Es ist ein warmer, sonniger Tag am Illertisser Weiher. Kinder toben sich auf dem Spielplatz aus, Spaziergänger schlendern gemächlich um den Tümpel herum. Unter ihnen erkennt man die drei Mitarbeiter des Illertisser Bauhofs an ihren Warnwesten sofort. Doch sie sind heute nicht nur hier, um die Grünanlage zu pflegen und Sträucher oder Hecken in Form zu bringen – eine ernst zu nehmende Plage hat sie auf den Plan gerufen. Denn durch die Buchsbäume am Weiher fressen sich die Buchsbaumzünsler. Anstatt saftiggrün zu schimmern, sind die Blätter der Pflanzen beige-gelblich oder bräunlich. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Viele sind nur noch Gerippe.
Allzu lange treibt sich die ostasiatische Schmetterlingsart in der Region noch nicht herum. Die Tiere sind vermutlich über Containerschiffe nach Mitteleuropa gekommen, in den vergangenen Jahren befielen sie vor allem Pflanzen in milderen Gebieten Deutschlands, zum Beispiel im Stuttgarter Raum. „In Illertissen sorgen sie diesen Sommer zum ersten Mal für richtige Probleme“, sagt Stadtgärtner Christian Haller. In den Sträuchern seien die grünen Raupen mit den schwarzen Punkten schwer zu erkennen: „Man braucht schon ein gutes Auge, um sie zu sehen, denn sie tarnen sich hervorragend“, erklärt Haller.
Der Stadtgärtner steht mit einer rot-weißen Pumpe vor einem der Buchsbäume. Immer wieder zieht er an dem schwarzen Hebel, in weißen Staubschwaden kommt daraufhin für Menschen ungefährlicher Algenkalk heraus und legt sich über die Pflanze – Passanten fallen die befallenen Buchsbäume am Weiher deswegen momentan schon von Weitem auf.
Buchsbaumzünsler in Illertissen: Auch private Gärten sind betroffen
Durch den Düngstoff schmecken die Blätter den Tieren nicht mehr – der Abfraß soll dadurch gestoppt werden. Die biologische Maßnahme sei von der Fachwelt empfohlen worden, sagt Haller. „Wir hoffen, dass das letztlich auch hilft.“ Eine Alternative wäre die chemische Keule: „Das wollen wir im öffentlichen Raum aber eher nicht.“
Nicht nur dort, sondern auch in vielen privaten Gärten in der Region ist der Buchsbaumzünsler derzeit unterwegs. „Er wütet wie ein Wilder“, sagt Hans Joachim Lüddemann. Illertissens ehemaliger Stadtbaumeister weiß, wovon er spricht: Vor rund 19 Jahren hat er angefangen, Buchsbäume zu züchten. Momentan befinden sich seinen Angaben zufolge mehr als 90 auf seinem Grundstück. Viele der Bäumchen säumen eine große Modelleisenbahnanlage, die durch seinen Garten verläuft: größere wie kleinere Exemplare, die alle fein säuberlich zugeschnitten sind.
Falter legen Eier tief in den Strauch
Auch im vergangenen Jahr seien die Falter in Illertissen unterwegs gewesen, allerdings waren es damals bei Weitem nicht so viele wie jetzt: Laut Lüddemann sind es alleine in seinem Garten mittlerweile Hunderte. Um sie vor Nässe zu schützen, legen die Falter ihre Eier tief in den Strauch hinein, wo sie nur schwer zu sehen sind. Als Lüddemann einen seiner Buchsbäume nahe der Terrasse schüttelt, fallen jedoch unzählige der kleinen, grünen Kügelchen zu Boden: „So fängt das Ganze an.“
Zwei verdorbene Pflanzen aus seiner Nachzucht musste er erst kürzlich in blaue Müllbeutel stecken – der Befall war schon zu weit fortgeschritten. Sie sollen nun verbrannt werden: Damit Ruhe ist, wie Lüddemann sagt, denn im Inneren der zerstörten Exemplare könnten sich noch immer Raupen und Eier verstecken. Um die Falter anzulocken und einzufangen, steht in Lüddemanns Garten eine Falle mit einer Duftpatrone. Bei der Bekämpfung der Raupen setzt er ebenfalls auf Algenkalk. Zuvor spritzt Lüddemann die Sträucher allerdings mit kaltem Wasser ab, um die Tiere und Eier zu erschüttern.
Die Methode sei zeitaufwendig: Spätestens wenn der Regen den Kalk wegspült, müsse man von vorne beginnen. Andere Maßnahmen kommen aber auch für Lüddemann nicht infrage: „Mit der Plage muss ich wohl so zurechtkommen.“
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