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Illertissen: Handwerk: Junger Heizungsbauer aus Balzheim ist dritter Bundessieger

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Handwerk: Junger Heizungsbauer aus Balzheim ist dritter Bundessieger

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    Julian Schmidt (Mitte) repariert eine defekte Heizung in einem Keller in Tiefenbach. Mit dabei sind sein Onkel Thomas Koppitz (links) und der Altenstadter Heizungsbauer Christian Dossenberger (rechts).
    Julian Schmidt (Mitte) repariert eine defekte Heizung in einem Keller in Tiefenbach. Mit dabei sind sein Onkel Thomas Koppitz (links) und der Altenstadter Heizungsbauer Christian Dossenberger (rechts). Foto: Anna Katharina Schmid

    Dicke und dünne Rohre ragen aus der Decke, schlängeln sich umeinander, dazwischen hängen Kabel. Es ist kaum nachzuvollziehen, wo sie anfangen und aufhören. Julian Schmidt braucht nur einen Blick dafür. „Das Wirrwarr kommt alles weg“, sagt er und macht eine Handbewegung in Richtung der Rohre. Der 21-Jährige ist seit einem halben Jahr ausgebildeter Anlagenmechaniker, also Heizungsbauer. Er startete bereits mit einigen Erfolgen in sein Berufsleben. Aus diesen macht er sich nichts. Für ihn zählt seine Freude an dem Handwerk.

    In einem Keller in Tiefenbach ist die Heizung durchgerostet

    Gerade steht er in einem Keller in Tiefenbach und betrachtet die Maschinen. Die Heizung dort ist durchgerostet. „Plötzlich ist den Leuten da Wasser aus dem Kessel gelaufen“, beschreibt Schmidt. Die Heizung ist alt: Er entziffert die Jahreszahl auf dem orangefarbenen Boiler als 1982. Schweißen war wegen des Rosts nicht möglich, ein neuer Kessel musste her.

    Schmidt und sein Onkel Thomas Koppitz, in dessen Firma er eingestiegen ist, werden gemeinsam über 40 Stunden in dem Keller werkeln. Einfacher sei es, eine neue Heizung in einen leeren Raum zu bauen, nicht um alte Gerätschaften herum. Gerade stellt Schmidt das Heizkreis-Modul ein, das eine unterschiedliche Regelung der verschiedenen Heizkreise ermöglicht.

    Nach der Schulzeit wusste der Balzheimer nicht, welchen Beruf er wählen soll

    Der junge Balzheimer wusste nach seiner Schulzeit erst einmal nicht, in welche Richtung es geht. „Woher soll man das auch gleich wissen?“, fragt er. Er machte einige Praktika und blieb beim Heizungsbauen hängen. „Ich bin hier so reingerutscht“, sagt er und lacht. Seine Ausbildung bei Christian Dossenberger in Altenstadt schätzte er sehr, vor allem die Freundlichkeit im Team. In Krumbach ging er zur Berufsschule und nahm an überbetrieblichen Schulungen in Kempten teil, zum Beispiel an Brenner- und Schweißkursen.

    Die Arbeit begeistert ihn – und fällt ihm leicht, wie sein hervorragendes Zeugnis am Ende seiner Ausbildung zeigt. Damit wurde er Bester seiner Innung, die vom Landkreis Neu-Ulm bis Günzburg reicht. Doch damit nicht genug: Unter allen Innungssiegern in Schwaben ging er wiederum als Bester hervor. Im September wurde er dann als Schwabens Vertreter nach Schweinfurt zum bayernweiten Wettbewerb eingeladen.

    Er startete mit einigen Schwierigkeiten in den bayernweiten Wettbewerb

    Schmidt hatte mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. „Meine Anmeldung wurde verschusselt“, sagt er und lacht. Erst eineinhalb Wochen vor dem zweitägigen Wettbewerb hatte er Bescheid bekommen, dass er teilnimmt: „Ich war ein bisschen unvorbereitet.“

    In Schweinfurt arbeiteten die Teilnehmer zwei Tage lang an einer Installation, bei der verschiedene Techniken zum Einsatz kamen, etwa Löten, Biegen und Pressen. Trotz der nur kurzen Vorbereitungszeit glänzte Schmidt bei allen Techniken. „Ich habe mit gar nichts ein Problem, mir macht beim Arbeiten alles Spaß“, sagt der 21-Jährige. Die Auswertung der Installationen erfolgte noch am Abend nach dem Wettbewerb: Schmidt wurde bayerischer Sieger.

    Schmidt wird Dritter beim Wettbewerb - bei 3000 Teilnehmern

    Mit dem Ergebnis aus der Prüfung beteiligte sich Schmidt am bundesweiten Praktischen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks. Daran nehmen jährlich 3000 junge Handwerker und Handwerkerinnen in 120 verschiedenen Berufen teil. Schmidt erreichte den dritten Platz.

    Er freut sich über die Auszeichnung. Gleichzeitig bedrückt es ihn, dass sich kaum junge Menschen für eine Laufbahn im Handwerk entscheiden. „Es ist heftig, wie wenige. Ich finde es schade“, sagt der Balzheimer. Sein Ausbilder Christian Dossenberger beobachtet die Entwicklung schon seit Jahren: „Viele sehen das Handwerk als niederen Beruf.“ Es sei schon eine anstrengende Tätigkeit unter manchmal schwierigen Bedingungen: „Im Sommer ist es warm, im Winter kalt“, sagt der Heizungsbauer und schmunzelt.

    Was das Handwerk für den jungen Balzheimer ausmacht

    Trotzdem schätzten einige Menschen die Arbeit falsch ein. Es geht nicht nur darum, Rohre zusammenzuschrauben: „Man muss Technik verstehen und sie sich vorstellen können“, sagt Dossenberger. „Gerade für das Heizungsbauen braucht es schlaue Köpfe.“ Die Geräte würden moderner, man müsse sich konstant weiterbilden, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. „Das wissen die meisten Menschen nicht. Wie wichtig der Job ist, merken sie erst, wenn es plötzlich kalt im Haus ist.“

    Im Winter haben Schmidt und sein Onkel viel zu tun. Die Zwei-Mann-Firma ist vor allem mit Reparaturen voll ausgelastet, doch die anstrengende Arbeit macht dem Balzheimer Spaß: „Ich kann viel selber machen und habe viel Freiheit. Bei allen Entscheidungen werde ich mit einbezogen, das ist super.“ Er will bald seinen Meister machen – und wegen seiner guten Noten kann der junge Heizungsbauer zudem eine Begabtenförderung beantragen.

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