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Illertissen: Frischer Wind: Volkshochschule hat neue Chefin

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Frischer Wind: Volkshochschule hat neue Chefin

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    Generationenwechsel bei der Volkshochschule im Kreis Neu-Ulm: Nach 31 Jahren hört Dieter Rösch auf und Carolin Gehring übernimmt am Sitz in Illertissen die Geschäfte.
    Generationenwechsel bei der Volkshochschule im Kreis Neu-Ulm: Nach 31 Jahren hört Dieter Rösch auf und Carolin Gehring übernimmt am Sitz in Illertissen die Geschäfte. Foto: Jens Carsten

    Zeitenwende bei der Volkshochschule (Vhs) im Kreis Neu-Ulm: Zwei Arbeitstage liegen noch noch vor Dieter Rösch, dann geht der Geschäftsführer nach 31 Jahren in den Ruhestand. Damit endet eine Ära, denn der Name des 64-Jährigen ist für viele Menschen in der Region synonym mit der

    Rösch: Vhs soll einen Beitrag zu Frieden und Toleranz leisten

    Gegen das Vergessen zu arbeiten – das sei eines seiner wichtigsten Anliegen gewesen, sagt Rösch. Er meint damit vor allem die Verbrechen der Nazi-Herrschaft im sogenannten Dritten Reich. „Nur wer darüber Bescheid weiß, kann die Zukunft vernünftig gestalten.“ Seiner Ansicht soll die Vhs einen Beitrag zu Frieden und Toleranz zu leisten. Ein Beispiel war im Oktober das Podiumsgespräch über die 1968er-Bewegung, bei dem der Illertisser Walter Roller, der ehemalige Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, über die politischen Ansichten jener Zeit sprach. Mit dabei war auch die Tschechin Jaroslava Seidlmayer, die den sogenannten Prager Frühling miterlebt hatte.

    Zudem sei es ein Ziel gewesen, die Spuren jüdischen Lebens in der Region zu ergründen. „Da wurde viel aufgearbeitet“, sagt Rösch. Als Geograf laute seine Philosophie: „Man muss selbst nicht alles wissen, aber wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann sie verstehen.“ Das passe gut zum Bildungsauftrag der Vhs, die auf Inhalte setze und – anders als etwa Schulen – nicht so sehr auf Ergebnisse.

    Kursteilnehmer sind nicht leicht zufrieden zu stellen

    Das gab schon mal Anlass zur Debatte, erinnert sich Rösch. Etwa bei der von ihm mitinitiierten Kinder-Vhs „Talenta“, als ein Kurs zum Bauen von Papierfliegern angeboten wurde. Als die jungen Teilnehmer daheim ihre Flugzeuge präsentierten, seien manche Eltern ob des vermeintlich spärlichen Outputs irritiert gewesen. Allerdings sei es in dem Seminar darum gegangen, zu verstehen, warum Flugzeuge fliegen. Durchaus eine komplexe Materie, sagt Rösch. „An einer Uni würde das ,Einführung in die Aerodynamik’ heißen.“

    Die Vhs im Kreis Neu-Ulm ist eine Erfolgsgeschichte: Mit rund 1250 Angeboten in den meisten Städten und Gemeinden wurden 2018 etwa 20000 Menschen erreicht. Das gelingt laut Rösch auch deshalb, weil die Bildungseinrichtung dank ihrer Struktur schnell reagieren könne. Innerhalb von zwei Wochen sei da schon mal ein Kurs, ein Vortrag oder eine Konzertreise aufgestellt. „Wir haben keine große Bürokratie, bei uns gibt es Ja oder Nein“, sagt der scheidende Geschäftsführer. Offeriert wird Kurzfristiges per E-Mail.

    Dass die Vhs so arbeiten kann, liege an ihrer nicht ganz alltäglichen Struktur: Alle Kommunen zahlen ein und stellen auch Räume zur Verfügung. Die Vhs wiederum müsse „nicht lange herum verhandeln“ und könne sich voll auf ihren Bildungsauftrag konzentrieren, sagt Rösch. Darum werde die hiesige Einrichtung beneidet. „Andere haben weniger Veranstaltungen, aber doppelt so viel Personal.“

    Neue Impulse: Vhs soll auch andere Wege einschlagen

    Carolin Gehring sieht einen künftigen Schwerpunkt der Vhs in der beruflichen Bildung: Durch die Digitalisierung würden langfristig Jobs wegfallen. Auch wenn Maschinen immer mehr können: „Auf Menschen kann man nicht verzichten“, sagt Gehring. Die müssten sich aber weiterbilden und neue Möglichkeiten ergreifen. Die Vhs wolle unterstützen – und dabei selbst neue Wege einschlagen, auch abseits der altbewährten Vorträge. „Verschiedene Formate sind wichtig“, sagt die zweifache Mutter. Und nennt gleich ein Beispiel: Zur Vorführung des DDR-Flucht-Films „Ballon“ von Michael „Bully“ Herbig soll der damals beteiligte Günter Wetzel selbst nach Illertissen kommen.

    Ganz den Rücken kehren will Ruheständler Rösch der Vhs nicht: Er möchte als Dozent erhalten bleiben, etwa wenn es um die Exkursion zur Postschifflinie „Hurtigruten“ entlang der norwegischen Westküste geht. Das Angebot habe er eigentlich längst einstellen wollen, sagt er. Aber die Nachfrage sei so groß, dass die Tour bis 2020 ausgebucht ist.

    Mehr zum laufenden Vhs-Programm lesen Sie hier.

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