht von der vorbeiziehenden prächtigen Kostümschau. Jede Fußtruppe hatte ihre Sage, die es von Sprecher Klaus Butterhof an der oberen Hauptstraße im Osten und von einem weiteren Sprecher an der Hirschkreuzung im Westen zu hören gab. Die Gruppen kamen von rechts und links der Iller. Ihre Geschichten hörten sich so gruselig an wie ihre Narrenrufe im schönsten schwäbischen Vokabular. So war beim Hexenaufmarsch aus Immenried bei Kißlegg im Allgäu wie folgt zu hören: „Lass d’ Finger von d’r Fehl, sonst juckt dr d’ Deifel an d’ Kehl“. Die weiteste Anreise hatte wohl die Narrengruppe „Lindauer Sagen“ aus dem Ortsteil Lindau-Reutin. Ihr Ziel, alte Geschichten lebendig zu machen, kam im Ruf zum Audruck: „D’ Sage kommet – Gäbet acht!“ Auf Vergangenes in nächster Nähe, nämlich auf den hartherzigen Graf Styrum in Illereichen, beriefen sich „D’ Illerstoi“ aus Senden. Die handgeschnitzten Masken sollen an die versteinerten Gesichter der geplagten Untertanen erinnern. Ihr „Plätzleshäs“ mit Flicken in Braun, Grün und Gelb spiegeln die Farben des Illerwaldes wider.

    Die Hexen hatten sich auch Requisiten zugelegt, um Aufmerksamkeit zu erregen. So führten die „Holzbrockeler“ aus Winzingen einen Holzklotz auf dem Handwagen mit. Außerdem erfreuten die Hästräger traditionell mit Pyramiden, die aber auch gut als Drohgebärden zu verstehen waren.

    Nach so viel Hexerei gab es gegen Ende des Umzugs noch ein heiteres Intermezzo: Es marschierte aus Kempten von der Faschingsgilde Rottach Präsident Horst Bräuninger in Begleitung seiner Garde ein. Ob er sich nicht fürchte unter all den Gruselgestalten? Nein, ganz und gar nicht, schließlich sei er eingeladen worden, teilte der Präsident mit.

    Schmunzelnd erklärte die Zunftmeisterin, dass Ausnahmen die Regel bestätigten und auch Zaungäste aus rheinländischer Faschingstradition willkommen seien. „Hauptsache keine Wagen“, sagte sie.

    Schaurig-schön ging der Narrensprung zu Ende: Bei beginnender Nacht waren die Zünfte mit Rätschen, Klappern, Glocken zu hören. Ebenso Musikkapellen wie die Reichsstadt-Fanfaren aus Isny, deren Instrumente in Neonfarben leuchteten. Auf dem Festplatz feierten viele Narren weiter - jedoch nicht alle friedlich: Faschingsumzug in Illertissen: Etliche Betrunkene halten Polizei auf Trab

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