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Illertissen: Kirchenmauer als Sackgasse

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Kirchenmauer als Sackgasse

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    Der Randstein des Anstoßes: Dieser Gehweg in Tiefenbach endet an der Wand der Kirche. Fußgänger laufen mitunter auf der Fahrbahn an der Mauer entlang – ein gefährliches Unterfangen.
    Der Randstein des Anstoßes: Dieser Gehweg in Tiefenbach endet an der Wand der Kirche. Fußgänger laufen mitunter auf der Fahrbahn an der Mauer entlang – ein gefährliches Unterfangen. Foto: Florian Holley

    Wer sich in Tiefenbach auf den Weg zum Gottesdienst macht, steht kurz vor dem Ziel plötzlich vor einer Mauer. Endstation. Denn auf der Südseite der Sankt-Antonius-Kirche endet der Gehweg abrupt vor der Wand. Um zum Eingangstor zu gelangen, haben die Kirchgänger zwei Möglichkeiten: Entweder sie gehen notgedrungen auf der Graf-Kirchberg-Straße, über welche auch Autos und Lastwagen rollen. Oder sie queren die Fahrbahn, nutzen den gegenüberliegenden Gehweg, und queren wieder die Fahrbahn. „Das ist eine prekäre Situation für Fußgänger“, sagte Tiefbauamtsleiter Bernd Hillemayr bei der Sitzung des Illertisser Bauausschusses. „Man muss sich quasi an der Mauer entlanghangeln, um zum Eingang zu kommen“. Das Problem ist nicht neu. Nun soll sich etwas ändern.

    Der Gehweg soll Kirchgängernkünftig lückenlos den Weg leiten. Eine Ausbauplanung des Staatlichen Bauamts Krumbach aus dem Jahr 2010 sah ursprünglich vor, die gesamte Fahrbahn nach Westen zu verschieben und den Gehweg zu verlängern. Bei einem Gespräch mit Mitarbeitern der Behörde Anfang November fand die Stadt eine alternative Lösung: nämlich die Straße zu verengen statt zu verschieben. Die Straßenbauverwaltung würde diesem Vorhaben zustimmen, ist in den Sitzungsunterlagen zu lesen. Allerdings müsste die Stadt die Kosten tragen.

    Im Zuge des Gehwegbaus ist auch eine Gestaltung des Platzes zwischen Kirche und Pfarrhaus, also im Bereich der Einmündung zur St.-Leonhard-Gasse, denkbar. Die notwendigen öffentlichen Flächen stünden zur Verfügung – allenfalls das Wurzelwerk eines Baumes könne problematisch für die Bauarbeiten werden, hieß es. Zudem würde eine Stellfläche für Autos wegfallen. An dem Gehweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite soll sich dagegen nichts ändern.

    Eine ähnliche Verkehrssituation wie jene bei der Tiefenbacher Kirche habe es auch andernorts gegeben: etwa in Obenhausen im Bereich des Schlosses. Dort habe man die Fahrbahn ebenfalls verengt und das Problem auf diese Weise gelöst, sagte Hillemeyr. Jedoch habe sich eine Engstelle für den Verkehr ergeben.

    Die Stadträte stimmten darin überein, dass sich in dem Illertisser Ortsteil dringend etwas ändern müsse. „Der Weg hört auf und die Leute gehen ganz, ganz vorsichtig auf der Straße“, sagte Ewald Ott (CSU), der in Tiefenbach wohnt. „Außerdem verschmutzt das Fahrwasser der Autos die Kirchenmauer. Dabei ist die Kirche erst saniert worden. Mit einem Gehweg wäre zumindest ein Stück dazwischen.“

    Helga Sonntag (ÖDP/AB/Grüne) sieht in der Sackgasse eine Gefahrenzone für Schulkinder. Sie habe im Rahmen eines Arbeitskreises zur Schulwegsicherheit mit Eltern aus Tiefenbach gesprochen. Der Weg bei der Kirche sei ebenfalls Thema gewesen. Auch Ansgar Batzner (Freie Wähler) sprach sich für eine Neuregelung aus – und nannte eine weitere Idee: „In Italien gibt es Arkaden, die durch Kirchen führen.“ Baue man eine Tür in die Mauer und ziehe im Innenraum eine Glaswand, könnten Fußgänger die Kirche durchschreiten. „Da hätte das Wort Kirchgänger eine ganz neue Bedeutung“, scherzte er. Hierzu sagte Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU), dass die Sankt-Antonius-Kirche zu klein für eine solche Maßnahme sei.

    Wilhelm Fischer (CSU) lenkte den Blick auf den Verkehr. Bei einer Verengung können Fahrzeuge die besagte Stelle nicht mehr auf zwei Spuren passieren. „Zwei Lastwagen kommen da nicht aneinander vorbei. Es würde eng werden. Das sieht man auch in Obenhausen.“

    Ott sieht darin Vorteile: „Das wäre eine weitere Bremse für den Verkehr. Und die Lastwagen müssen ja auch nicht durch Tiefenbach fahren.“ Hillemeyr sagte, dass große Fahrzeuge, etwa Lastwagen und Landmaschinen, bereits jetzt warten, bis der Gegenverkehr vorbeigefahren ist. Zwei Autos dagegen sollen ihm zufolge auch künftig aneinander vorbeikommen. Jedoch gelte es, die Sicht auf den Gegenverkehr zu beachten, denn diese sei wegen des Mauervorsprungs eingeschränkt. Eisen sagte: „Die Autolobby steht bei dieser Entscheidung hinten an. Die Sicherheit der Fußgänger hat Vorrang.“

    Wie viel die Straßenverengung und der Gehweg-Bau kosten werden, ist unklar. „Das ist noch ein Stochern im Nebel“, sagte Hillemeyr. Ein Teil werde jedoch auf die Anwohner umgelegt.

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