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Illertissen: Ärger auf dem Friedhof: Wie bunt darf eine Urnenwand sein?

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Ärger auf dem Friedhof: Wie bunt darf eine Urnenwand sein?

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    Zahlreiche Urnennischen in Illertissen wurden üppig geschmückt – damit soll nun Schluss sein. Vasen, Blumengestecke und Weihwasserkessel dürfen nicht mehr aufgestellt werden. Nutzer bedauern dies.
    Zahlreiche Urnennischen in Illertissen wurden üppig geschmückt – damit soll nun Schluss sein. Vasen, Blumengestecke und Weihwasserkessel dürfen nicht mehr aufgestellt werden. Nutzer bedauern dies. Foto: Regina Langhans

    Illertissen Ein würdiger Ort des Gedenkens an Verstorbene – das sollen die Urnenwände auf dem Friedhof in

    Friedhof Illertissen: Nutzer sehen keine Stolpergefahren

    Dazu gehört die Familie Rizzo aus Ostfriesland. Mutter Judith stammt aus Illertissen und hat hier noch Verwandtschaft – dazu gehört auch ihre verstorbene Mutter, deren Grabmal sich in einer Urnenwand befindet. Dort hatte die Familie bei ihren seltenen Besuchen in der Vöhlinstadt meistens Schmuck hinterlassen. Dass das nun nicht mehr geht, findet Judith Rizzo „sehr schade“. Gerade für ihre sechsjährige Tochter, die ihre Großmutter nicht mehr kennengelernt und ihrer „Stein-Oma“ daher stets gerne etwas mitgebracht und hinterlassen habe. „Das darf sie jetzt nicht mehr.“ Dass Bierflaschen nicht auf einen Friedhof gehörten, sei klar, sagt Rizzo. Bei ihnen sei es um „Blümchen“ gegangen. Und zudem sei das Grabmal durch Verwandte regelmäßig gepflegt worden. Eine Stolpergefahr durch auf dem Boden stehenden Schmuck könne sie nicht erkennen, sagt Rizzo. Sie wolle in der Sache noch einmal Rücksprache mit der Friedhofsverwaltung halten. Ob nicht wenigstens zu Todestag, Geburtstag oder an Allerheiligen eine Ausnahme von der Regel gemacht werden könne.

    Wohl nicht. Das sagt die zuständige Mitarbeiterin im Illertisser Rathaus auf Nachfrage unserer Redaktion. Schließlich habe die Ausschmückung der Urnenwände insgesamt zuletzt überhandgenommen. Etwa durch fulminante Blumengebinde, die dann aber wochenlang vor sich hingewelkt seien und keinen schönen Anblick mehr geboten hätten. Das störe nicht nur das Pietätsempfinden der meisten Nutzer – es sei auch aus „pragmatischen Gründen“ problematisch. So habe der zuständige Mitarbeiter im Zuge der Reinigung Dutzende Vasen und Kerzen erst wegtragen und danach wieder aufstellen müssen. „Ein großer Aufwand.“ Und zudem keine leichte Aufgabe: Denn oft verfügten Grablichter über Granitfassungen, die einige Kilo auf die Waage brächten.

    Urnenwand in Illertissen: Reinigung fiel immer schwerer

    Mit solch schwerwiegenden Reinigungsarbeiten ist nun wohl Schluss: Der Boden vor den Wänden muss künftig freibleiben. Und auch an den Nischen selbst ist Schmuck tabu. Für ihn gebe es dort ohnehin keinen Platz, betont die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Allenfalls darf ein Bild des Verstorbenen an der Verschlussplatte angebracht werden. Dazu sei eine kleine Vase für eine einzelne Blume denkbar, heißt es. Diese würden etwa von Steinmetzen speziell für solche Zwecke angefertigt. Am Tag einer Trauerfeier dürfen zwar Blumen aufgestellt werden, allerdings höchstens 14 Tage lang. Danach entfernen sie die Friedhofsmitarbeiter.

    Ausnahmen von der Regel werde es auch für besondere Tage wie Allerheiligen nicht geben, so die Mitarbeiterin. „Wir stellen uns aber auch nicht hin und halten Wache.“ Allerdings würden Gegenstände, die gegen die Friedhofssatzung verstoßen, von den Urnenwänden entfernt. So wie das kürzlich nach mehrfacher Ankündigung im Amtsblatt das erste Mal erfolgt ist. Die meisten Nutzer hätten der Aufforderung schon zuvor Folge geleistet, sagt die Mitarbeiterin. Sie schätzt, dass nur etwa fünf Prozent der betroffenen Bürger den Schmuck nicht weggeräumt hätten. Der könne nun bei der Friedhofsverwaltung abgeholt werden.

    Wie andernorts gebe es auch in Illertissen immer mehr Urnenbestattungen. Derzeit biete der Friedhof etwa 300 Nischen. Deren Pflege sei ohne die neue Strenge nur noch schwer zu stemmen gewesen.

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