Es waren große Entscheidungen, die sich der Stadtrat Illertissen für seine letzte Sitzung vor den Sommerferien vorgenommen hatte. Verabschiedet wurden die Millionenprojekte in großer Einigkeit – und mit dem Wissen, dass die Corona-Krise die Stadtkasse wohl doch nicht so hart treffen wird, wie noch vor einigen Wochen befürchtet.
Trotzdem sehen die Stadträte keine Veranlassung, leichtsinnig zu werden. Bereits vor der öffentlichen Stadtratssitzung hatten die Fraktionsspitzen mit Kämmerer Markus Weiß getagt, um zu beraten, wie die Stadt mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie umgehen wird. Weiß stellte dem Gremium noch mal seine Einschätzung der Lage vor: Ursprünglich hatte der Kämmerer mit Mindereinnahmen zwischen drei und acht Millionen Euro gerechnet. „Es wird einiges entspannter werden, als es noch am Anfang des Jahres aussah“, so Weiß. Zwar seien Rückgänge bei den Gewerbesteuern zu erwarten, einige Firmen hätten bereits eine Stundung beantragt.
Einkommenssteuer: Es hat einen "ordentlichen Schlag gemacht"
Doch da Bund und Länder beschlossen hätten, einen Teil der Ausfälle für die Städte und Gemeinden zu kompensieren, bestehe berechtigte Hoffnung. In anderen Bereichen gebe es allerdings ebenfalls Rückgänge. „Bei der Einkommensteuer hat’s einen ordentlichen Schlag gemacht“, formulierte Weiß, was Kündigungen und Kurzarbeit bewirkt hätten und sich jetzt im Halbjahres-Bericht des städtischen Haushalts zeige. Doch bei vielen Firmen gehe die Kurzarbeit auch schon wieder zurück, die Delle in der Einkommensteuerkurve falle deswegen voraussichtlich nicht so groß aus. „Wenn es hier so weitergehen würde wie bisher in diesem Jahr, würde uns beim Einkommensteueranteil etwa eine Million Euro fehlen. So gehe ich jetzt eher von 500000 Euro aus.“
Im Gegensatz zu anderen Kommunen, die angesichts der Pandemie bereits Haushaltssperren verhängt haben, wählt Illertissen einen anderen Weg: Die Ratsmitglieder einigten sich darauf, alle Bewirtschaftungsstellen dazu aufzufordern, Investitionen nach Möglichkeit zurückzustellen und Einsparungen von zehn Prozent im Verwaltungshaushalt vorzunehmen. Baumaßnahmen, die bereits begonnen haben, laufen weiter – und Planungen und Ausschreibungen für neue Maßnahmen werden nur in Angriff genommen, wenn der Stadtrat zustimmt.
Entscheidung über das TSV-Areal ist gefallen
Zwei solcher wichtigen Projekte hatte der Stadtrat zuvor auf dem Tisch: die Entwicklung des TSV-Areals und die Sanierung des Adler-Gebäudes neben dem Rathaus. Beim Gelände rund um die alte Jahnhalle war der Stadtrat in der komfortablen Lage, die Entscheidung zwischen zwei Entwürfen zu treffen, die dann allerdings die Caritas/Illersenio bauen wird. Wie berichtet, hatten vor einigen Wochen zwei Architekturbüros unterschiedliche Vorschläge vorgestellt, wie Wohnungen, betreutes Wohnen und Tagespflege dort untergebracht werden und die alte Sporthalle dabei eine neue Nutzung bekommen soll. In den Fraktionen waren die beiden Vorschläge teilweise kontrovers diskutiert worden. Mit großer Mehrheit entschied sich der Stadtrat am Ende für den Entwurf des Büros Weber und Hummel – unter anderem hatten Stadträte den Umstand gelobt, dass diesem Konzept zufolge auch externe Besucher die neuen Räume in der Jahnhalle nutzen werden können. Mehr über die beiden Entwürfe lesen Sie hier: Rund um die alte Jahnhalle sollen neue Seniorenwohnungen entstehen
Entscheidung für die "Adler"-Sanierung: Welcher Entwurf passt ins Budget der Stadt?
Deutlich schwerwiegender war für die Stadträte die Entscheidung über die Sanierung des „Adler“-Gebäudes – denn hier ist die Stadt der Bauherr und damit auch für die Kosten verantwortlich. Schnell hatte sich deshalb für die Räte der ebenfalls vor Kurzem ausführlich vorgestellte Entwurf des Büros Wilhelm Architekten erledigt. Auch deshalb, weil Stadtbaumeister Florian Schilling die deutlich größeren Ausmaße des Entwurfs auf dem Parkplatz daneben hatte aufsprühen lassen. Über die beiden möglichen Varianten hatten wir berichtet: Wie soll der "Adler" in Zukunft aussehen?
Auch wenn einigen Räten nach wie vor die große Variante von Wilhelm Architekten gefiel – hier sollte ein Anbau den Tafelladen ersetzen und ein Saal mit spektakulärer Aussicht entstehen: Die Räte erteilten dem Entwurf von Fischer und Steiger, bei dem wie vorgesehen nur das bestehende Gebäude saniert und umgebaut wird, einhellig ihre Zustimmung. Die Kosten-Gegenüberstellung hatte eindeutig gezeigt, dass die große Lösung um gut 400000 Euro teurer werden dürfte als von der Stadt geplant. In Illertissen erwartet man für das Projekt Zuschüsse in Höhe von 1,8 Millionen Euro, knappe 200000 Euro will die Stadt noch drauflegen. Eine weitere halbe Million ist da nicht drin, da waren sich die Räte einig. Einigkeit herrschte auch darüber, den Vorschlag der Freien Wähler anzunehmen: Susanna Oberdorfer-Bögel und Andreas Lanwehr hatten angeregt, den kleinen Saal, der im Dachgeschoss des Adlers entstehen könnte, erst einmal auszuklammern – und als zusätzlichen Bonus nur dann zu realisieren, wenn das Geld reicht.