Ein alter Berufsstand kämpft um sein Überleben – nicht erst seit dem Auftreten des Coronavirus, sondern immer wieder. Doch dass ganze Feste und somit ein Stück gelebter Volkstradition einfach so wegbrechen, sei krass, sagt auch der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, Kurt Mayer. Ihrem „Kurti“, wie die Marktkaufleute den Jedesheimer nennen, schenkten sie bei ihrer Jahresversammlung einhellig erneut ihr Vertrauen. Unterstützt wird er von Stellvertreter und Fahnenträger Ronny Böhm. Zum Team gehören Stefan Möst (Kasse), Kevin Böhm (Schriftführer),
Auch die Stadtverwaltung muss mithelfen
Mayer wurde das Jahrmarktleben durch Vater und Großvater in den Genen mitgegeben. Oft genug hat er mit kaufmännischem Geschick und Gespür für Menschen, Märkte wie in Buch oder Kellmünz in ihrem Fortbestehen unterstützt – etwa, in dem er Aufgaben eines Marktmeisters übernahm. In Illertissen liefen die Jahrmärkte gut, hieß es bei der Jahresversammlung, wobei sich die Kombination mit dem verkaufsoffenen Sonntag bewährt habe. Als „schöne Geste“ bewertete Kurt Mayer auch die traditionelle Eröffnung des Herbstmarktes durch den Bürgermeister der Stadt. Es müssten eben alle zusammen helfen, auch die Stadtverwaltung, so Mayer. In
Abgesagte Volksfeste bereiten Sorgen
Allerdings erschwerten überregionale Entscheidungen ihre Berufsausübung als „ambulante Gewerbetreibende“, beklagte Wenzel Bradac. Der Präsident des bayerischen Landesverbandes der Marktkaufleute und Schausteller war als Gastredner aus München gekommen. Amüsant und wortreich trug er seine Kritikpunkte vor. Dass wegen des Coronavirus ganze Volksfeste einfach abgesagt würden, fand Bradac beängstigend. „Ich hoffe, dass die Einzelfälle nicht Schule machen“, sagte er. (Lesen Sie dazu auch: Coronavirus: Wie reagiert Augsburg auf das Veranstaltungsverbot?) Und mahnte zum Festhalten an der bayerischen Volksfestkultur. Dieses immaterielle Kulturgut sehe er auch in Gefahr, wenn die den Schaustellern gewährte Ausnahmeregelung bei der Bonpflicht aufgehoben werde. „Wer weiß, wie lange uns noch die offene Registrierkasse erlaubt ist“, so der Gastredner. Bons behinderten den umtriebigen Jahrmarkttrubel.
Auch an Feuerwerken gibt es immer wieder Kritik
Sorgen bereiten den Schaustellern auch andere Themen: Zum Beispiel die in die Kritik geratene Tradition vieler Volksfeste, ein Feuerwerk zu zünden. In den vergangenen Jahren seien außerdem Weihnachtsmärkte in Mode gekommen, die sich gegenseitig das Geschäft wegnehmen würden. Wie es mit demverkaufsoffenen Sonntag weitergeht, ist ebenfalls ein Punkt, der den Marketendern Sorgen macht. Verbände der Gewerkschaft und Kirche würden ihn gerne abschaffen. Doch die Marktleute profitierten von den gemeinsamen Veranstaltungen, hieß es. Zu dem Thema meldete sich auch Rainer Weikmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Illertissen zu Wort. Denn ihr alle zwei Jahre stattfindendes „Illertisser Schaufenster“ wird – wie berichtet – heuer nicht stattfinden. Das Risiko, dass ein Gesetz dem Einzelhandel das Öffnen kurzfristig untersagt, sei den Veranstaltern zu groß, so Weikmann. Sie hoffen darauf, dass sich die Gesetzeslage bis nächstes Jahr geklärt hat.
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