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Illertissen / Altenstadt: Agile Iller: Altenstadt prescht voran

Illertissen / Altenstadt

Agile Iller: Altenstadt prescht voran

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    Beim Begutachten des mustergültig renaturierten Mutterbetts der Iller: (von links) Hans-Joachim Weirather, Ralf Klocke, Dietmar Wagner, Wolfgang Höß und Ulrich Dambacher.
    Beim Begutachten des mustergültig renaturierten Mutterbetts der Iller: (von links) Hans-Joachim Weirather, Ralf Klocke, Dietmar Wagner, Wolfgang Höß und Ulrich Dambacher.

    Gleich unterhalb des Filzinger Wehrs, nach Ausleitung des Kanals der Unteren Iller AG aus der Iller, plätschert diese mit der für ein lebendes Gewässer gerade so nötigen Wassermenge zwischen Kiesbänken hindurch. Fische tummeln sich darin und „Kieslaicher“ wie Nasen, Barben und Äschen haben längst die kleinen Flussinseln für sich entdeckt.

    Wolfgang Höß, Altenstadter Bürgermeister und Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Untere Iller, konnte sich davon persönlich überzeugen. Somit präsentiert er jetzt nicht ohne berechtigte Freude diese Musterstrecke für eine gelungene Renaturierung in der Vorausschau auf das länderübergreifende Projekt Agile Iller. Dessen Ziel: den Gebirgsfluss von der Mündung bis zur Quelle für Fische wieder durchgängig zu machen, ihm ein Stück weit Natur zurückzugeben. Wie berichtet, steht diesen Plänen der kürzlich genehmigte Bau eines Schachtkraftwerkes und damit die industrielle Nutzung der Iller auf württembergischer Seite bei Dietenheim durch einen privaten Investor entgegen.

    Altenstadt als Vorbild für Illertissen

    So waren bei der Pressekonferenz an der Iller Initiatoren und Interessierte zugegen: Dietmar Wagner von der Fischereigenossenschaft, Ulrich Dambacher von der Werkleitung Untere Iller AG, Ralf Klocke von den Lechwerken Bereich Wasserwirtschaft sowie Bürgermeister Jürgen Eisen aus Illertissen. Ihm schwebt eine ähnliche, von Leader-Geldern geförderte Renaturierung der Iller zwischen der Zubringerbrücke im Süden und der Dietenheimer Brücke weiter nördlich vor. Die Ufergrundstücke im Auwald habe die Stadt bereits erworben, sagt Eisen. Sein Wunsch dabei: die Iller den Bürgern wieder wie früher zugänglich zu machen, im Sinne eines Naherholungsgebietes. Er sagt: „Schon allein, weil unsere Stadt den Fluss im Namen trägt, gehört sich das.“

    Etwas trister sah die Pilotstrecke des Projekts Agile Iller im Winter aus. Jetzt ist der Fluss mit Leben gefüllt.
    Etwas trister sah die Pilotstrecke des Projekts Agile Iller im Winter aus. Jetzt ist der Fluss mit Leben gefüllt.

    Was Höß vorzuweisen hat, scheint so verblüffend wie ermutigend. Für die 200 Meter lange Teststrecke im Mutterbett der Iller wurde das Ufer abgeflacht, dabei das Flussbett aufgeweitet und das Geröll samt zusätzlichem Kies hineingekippt.

    Die Maßnahme mit Kosten von rund 25000 Euro wurde im Auftrag der Fischereigenossenschaft von der Unteren Iller AG durchgeführt und mit Fördermitteln aus der Fischereiabgabe finanziert. Das geschah vor gut einem Jahr – Befürchtungen zum Trotz, dass die Iller den Kies abtransportieren würde oder Geröll und Erde alles verwüsten könnten. Inzwischen ist das erste Hochwasser überstanden und der Gebirgsfluss hat auf der ihm zurückgegebenen Fläche ein Stück weit wieder seinen Charakter entfalten können: als mit Leben erfülltes Gewässer mit wechselnden Kiesflächen und Strömungen.

    Betonschwelle ist nun niedriger

    Noch eine weitere Maßnahme, wieder experimenteller Natur, lässt sich für das Projekt Agile Iller auswerten: Die vor der Altenstadter Illerbrücke eingebaute Betonschwelle wurde ein Stück weit um einen halben Meter abgesenkt, sodass in dem Bereich das Wasser schneller abfließt. Zwei Interessen werden dadurch gleichermaßen abgedeckt: Es staut sich genügend Wasser, um den Grundwasserspiegel zu halten, zugleich ist aber eine gewisse anhaltende Strömung gewährleistet. Höß erklärt: „So lässt sich totes Gewässer vermeiden.“ Beide Maßnahmen seien überzeugende Beispiele dafür, wie Renaturierung funktionieren könne.

    Die Betonschwelle wurde um einen halben Meter abgesenkt.
    Die Betonschwelle wurde um einen halben Meter abgesenkt.

    Hans-Joachim Weirather, Ex-Landrat und Präsident des Fischereiverbands Schwaben, sagt, keinesfalls könne es so weitergehen, dass Jungfische in die Iller eingesetzt werden müssten, um den Bestand zu halten. Nur bei einer durchgängigen Iller könnten die Fischarten wieder flussaufwärts wandern, um an ihre Laichgebiete zu gelangen. Und er erinnert an alte Zeiten, als die sogenannten Steckerlfische beim Oktoberfest in München alle aus der Iller gefischt wurden. Ernst fügt er an: „Ich weiß, dass Investoren, die das im Mutterbett verbliebene Wasser der vor der Renaturierung stehenden Iller industriell nutzen wollen, etwa durch Schachtkraftwerke, auf bayerischer Seite nicht willkommen sind.“

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