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Illertissen: Bruchsichere Barrieren: Wie die Firma Illerplastic Ganoven aussperrt

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Bruchsichere Barrieren: Wie die Firma Illerplastic Ganoven aussperrt

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    Wenn es im Winter früh dunkel wird, suchen Einbrecher nach lohnenden Zielen. Die Firma Illerplastic hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kriminellen mit sicheren Fenstern das Leben schwer zu machen.
    Wenn es im Winter früh dunkel wird, suchen Einbrecher nach lohnenden Zielen. Die Firma Illerplastic hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kriminellen mit sicheren Fenstern das Leben schwer zu machen. Foto: Ralf Lienert

    Sind doch nur ein paar Fenster – Sprüche wie diesen bekommt Armin Oßwald, der Geschäftsführer von Illerplastic, immer wieder mal wieder zu hören. Dann lächelt er. Denn Oßwald weiß, wie weit das an der Realität vorbeigeht. Ein Fenster ist heute eben viel mehr als nur ein Stück Glas zum Durchschauen. Dari,n steckt viel Technik – vor allem wenn es darum geht, Ganoven wirkungsvoll abzuhalten. Für viele Menschen in der Region momentan ein wichtiges Thema: Zwar ist die Zahl der Einbrüche laut Polizei zuletzt insgesamt gesunken, doch in den dunklen Wintertagen sind Übeltäter verstärkt unterwegs und halten in Wohngebieten nach vermeintlich leichter Beute Ausschau. Ihnen will Fensterproduzent Oßwald das Handwerk schwer machen. Wie das geht, erklärte er kürzlich am Firmensitz in Illertissen.

    Polizei: Einbrecher kommen oft durchs Fenster

    Illerplastic bietet mehrere Sicherheitsstufen an: Dazu gehört auch die von der Kriminalpolizei empfohlene Ausstattung mit mehreren Schließstücken, absperrbaren Griffen und einer robusten Scheibe. „Durchwurfhemmend“, sagen Experten wie Oßwald. Und denken dabei Steine, die als Deko in manchem Garten liegen und von bösen Buben als Wurfgeschoss eingesetzt werden könnten. Bei normalem Fensterglas hätten sie damit wohl auch Erfolg. Trotzdem gebe es heute viele Fenster ohne jede Sicherheitsstufe, sagt Oßwald. Verwendet würden sie oft von großen Bauträgern, die auf maximalen Profit bedacht seien. Geübte Einbrecher hätten dann aber leichtes Spiel. Wer sich schützen wolle, müsse für Fenster etwas Geld in die Hand nehmen, sagt Oßwald. „Zumindest im Erdgeschoss.“ Wie sicher ist sicher? Darüber informiert die Polizei auf einer eigenen Website (www.zuhause-sicher.de). Das bayerische Landeskriminalamt führt Illerplastic auf der Liste von Ausstattern (Lesen Sie mehr über die Tipps der Polizei: Aufgepasst: Jetzt schlägt die Stunde der Einbrecher).

    Besuch bei Illerplastic: Die Produktion läuft hoch technisiert ab.
    Besuch bei Illerplastic: Die Produktion läuft hoch technisiert ab.

    Aber nicht nur sicher müssen Fenster sein – sondern auch wirtschaftlich: Sie sollen die Wärme im Haus halten und die Kälte und Nässe draußen. Hier investiert Illerplastic in die Entwicklung, hat aber auch einiges Geld in die inzwischen zur Hälfte automatisiert ablaufenden Produktionsprozesse gesteckt: Etwa 1000 Fenster verlassen das Werk pro Woche, sagt Produktionsleiter Marc Gergeni. Industriestandards seien dabei unerlässlich. Eine Herausforderung: Fenster sollen immer größer sein und viel Licht ins Haus lassen – und müssen dabei dicht halten. „Die Leute wollen ihren Esstisch daneben stellen, ohne dass es ihnen eiskalt über den Rücken fährt“, sagt Oßwald dazu. Eine deckenhohe Fensterscheibe könne schon mal 300 Kilo wiegen. Auch was die eigenen Produktionsanlagen betrifft, will Illerplastic mit gutem Beispiel voran gehen. Am neuen Standort in der Illertissser Pionierstraße, der vor fünf Jahren bezogen wurde, arbeitet eine leistungsstarke Solaranlage: Sie liefert 60 Prozent des Stroms der etwa 5000 Quadratmeter großen Produktionshalle.

    Darin steht unter anderen der 31-jährige Debesay Mezele aus Eritrea an einer Werkbank: Seit mehreren Monaten arbeitet er für Illerplastic, im Moment schraubt er Fensterrahmen zusammen. Auch wenn die Werkstücke recht groß sind, geht ihm das flott von der Hand. Das sei nicht immer so gewesen, sagt Produktionsleiter Gergeni. Am Anfang habe Debesay nicht mal gewusst, wie man eine Schraube in eine Mutter dreht. Das habe sich schnell geändert, dank Wissbegierde und Fleiß sei der Flüchtling schnell zu einem wertvollen Mitarbeiter geworden. Integration funktioniere über Arbeit und Lohn, sagt Gergeni. „Man muss sich etwas leisten können, um dazu zu gehören.“ Allerdings sei nicht jeder Geflüchtete so emsig wie Debesay. „Das muss man auch sagen.“ Der Mann aus

    Illerplastic: Metallbau, Fenster und Kunststoffverarbeitung

    Neben Fenstern sind Metallbau und Kunststoffprofile weitere Standbeine des Unternehmens, das damit zuletzt insgesamt rund 32 Millionen Euro erwirtschaftet hat und das an drei Standorten in Illertissen, Au und Finsterwalde südlich von Berlin insgesamt rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Großteil davon arbeitet im Landkreis Neu-Ulm. Insgesamt 30 Montagegruppen liefern und installieren dieFenster. Ein sogenannter Leitstand koordiniert die Kommunikation zwischen Kunde und Monteuren. Beim Einbau kommen schnell mal Fragen auf, gerade bei Altbauten, sagt Oßwald. „Da kommt manchmal etwas raus, das noch nie jemand gesehen hat.“ Auch beim Dienst am Kunden setzt Illerplastic auf die Digitalisierung: In einem elektronischen Rapport werden alle Arbeitsschritte festgehalten. Das ermögliche „flächendeckende Kontrolle“, aber auch leistungsgerechte Bezahlung.

    Alles aus einer Hand, sagt Geschäftsführer Armin Oßwald

    Am „alten“ Standort in Au werden sogenannte technische Profile aus Kunststoff produziert: „Alles, was lang ist“, sagt Oßwald. Dazu gehören Griffe, Stromschienen und Teile für den Laden-, Messe oder Gewächshausbau. Produziert werden sie nach selbst gezeichneten Mustern. Auch Glas gehört zu den Werkstoffen, unter Ägide von Illerplastic entstand bereits manch repräsentatives Bauwerk, von der Planung über die Herstellung bis zum Einbau kommt alles aus einer Hand, sagt Oßwald vor einer Delegation von Besuchern aus dem Landratsamt – nicht ohne Stolz.

    Die Gäste um Landrat Thorsten Freudenberger geben sich beeindruckt. Regelmäßig besuchen sie Firmen in Region. Schließlich gäben die Gemeinden und der Kreis viele Steuergelder aus. Mitunter sei zu wenig bekannt, wo die diese herkommen, sagt Freudenberger. Er wolle das unternehmerische Engagement im Kreis kennenlernen. Jenes sei bei Illerplastic deutlich zu spüren gewesen. Von wegen nur ein paar Fenster.

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