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Illertissen: Jedesheimer Geschichten in einem Buch

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Jedesheimer Geschichten in einem Buch

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    Unser Bild zeigt den Pfarrhof von Jedesheim auf der abgeflachten Kuppe eines Sandhügels. Um das Haus 1787 östlich des baufälligen Vorgängerbaus zu errichten, wurde der Hügel abgetragen.
    Unser Bild zeigt den Pfarrhof von Jedesheim auf der abgeflachten Kuppe eines Sandhügels. Um das Haus 1787 östlich des baufälligen Vorgängerbaus zu errichten, wurde der Hügel abgetragen. Foto: Regina Langhans

    Valentin Mayer, Altbürgermeister des Illertisser Ortsteils Jedesheim und Heimatchronist, hat sein jüngstes Werk, das „

    Der 97-jährige Autor und gelernte Landwirtschaftsmeister hat es sich nicht nehmen lassen, seine Arbeit persönlich im Illertisser Rathaus vorbeizubringen. Er nutzte den Anlass, um etwas über die Entstehung des „Jedesheimer Geschichtsbuchs“ mitzuteilen. Durch das Elternhaus und seinen Patenonkel Willi Hößler habe er früh Interesse an der Heimatgeschichte entwickelt. „Und als Bürgermeister“, sagte Mayer, „bekam ich Einblick in alle Akten“. Durch sein Amt sah er sich veranlasst, über alte Nutzungsrechte der Bürger in Jedesheim für Wald und Flur Erkundigungen einzuholen. „So begann mein Interesse an der Arbeit in den Archiven“, erzählte Valentin Mayer. Bald hatte er alle für Jedesheim wichtigen staatlichen und kirchlichen Dokumentationsstellen zwischen Stuttgart, Neuburg an der Donau und Augsburg aufgesucht, bis hin zum Kloster Einsiedeln in der Schweiz. „Im Jahr 2010 habe ich mit der Chronik begonnen“, sagte Mayer, „und beim abschließenden Durchlesen der Arbeit sind mir noch 15 weitere wichtige Berichte eingefallen.“ Nun habe er aber alles schriftlich niedergelegt, was sich an Geschichten in seinem Gedächtnis angesammelt hatte. Voller Anerkennung zollte ihm Bürgermeister Eisen seinen Respekt: „Das muss jemand erst einmal fertig bringen, mit 90 Jahren eine Chronik zu beginnen.“

    Der Titel „Jedesheimer Geschichtsbuch“ verrät schon etwas über den Inhalt: Es geht um die Geschichte in Jahreszahlen und um Geschichten, wie sie sich im Dorf Jedesheim abgespielt haben. Valentin Mayer kennt beides. Als dessen letzter Schultes vor der Eingemeindung 1978 nach Illertissen hat er sie gesammelt und aufgeschrieben. Und eben diese Mischung zeichnet sein jüngstes Buch aus und macht es so lebendig.

    Mayer sagt selbst: „Im ,Jedesheimer Geschichtsbuch‘ sind alle mir bis dahin bekannten Erkenntnisse zur Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner zusammengefasst.“ Der Autor schrieb viele seiner Beiträge mit dem Wissen eines Zeitzeugen. Da er in der Landwirtschaft aufwuchs, hat er viele Traditionen noch in ihrer ursprünglichen Form miterlebt. Dazu kam ihm seine Heimatverbundenheit zugute. Denn es galt, allgemeine historische Erkenntnisse für einen engeren Kreis auszuwerten.

    Mayer gelang es trotz dürftiger Quellenlage nachvollziehbar zu schildern, wie es im frühgeschichtlichen Jedesheim zugegangen sein muss. Das betrifft seine Recherchen zur keltischen Urbevölkerung, den römischen Besatzern und den in der Völkerwanderung zugezogenen Alemannen. Er stellte Überlegungen an zu dem westlich von Jedesheim vermuteten, nicht mehr bestehenden Altheim, indem beim Ausbau der heutigen Staatsstraße 2031 Gräber gefunden wurden. Auch die in der Nähe befindliche Mühle hatte bis 1600 den Beinamen „Mühle von

    In Mayers Chronik kommen alle zu Wort: Von der Schlacht bei Jedesheim und ersten urkundlichen Erwähnung anno 1108 bis zu den Weltkriegen und der Eingemeindung nach Illertissen. Als letzter Bürgermeister (1966 bis 1978) Jedesheims weiß Mayer Bescheid über seine Mitbürger, deren Vorfahren sich teilweise nach dem Dreißigjährigen Krieg im fast ausgestorbenen Dorf angesiedelt haben. Er kennt ihre alten Berufe, die Geschichten der Häuser und Plätze sowie zahlreiche Anekdoten. Als Chronist hat er sie mit vielen Details aufgeschrieben, die sonst in Vergessenheit geraten würden. Er weiß Einzelheiten aus Zeiten der Vöhlinherrschaft und dem früheren kirchlichen Leben, wie sie kaum nachzulesen sind.

    Das Geschichtsbuch erweist sich als das gesammelte Wissen eines fast Hundertjährigen über sein Dorf. Da es Mayer Blatt für Blatt selbst verfasst und bis zuletzt auf aktuellem Stand gehalten hat, liegt es derzeit als abgeheftete Blattsammlung vor. Das spricht für den Verfasser, der sich dem unermüdlichen Recherchieren verschrieben hat, weil es ihn reizt, Vergangenes für die Nachwelt lebendig zu halten.

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