Nach der achtwöchigen Corona-Auszeit heißt es im Gasthof Krone in Illertissen nun wieder: „Kommad rei, hoggad na, send gera dou.“ Peter Hamp, Wirt seit August 2019, hat den schwäbischen Willkommensgruß auf eine Tafel gleich hinter der Eingangstür geschrieben. Der Gasthof hat eine reiche Geschichte: Er könnte der älteste noch betriebene in Illertissen sein.
Die vielleicht älteste noch betriebene Gaststätte Illertissens
Seit 20. Mai können sich wieder Gäste zu den gewohnten Öffnungszeiten in der Traditionsgaststätte treffen, zum Feierabendbier und sonntäglichen Krusten- oder Schweinebraten. Lediglich die Sperrstunde wurde auf 22 Uhr vorverlegt – um den Vorschriften zur Pandemieeindämmung Folge zu leisten.
Die Hygienevorschriften würden eingehalten, und zwar so, dass sich die Gäste nicht beeinträchtigt fühlen müssten, versichert Besitzerin Isabel Vogt. Zu Jahresbeginn haben ihr die Eltern Christina und Albert Vogt den von der Großmutter Theresia Vogt „mitgebrachten“ Traditionsgasthof übergeben. Die 28-Jährige hat sich schnell in die Geschichte der vielleicht ältesten, noch betriebenen Gaststätte Illertissens eingelesen. Nur der Schlossbräuhof hat eine ähnlich lange Historie.
Die Krone könnte schon vor dem Schwedenkrieg in Betrieb gewesen sein
Jedenfalls schreibt Anton Kanz in seiner „Chronik von Tüssen“, dass „die Krone“ schon vor dem Schwedenkrieg (1630-1635) bestanden habe. Im Grundbuch wurden der Gasthof und damalige Brauerei als „Wirtschaftssölde mit realer Tafern-, Bäckerei-, Branntweinbrennerei- und Metzgereigerechtsame“ eingetragen – womit ihr die Rechte zur Ausübung dieser Tätigkeiten bestätigt wurden. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Gasthof Zunftherberge für Schmiede, Schlosser und Schreiner.
Die Legende vom Brauknecht und Raubmörder wird bis heute erzählt in Illertissen
Eine Begebenheit wird in Illertissen bis heute erzählt: Der tüchtige Brauknecht Christian Rauch soll ein Doppelleben geführt haben, indem er auch als Raubmörder im Mindeltal wütete. Einmal, so heißt es, habe er sein Opfer gefesselt und in einem Ameisenhaufen zurückgelassen. Der Verbrecher wurde allerdings gefasst, in den Kerker des Schlosses gesteckt – noch heute wird das betreffende Gewölbe als Christianesloch bezeichnet – und im Jahre 1684 hingerichtet.
Nach etlichen Wechseln fiel der Gasthof in den Besitz der Vogts
200 Jahre blieb der Gasthof Krone im Besitz der Familie Bolkart. Darauf folgten etliche Wechsel. 1905 erwarb Franz Kircher aus Weißenhorn das Wirtshaus, baute es um und legte die Brauerei still, um eigenes Bier der Brauerei Engel anzuliefern. 1919 übergab er das Anwesen an Adolf und Julie Kircher. Zweimal wöchentlich morgens um vier Uhr wurden die Brauereipferde für den Transport der Fässer nach Illertissen angespannt. 6000 bis 8000 „Halbe“ habe der Kronenwirt damals im Monat ausgeschenkt, zitiert Isabel Vogt aus ihren Unterlagen.
1945 vererbten die Kirchers das Wirtshaus ihrer Tochter Theresia, die im selben Jahr den Müller und Mühlenbesitzer Albert Vogt in Illertissen heiratete. Ihre Enkelin, Isabel Vogt, kümmert sich nun um das Erscheinungsbild der „Krone“ und will noch Biergarten und Eingangsbereich für die Sommersaison einladend gestalten.
So wird im Gasthof Krone in Illertissen gekocht
Auf diese freut sich auch Küchenchef Peter Hamp. Er hält es für nicht selbstverständlich, dass Eigentümer traditionsreiche, aber eben doch alte Gebäude sinnvoll nutzen wollen. Sein Verhältnis zur Familie Vogt bezeichnet er als „mehr wie gut“. Irgendwo müsse sich auch alles rechnen, sagt er. Erst wenn das gewährleistet sei, beginne der Spaß. Ähnlich verhalte es sich mit seiner Kochkunst, die er sich erarbeitet und nicht „geerbt“ habe, sagt Hamp. Obgleich ein Faible für dieses Metier in der Familie liege. Er koche leidenschaftlich gerne, „doch für mich stellt sich das Vergnügen mit dem Können ein“, sagt er. Die Frage, was er besonders gerne zubereite oder empfehle, beantwortet er salomonisch weise mit: „Alles.“ Er will sich nicht festlegen lassen, das Gericht müsse zum Geldbeutel passen, vielleicht auch zum jeweiligen Menschen, ergänzt er.
Der Küchenchef Peter Hamp bringt Erfahrung aus hochklassigen Küchen mit
Hamp, 49, kocht nach eigenen Angaben zu 80 Prozent regional, er bringt Erfahrung aus mit Sternen dekorierten Küchen im In- und Ausland mit, ist seiner Profession als Angestellter und Selbstständiger nachgegangen. Als in der Krone ein neuer Wirt gesucht wurde, bewarb sich der in Obenhausen wohnende Küchenmeister und konnte damit wieder in die Heimat zurückkehren. Und er brachte eine Besonderheit mit: Seine Mutter, Gertrud Hamp, kenne sich im Service aus und sei „die gute Seele“ des Hauses, sagt er. Seine Bilanz: „Alles passt, noch kein Jahr im Dienst und schon eine Krise der Gastronomie überstanden, die niemand gebraucht hätte.“
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