Bei vielen Tierarten ist der Rückgang dramatisch: Der Bund Naturschutz im Landkreis Neu-Ulm hat festgestellt, dass der Bestand am Amphibien deutlich geschrumpft ist. Mit zwei Projekten wollen die Naturschützer jetzt etwas dagegen tun. Aber auch Gartenbesitzer im Landkreis sind gefragt.
Laut Bernd Kurus-Nägele, dem Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz, haben sich die erfassten Amphibienbestände bei den durchgeführten Amphibienschutzmaßnahmen entlang von Kreis- und Ortsstraßen um mehr als 60 Prozent verringert. An vielen Bereichen seien die existenten Amphibienbestände kurz vor dem Erlöschen.
Viele Amphibienarten sind im Landkreis Neu-Ulm bedroht
Die Dramatik der Situation lasse sich laut Kurus-Nägele daran erkennen, dass selbst bei den ehemals häufigen "Allerweltsarten" wie Erdkröte und Grasfrosch die Bestände drastisch zurückgegangen sind. "Seltenere Arten wie der Laubfrosch, Kreukröte, Kammmolch oder Gelbbauchunke sind faktisch nur noch in kleinräumigen, geringzahligen Inselpopulationen vorhanden."
Die Gestaltung von neuen Amphibienlebensräumen ist ein Ansatz, dem starken Rückgang der Amphibien entgegenzuwirken. Wichtige weitere Punkte seien allerdings auch das Vermeiden weiterer Zerschneidung freier Landschaft durch Bau von Straßen oder Erschließung neuer Baugebiete. Zudem ist der Rückgang bei den Insekten als Nahrungstiere für Amphibien aus Sicht der Naturschützer maßgeblich mit dem Rückgang der Amphibien verknüpft. Kurus-Nägele: "Das heißt, eine zukunftsorientierte Landwirtschaft mit extensiven Bewirtschaftungsräumen in der Feldflur, Blühflächen, Flächen mit Streifenmahd und blühende Ackerrandstreifen müssen wieder in unserer Landschaft Eingang finden und ein bleibendes Vorkommen haben."
In Attenhofen sind zwei Niederschlagstümpel entstanden
Die beiden von der Kreisgruppe durchgeführten Maßnahmen verfolgten zwei unterschiedliche Ausrichtungen. In der Rothaue bei Attenhofen wurden angrenzend an ein feuchtes Feldgehölz zwei Niederschlagstümpel gebaggert. Diese haben eine Wassertiefe von etwa 40 Zentimetern und sind durch Niederschlagswasser gespeist.
Die Zielarten sind hier Grasfrosch und Laubfrosch, die hier eine Laichmöglichkeit bekommen sollen. Gerade der Laubfrosch benötige stark besonnte, offene Laichgewässer mit Flachwasserzonen und angrenzendem Laubholzbestand.
Bei der Maßnahme in Illertissen-Au wurden an einem existenten, ehemaligen Fischteich die steilen Uferbereiche zu Flachwasserzonen umgestaltet. Die Baggerarbeiten zielten darauf ab, ein möglichst variables Uferrelief mit unterschiedlichen Flachwasserzonierungen zu schaffen, erläutert Bernd Kurus-Nägele.
"Somit entstehen Laichmöglichkeiten für Grasfrosch, Erdkröte und die Molcharten Berg-und Teichmolch." Natürlich profitierten auch Kleingewässertiere und Insekten wie Libellen von den Gestaltungsmaßnahmen. Der Bund Naturschutz hofft auf entsprechende Nutzung der Lebensräume durch viele Tiere.
Das können Gartenbesitzer für Insekten und Amphibien tun
Jeder, der einen größeren Garten habe, so Kurus-Nägele, könne auch in seinem persönlichen Umfeld etwas für Amphibien und Insekten tun. Die Anlage von Kleintümpeln in Gärten schaffen kleinräumig wertvollen zusätzlichen Lebensraum und wirken gestalterisch sehr belebend in der Gartenstruktur. Auf Nachfrage bietet der Bund Naturschutz hier Unterstützung durch entsprechende Beratung an. (az)
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