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Illertissen: Historisches Gebäude in Illertissen: Was verbirgt sich alles im "Adler"?

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Historisches Gebäude in Illertissen: Was verbirgt sich alles im "Adler"?

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    Unter dem Dach des Adler in Illertissen warten noch einige Überraschungen. Die spannendste Frage dabei: Kann der alte Dachstuhl erhalten bleiben?
    Unter dem Dach des Adler in Illertissen warten noch einige Überraschungen. Die spannendste Frage dabei: Kann der alte Dachstuhl erhalten bleiben?

    Man merkt es schon direkt hinter der Eingangstüre, die auf einer Seite einen winzigen Lichtspalt freigibt: Der Adler ist schief. Der Fußboden im Flur senkt sich bedenklich Richtung Straße. Es ist nicht die einzige Stelle, an der das frühere Gasthaus aus den Fugen geraten ist. Einige Meter weiter zeigt Florian Schilling auf ein verzweigtes Netz von Rissen am Boden, das mit einer Spachtelmasse verklebt wurde. „Das Haus arbeitet.“ Schilling lernt das traditionsreiche Gebäude neben dem Illertisser Rathaus gerade richtig kennen: Der Sachgebietsleiter für die Stadtplanung und Hochbau kümmert sich im Rathaus um die anstehende Sanierung des Gebäudes und schaut sich mit Experten Wände, Decken und Dach gerade ganz genau an. Dabei kommen nach und nach einige Überraschungen ans Licht.

    „Im Moment wissen wir noch nicht, wie das Fundament des Hauses aussieht“, erklärt Schilling. Irgendwann muss der sich senkende Fußboden schon einmal unterfangen worden sein. Genaueres sollen die Untersuchungen der kommenden Wochen bringen. Das Hauptgebäude des Adlers könnte jedenfalls deutlich älter sein, als vermutet. „Erbaut vor 1800“ steht als vorsichtige Schätzung auf einer Tafel an der Türe. Klarer ist das Alter der beiden Anbauten – der eine stammt aus den 1920er Jahren. „Der neuere Anbau wird im Zuge der Sanierung abgerissen“, sagt Schilling, als er die Räume im Erdgeschoss betritt, die derzeit die Awo nutzt. An der Wand über einer gemütlichen Sitzbank hängt ein Plan, der zeigt, wie der Adler künftig aussehen soll: Ein neuer Anbau wird dann einen Treppenaufgang und einen Aufzug umfassen, die Räume werden neu strukturiert.

    Florian Schilling erklärt anhand eines Plans, wie der Adler in Illertissen künftig aussehen soll.
    Florian Schilling erklärt anhand eines Plans, wie der Adler in Illertissen künftig aussehen soll.

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    Der "Adler" in lllertissen hat schon viele Nutzungen erlebt

    In der Geschichte des Adlers gab es das schon häufiger. Denn der ehemalige Gasthof hatte schon eine Vielzahl von Nutzungen – ein großes Fenster neben dem Eingang zeugt zum Beispiel von der Anwesenheit einer Metzgerei. Die vielen Veränderungen haben aber auch innen und außen weitere Spuren am Haus hinterlassen. Das Holzfachwerk, das die Planer in den Wänden vermuten, lässt drinnen Risse in den Wänden entstehen. Und auch die Außenmauern sind in Bewegung. Schilling zeigt auf einen Metall-Anker, der die Fassade neben der Eingangstüre stützt. „So etwas ist schon ein etwas bedenkliches Zeichen.“

    Der stolze „Adler“ ist ein ziemlich fragiles Gebilde – das macht auch die Neuplanung des Hauses schwierig. „Früher war jede Wand eine tragende Wand“, spricht Schilling das Problem an. Einfach versetzen lassen sich die bestehenden Wände deshalb nicht. Das gilt auch für das Obergeschoss, in dem das Elbogen-Museum untergebracht ist. Eine der Wände hängt an einem Überzug, einem massiven Balken, den man erblickt, wenn man in das Dachgeschoss des Adlers hinaufsteigt. Schilling: „Die Frage ist: Was passiert, wenn wir die Wand versetzen müssen – und können wir das überhaupt?“

    Dachbalken wurden einfach mittendrin abgesägt

    Baumeister früherer Generationen hatten offenbar deutlich weniger Skrupel, wie auf dem Dachboden erkennbar wird. In dem alten Dachstuhl wurden teilweise Balken einfach mittendrin abgesägt. Ob und wie der Dachstuhl erhalten werden kann, hänge auch von der Decke des ersten Stockwerks ab. „Ein Zimmerer würde wahrscheinlich sagen, dass wir den Dachstuhl unbedingt erhalten müssen“, meint Schilling und leuchtet mit der Handy-Taschenlampe zu den dicken Balken über dem Hauptgebäude hinauf: Wie in alten Kirchen sind die Hölzer teilweise mit Holzdübeln verbunden, eine kunstvolle und bewundernswerte Arbeit. Anders sieht es beim Dach über den Anbauten aus: Hier sind deutlich modernere Metallschrauben verbaut worden. In einem anderen Dachbereich hat der Stadtbaumeister etwas entdeckt, das zusätzliche Sorgen bereitet. Der Lichtstrahl der Taschenlampe fällt auf schwarz verbrannte Pfetten und Sparren. „Offenbar hatte es hier oben unter dem Dach mal gebrannt. Aber man hatte wohl gedacht, dass das nichts ausmacht.“ Auch hier müssen die Statiker jetzt herausfinden, was zu tun ist.

    Ein Feuer hat einen Teil der Dachsparren und Pfetten verbrannt.
    Ein Feuer hat einen Teil der Dachsparren und Pfetten verbrannt.

    Denn der Dachboden des Adlers soll – so zumindest sehen es die Pläne vor – künftig genutzt werden können. Ein Raum für Vorträge oder Konzerte soll es werden, sofern die Kosten für die Sanierung eingehalten werden können. Über den kleinen Stuben, in denen wohl irgendwann einmal Bedienstete des Hauses gelebt haben, ist noch ein Zwischenboden eingezogen. Ob der trägt, will Schilling lieber erst einmal noch nicht ausprobieren. Auch dort oben können noch Überraschungen auf die Planer warten – zumal sich bereits eine Etage tiefer andeutet, dass auch die Kamine des Adlers nicht so stabil sind, wie sie vielleicht von außen aussehen mögen: Die Mauern machen eine bedenkliche Kurve.

    Raumprogramm der Vereine muss erfüllt werden

    Trotz aller möglichen Überraschungen, die der Adler noch zu bieten hat, steht für Schilling eines fest: Das Raumprogramm, das im Vorfeld der Planungen für das Haus aufgestellt wurde, muss unbedingt erfüllt werden. Diese Vorgabe hatten auch bereits die Architekten erhalten, die sich um das Vorhaben beworben hatten. Denn die Vereine, die den Adler heute nutzen, sollen auch in Zukunft hier nach ihren Bedürfnissen unterkommen können.

    Die Ergebnisse der derzeitigen Untersuchungen sollen dann die Detailplanung des Vorhabens ermöglichen, sagt Schilling. Laufe alles optimal, könnten im Juli des kommenden Jahres die Arbeiten starten – damit der Adler in einen Neuanfang ohne Risse, Dellen und Brandspuren starten kann.

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