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Illertissen: In der „Krone“ bleibt die Küche kalt

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In der „Krone“ bleibt die Küche kalt

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    Gekocht wird in der „Krone“ in Illertissen nun nicht mehr: Pächter Jürgen Willer musste sein bekanntes Speiselokal nach mehr als drei Jahrzehnten schließen. Die Entscheidung fiel ihm schwer: „Da steckt viel Herzblut drin“, sagt er.
    Gekocht wird in der „Krone“ in Illertissen nun nicht mehr: Pächter Jürgen Willer musste sein bekanntes Speiselokal nach mehr als drei Jahrzehnten schließen. Die Entscheidung fiel ihm schwer: „Da steckt viel Herzblut drin“, sagt er. Foto: Jens Carsten

    Wer in diesen Tagen in die „Krone“ einkehren will, steht vor verschlossenen Türen: Offiziell hat das Illertisser Speiselokal Betriebsurlaub – doch ob der einmal endet, ist ungewiss. Denn Pächter Jürgen Willer musste Insolvenz anmelden. Eine schwere Zeit für den passionierten Gastronomen: Als 26-Jähriger hatte er das Restaurant übernommen und über drei Jahrzehnte lang geleitet. „Da steckt viel Herzblut drin“, sagt der 60-Jährige, dem die Verbitterung deutlich anzumerken ist. Mit seiner gehobenen Küche hatte er die Illertisser Krone bis über die Grenzen der Region hinaus bekannt gemacht, sie war in mehreren Gourmetführern gelistet. Es war keine Seltenheit, dass hungrige Durchreisende wegen des Lokals von der Autobahn abfuhren, Familien dort Feiern ausrichteten und Unternehmen ihre Geschäftskunden bewirteten. Zumindest früher. Denn die Zeiten hätten sich geändert, sagt Willer. Einzelkämpfer hätten es in der Gastronomie zunehmend schwer. Die Krone schrieb rote Zahlen. Deshalb ist nun erst einmal Schluss.

    Dass es dazu kommen musste, dafür sieht Wirt Willer mehrere Gründe. Der wichtigste: Personalmangel. So sei es zuletzt schwer gewesen, genug Mitarbeiter zu finden. Anfragen für Catering, auswärtige Bewirtungen, mussten abgelehnt, der Betrieb musste schließlich reduziert werden. Illertissen sieht der Koch durch die Lage in Konkurrenz zum Allgäu und dem Bodensee-Raum, wo allgemein höhere Gehälter bezahlt würden. Und teilweise sogar Wohnungen oder Wagen, um die Mitarbeiter zu halten, sagt Willer. Und auch Ulm mit seinen Gaststätten sei ein attraktiver Ort für Jobsuchende.

    Dazu kämen die von vielen als unattraktiv empfundenen Arbeitszeiten in der Gastronomie: Mittags und abends, zwischendrin eine mehrstündige Pause. Das machte sich in der Krone bemerkbar: Bestand das Team einmal aus zwölf Mitarbeitern, waren es am Ende noch fünf bis sechs. Das reichte kaum aus, denn wenn am Sommerabenden draußen alle 80 Plätze besetzt waren, musste es im Service schnell gehen, sagt Willer.

    Und dann gingen die Menschen nicht mehr so oft – und ausgiebig – Essen wie einst, sagt Willer. Früher sei es üblich gewesen, dass zu Festen die ganze Familie eingeladen wurde. „Von der Taufe bis zur Trauerfeier spielte sich alles in der Wirtschaft ab“, sagt Willer. Diese Tradition verschwinde zusehens, junge Leute äßen weniger auswärts. Und wenn, dann schnell, günstig und international. Gehobene schwäbische Küche stehe nicht mehr hoch im Kurs.

    Immer stärker habe er mit der Bürokratie zu kämpfen gehabt, sagt der 60-Jährige. Vorschriften und Auflagen seien immer strenger und schwerer zu erfüllen gewesen.

    Und dann war da noch die Sache mit den Preisen: Auch wenn sich die Einheimischen durchaus noch zum Stammtisch in der Krone trafen – Willer bekam in der Stadt mitunter zu hören, sein Lokal sei teuer. Qualität habe ihren Preis, kontert der Koch. Frisch wurde gekocht, mit hochwertigen Zutaten, viele davon „bio“ und aus der Region. Das kam an: Wegen der Bratkartoffeln seien Fans zum Beispiel bis aus Ulm angereist, weiß Willer. „Wir haben auch lange an dem Rezept gearbeitet.“

    Seine Mitarbeiter hat der insolvente Gastwirt in anderen Betrieben untergebracht, wie er sagt. Und was wird aus ihm? Darüber will sich Willer in den kommenden Tagen Gedanken machen. „Da geht einem schon einiges im Kopf herum.“ Mit ihm werde die Krone jedenfalls nicht weitergehen. Allerdings suchten die Verantwortlichen hinter den Kulissen bereits nach Möglichkeiten, das Lokal in dem jahrhundertealten Haus zu erhalten.

    „Alles andere wäre ein herber Verlust für die Stadt“, sagt Gärtner Dieter Gaißmayer, der seinem langjährigen Freund Willer in den schweren Stunden beisteht. Wie viele alteingesessene Illertisser hat Gaißmayer schillernde Erinnerungen an die Krone, deren Nebenzimmer in den 1960er Jahren ein berüchtigter Jugendtreff war. „Da ist es wild zugegangen.“

    Man wollte einen Insolvenzverwalter beauftragen, der das Lokal „nicht Stück für Stück ausverkauft“, sagt Willer. In die Kanzlei Pluta in Ulm setze man große Hoffnung. Auch die Familie Vogt, der das Gebäude gehört, setze sich ein.

    Einmal hat sich Willer noch an seinen geliebten Herd gestellt: Für die anstehende Carnac-Fahrt zauberte er ein Menü. Kredenzt werden soll es bei einem Abend zur deutsch-französischen Freundschaft. Damit erfüllte sich Willer so etwas wie einen letzten Wunsch als Kronen-Wirt: „Ich wollte nicht Knall auf Fall zusperren.“

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