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Illertissen: Ärger um lange Wege zum Kindergarten nach Illertissen

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Ärger um lange Wege zum Kindergarten nach Illertissen

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    Engpass im Illertisser Ortsteil Au:  Eltern fordern mehr wohnortnahe Betreuungsangebote.  Im Bild die neue Übergangs-Kita in Illertissen.
    Engpass im Illertisser Ortsteil Au: Eltern fordern mehr wohnortnahe Betreuungsangebote. Im Bild die neue Übergangs-Kita in Illertissen. Foto: Regina Langhans

    Der Ärger ist groß bei einigen Eltern in Au: Sie haben vor Ort keinen Platz im Kindergarten bekommen – und die alternativen Angebote in der Kernstadt oder in einem anderen Stadtteil können oder wollen sie nicht nutzen. Umständlich sei das, sagt etwa Mutter Corinna Hanika. Die Auerin hat für ihren dreijährigen Sohn einen

    Das Problem: In der örtlichen Krippe werden auch Kinder aus Illertissen betreut, einige rückten nun automatisch in den Kindergarten auf – wo es daher momentan zum Engpass kommt. Illertisser Kinder nehmen den Auern die Plätze weg? So will Hanika ihre Kritik nicht verstanden wissen: „Es ist nicht so, dass Illertisser hier in Au nicht willkommen sind.“ Aber ihrer Ansicht nach tut die Verwaltung zu wenig, um Abhilfe zu schaffen.

    Noch im Bau: Die neue Kita in der Mozartstraße soll die Nachfrage bedienen und die Situation entspannen.
    Noch im Bau: Die neue Kita in der Mozartstraße soll die Nachfrage bedienen und die Situation entspannen. Foto: Regina Langhans

    Anderen Eltern gehe es ähnlich – oder noch schlimmer. Weil gar kein zweites Auto da ist, habe eine Familie sogar gänzlich von der Betreuung Abstand genommen. Mit dem Fahrrad sei der Weg in die Illertisser Innenstadt nicht zu machen – mit zwei Kindern, bei Wind und Wetter. Die Bedürfnisse der Auer Eltern würden im Rathaus nicht Ernst genommen, sagt Hanika. Es gebe einfach zu wenige Plätze. Der Unmut im Ort sei groß.

    Kindergarten in Au: Solche Konflikte sollen künftig verhindert werden

    Um den ging es am Dienstagabend in einer Sitzung des Kultur- und Bildungsausschusses. Dabei wurde klar: Man hat Maßnahmen getroffen, um solche Konflikte künftig zu vermeiden. Aber an der Notlage mancher Eltern dürfte sich erst einmal nichts ändern.

    Im Ausschuss kam es zu einer Aussprache: Zweite Bürgermeisterin Gaby Weikmann-Kristen (CSU) aus Au schilderte die Situation in der Kinderbetreuung in ihrem Wohnort als Krise. „Sie glauben nicht, wie viele E-Mails und Anrufe ich bekommen habe, eine Mutter hat sogar geweint.“ Es sei kein schöner Tag gewesen, stellte Weikmann-Kristen fest. Und: „Da ist etwas gehörig schiefgelaufen.“ Es könne nicht sein, dass auswärtige Kinder in Au einen Platz bekämen, Auer Kinder aber nicht. Klar seien die Illertisser willkommen, aber „Kindergarten-Tourismus“ führe zu Problemen. Laut Weikmann-Kristen seien mehrere Familien betroffen, aber nicht alle trauten sich, in der Sache vorzusprechen. In Tiefenbach habe es ähnlichen Ärger gegeben. „Da müssen wir Regelungen finden“, forderte die Zweite Bürgermeisterin. Eine Garantie auf einen Platz im Kindergarten für Krippenkinder sollte es nicht geben.

    Voll: Nicht alle Kinder aus Au bekommen im örtlichen Kindergarten einen Platz.
    Voll: Nicht alle Kinder aus Au bekommen im örtlichen Kindergarten einen Platz. Foto: Regina Langhans

    Laut Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU) wurde das Verfahren gestoppt. Man habe die Kindergartenleitung in einem Brief gebeten, davon Abstand zu nehmen. „Das wird es nicht mehr geben.“ Die freie Kindergarten-Wahl in Illertissen grundsätzlich infrage zu stellen, halte er nicht für sinnvoll. Schließlich sei die vor einigen Jahren Wunsch der Eltern gewesen. Schließlich böten die Betreuungseinrichtungen verschiedene Konzepte an. Fahrtwege müssten immer mal wieder in Kauf genommen werden, so Eisen. Früher hätten Illertisser Eltern ihre Kinder nach Au bringen müssen. Insgesamt betrachtet könne die Stadt jedem Kind einen Betreuungsplatz anbieten, stellte Eisen fest.

    Im Vergleich zu anderen Kommunen sei das Angebot in Illertissen gut, stellte Ansgar Batzner, Freie-Wähler-Stadtrat und Schulamtsdirektor, fest. Er sprach sich dennoch dafür aus, den Wohnort bei der Vergabe vorrangig zu berücksichtigen. Etwa über eine Prioritätenliste. Für Kinder sei es wichtig, in dem Umfeld Anschluss zu finden, in dem sie aufwachsen.

    Die Übergangs-Kita im ehemaligen LEW-Gebäude in Illertissen gilt als Vorzeigeprojekt. Manche Eltern bringen ihre Kinder trotzdem lieber nach Au.
    Die Übergangs-Kita im ehemaligen LEW-Gebäude in Illertissen gilt als Vorzeigeprojekt. Manche Eltern bringen ihre Kinder trotzdem lieber nach Au. Foto: Regina Langhans

    Rechnerisch sei das Betreuungsangebot in Au groß genug, sagte Hauptamtsleiterin Kerstin Breymaier. Statistisch betrachtet würden in Au in drei Jahren 63 Kinder geboren, die 80 Kindergartenplätze müssten daher ausreichen. Zusätzlich gibt es 24 Plätze in der Krippe. „Das langt gut.“ Allerdings gingen auch Kinder aus Illertissen nach Au, acht seien aus der Krippe in den Kindergarten gerückt. Wo dann vier Kinder aus Au keinen Platz bekommen hätten. Seitens der Stadt habe man versucht, zu helfen. Gespräche mit den betreffenden Illertisser Eltern wurden geführt, um sie von einem Wechsel zur neu eingerichteten Kita im ehemaligen LEW-Gebäude zu überzeugen. Sie ist, wie berichtet, als Übergangslösung in Betrieb gegangen, bis die Einrichtung in der Mozartstraße fertig ist. „Leider war die Resonanz bei den Eltern da nicht groß“, sagte Breymaier. Sie wollten in Au bleiben, weil dort soziale Kontakte geknüpft worden seien. „Bereits erteilte Zusagen können wir nicht einfach so wieder aufheben“, so Breymaier. Die Auer Kinder ausnahmsweise noch aufzunehmen, sei nicht möglich. „Für so eine Überbelegung bekommen wir keine Genehmigung.“

    Kita in Illertissen: Neue Einrichtung soll Entspannung bringen

    Sobald die Kita in der Mozartstraße fertig sei, werde sich die Situation bei der Nachfrage entspannen, glaubt die Hauptamtsleiterin. „Dann sehen die Bürger, wie toll die Einrichtung ist.“ Zudem sei der Automatismus des Vorrückens in Au nun abgeschafft. Wegen der Beschwerden würden künftig alle Anmeldungen, welche die dortige Einrichtung betreffen, im Rathaus geprüft. Eine prinzipielle Verlegung der Anmeldungen von den Kindergärten ins Rathaus sah sie skeptisch. „Dann stehen 500 Leute bei uns, dann brauchen wir mehr Personal.“ In Au von „Härtefällen“ zu sprechen, wie das einige Stadträte taten, lehnte Breymaier ab. Es handele sich um Wege von zwei bis 2,5 Kilometern zum ersatzweise angebotenen Kindergarten. Da könnten Fahrgemeinschaften gebildet, die Strecke sogar mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

    Das bezweifelte Amalie Speiser (CSU): „Das geht nicht bei jedem Wetter.“ Auch sie wollte den Wohnort bei der Vergabe von Kindergartenplätzen stärker gewürdigt wissen. Anders sah das ihre Ratskollegin Heidi Ritsche-Thoma (Freie Wähler) – sollte die Herkunft eine tragende Rolle spielen, könne etwa der Waldkindergarten nur noch von Illertisser Kindern besucht werden. Angesichts der vielfältigen Betreuungskonzepte in Illertissen ergebe die freie Auswahl Sinn. Eine Grundsatzentscheidung fassten die Räte dazu im Ausschuss nicht.

    Mutter Corinna Hanika hat viele Gespräche geführt und all diese Argumente schon einmal gehört, auch das vom „Luxusproblem“ der Illertisser Eltern. Das bestehe darin, dass es insgesamt betrachtet genug Plätze gibt, wenn auch nicht immer wohnortnah. In anderen Städten gebe es weniger Plätze und längere Wege, heißt es. „Das weiß ich“, sagt Hanika. Aber an ihrer Situation und an der ihrer Leidensgenossen ändere das nichts. „Ich lebe nicht in Frankfurt oder Berlin, sondern hier in Au.“

    Kinderbetreuung ist in Illertissen ein großes Thema - lesen Sie dazu auch:

    Wie Tiefenbach zu einem Vorzeigekindergarten kam

    Sie hat ein offenes Ohr für Familien

    Warum den betroffenen Eltern so schnell nicht zu helfen ist: Lesen Sie einen Kommentar von Redakteur Jens Carsten:

    Engpass in Au: Keine schnelle Lösung in Sicht

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