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Illertissen: Illertissen erhöht Kindergartengebühren und denkt über neues Angebot nach

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Illertissen erhöht Kindergartengebühren und denkt über neues Angebot nach

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    Wieder müssen Eltern höhere Beiträge für die Kinderbetreuung bezahlen. Auch das Defizit, das die Stadt ausgleicht, nimmt weiter zu.
    Wieder müssen Eltern höhere Beiträge für die Kinderbetreuung bezahlen. Auch das Defizit, das die Stadt ausgleicht, nimmt weiter zu. Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)

    Die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung in Illertissen werden zum neuen Kindergartenjahr, das im Herbst beginnt, erhöht. Damit reagiert die Stadt auf höhere Kosten und ein immer größer werdendes Defizit. Hauptursache für den steigenden Ausgaben sind die Kosten für das Personal, aber auch andere Aspekte spielen eine Rolle. In näherer Zukunft könnten sich auch die Betreuungszeiten ändern, weil Familien auf Probleme stoßen.

    Für das Kindergartenjahr 2024 rechnet die Stadt mit einem Defizit in Höhe von 5,5 Millionen Euro. Das entspricht den Einnahmen, die Illertissen aus der Gewerbesteuer erzielt. Die Kosten fallen ausschließlich für den Betrieb der Kindergärten und Krippen an, betonte Bürgermeister Jürgen Eisen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Die Kosten für den Neubau von Einrichtungen werden durch andere Mittel finanziert.

    Kindergartenbeiträge in Illertissen werden angehoben

    Seit Jahren gleicht die Stadt ein Millionendefizit bei den Betriebskosten der eigenen und der kirchlichen Kindertagesstätten aus. Dieses würde ein weiteres Mal ansteigen, um fast 1,7 Millionen Euro. Hintergründe sind zunehmende Personalkosten, weil die Tarifverträge höhere Gehälter vorsehen, Ausgaben für ein Personalgewinnungsprogramm und gestiegene Betreuungskosten. Diese haben zugenommen, weil der Bedarf an Krippenplätzen zugenommen hat und weil mehr Kinder Integrationsplätze benötigen. Beides erhöht den Personalaufwand. Der Freistaat bezuschusst die Kinderbetreuung mit einem gleichbleibenden Satz, während die Kosten für die Stadt ansteigen. Um das abzufedern, mussten auch die Eltern in den vergangenen Jahren immer wieder höhere Beiträge leisten, zuletzt stiegen die Sätze im Herbst 2022 und 2023. Zum 1. September werd diese Gebühren ein weiteres Mal angehoben.

    Dann wird der Grundbeitrag im Kindergarten um 20 Euro erhöht, die Sprünge zwischen den einzelnen Buchungsstunden steigen um 30 Euro. In der Krippe wird der Grundbeitrag um 40 Euro erhöht und die Sprünge zwischen den einzelnen Buchungsstunden steigen um 50 Euro. Der Anteil der Eltern an den Gesamtkosten könnte von derzeit sieben auf bis zu 16 Prozent steigen. Faktisch wird er weniger stark zunehmen, weil in der Kalkulation der Stadt keine Rabatte einberechnet sind, die Familien mit mehreren Kindern gewährt werden. Die Verwaltung hofft, dass ein Drittel der erwarteten Mehrkosten auf diese Weise abgedeckt werden kann.

    Neue Betreuungszeiten für Eltern, die im Schichtbetrieb arbeiten?

    Ab dem Herbst werden 831 Kinder in Illertisser Krippen und Kindergärten betreut, davon 500 in städtischen Einrichtungen. Es gibt 63 zusätzliche Plätze, dennoch haben nicht alle Familien einen Platz für ihren Nachwuchs erhalten. "Die Kapazitäten sind aktuell voll ausgelastet", sagte Martina Matzner aus der Stadtverwaltung in der Stadtratssitzung. Nach heutigem Stand können im darauffolgenden Kindergartenjahr alle Kinder versorgt werden, wenn eine neue Kita mit vier Kindergarten- und zwei Krippengruppen in Betrieb geht, die von den Johannitern betrieben wird. Weitere Beitragserhöhungen stehen zwar noch nicht fest, angesichts steigender Betriebskosten und anstehender Tarifverhandlungen im Jahr 2025 sind sie aber wahrscheinlich.

    Die Stadt prüft auch Möglichkeiten, Kosten zu senken. Große Hoffnungen hat Martina Matzner hier aber nicht. Sie verweist darauf, dass Gehälter 83 Prozent der Betriebskosten ausmachen. Angesichts des vorgeschriebenen Personalschlüssels habe man kaum Spielraum. Während die Beiträge auch künftig weiter ansteigen dürften, will Illertissen den Familien auf eine andere Weise entgegenkommen. Der entsprechende Vorstoß kam von der evangelischen Kirchengemeinde, die das Haus der bunten Worte in der Ulmer Straße betreibt. Eine Einrichtung in der Stadt könnte in Zukunft früher öffnen, um Eltern, die im Schichtbetrieb arbeiten, bessere Betreuungsmöglichkeiten anzubieten. Andere Zeiten und eine andere Gebührenstaffelung könnten im kommenden Jahr besprochen und beschlossen werden.

    Illertissen hat Konzept für Kinderbetreuung überarbeitet

    Martina Matzner verwies auf Unterstützungsleistungen: das einkommensabhängige Krippengeld und das einkommensunahängige Familiengeld des Freistaats sowie die mögliche Kostenübernahme durch das Landratsamt. Der Stadtrat stimmte den neuen Gebühren mehrheitlich zu. Nur Kasim Kocakaplan (SPD) war dagegen. Er forderte, die Staatsregierung solle mehr Geld bereitstellen. Illertissen solle über den Bayerischen Gemeindetag Verbündete suchen. Bürgermeister Jürgen Eisen widersprach: Bayern tue mehr als alle anderen Länder, die SPD-geführte Bundesregierung sei gefragt. Illertissen habe keine andere Wahl: "Wir haben alles anheben müssen, um unsere Stadt zu finanzieren."

    Andreas Lanwehr (Freie Wähler) verwies auf die enorme Kostenexplosion. "Keiner möchte für irgendwas mehr zahlen. Auf der anderen Seite muss man es auch sagen, es ist eine tolle Leistung", meint er. Die Erhöhung sei fair. Die Betreuung ermögliche den Eltern Arbeit und Freizeitgestaltung. Seine Fraktionskollegin Susanna Oberdörfer-Bögel verwies auf soziale Unterstützung und Härtefallregelungen: "Es bleibt ja niemand im Regen stehen." Zweite Bürgermeisterin Helga Sonntag (ÖDP/AB/Grüne) betonte: "Die Stadt Illertissen erhöht nicht einfach, sie erhöht auch die Qualität." Umstellungen in den Arbeitsabläufen brächten dem Personal mehr Zeit für die Kinder. Sonntag versicherte auch: "Wir haben es uns nicht leicht gemacht."

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