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Illerrieden: Rollstuhl-Rugby in Illerrieden: Zwischen Rammbock und Teamgeist

Illerrieden

Rollstuhl-Rugby in Illerrieden: Zwischen Rammbock und Teamgeist

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    Am 18. September geht für die Donauhaie Illerrieden die Bundesliga-Saison los.
    Am 18. September geht für die Donauhaie Illerrieden die Bundesliga-Saison los. Foto: Maximilian Sonntag

    Erst vor Kurzem gingen die Paralympischen Spiele in Tokio zu Ende. Athletinnen und Athleten mit körperlicher Beeinträchtigung kämpften in verschiedenen Sportarten um Edelmetall. Auch im Rollstuhl-Rugby wurden Medaillen verteilt. Diese Disziplin ist in der breiten Öffentlichkeit allerdings kaum bekannt, dabei vereint sie Dynamik, Taktik und Härte gleichermaßen. Im Landkreis Neu-Ulm gibt es einen Verein, der genau diese Sportart betreibt: die Donauhaie Illerrieden. Wie Rollstuhl-Rugby funktioniert, worauf es ankommt und mit welchem Problem der Sport zu kämpfen hat.

    Ein Motorradunfall veränderte Thomas Schuwjes Leben vom einen auf den anderen Tag. Die schlimme Diagnose: Querschnittslähmung. Bis heute sitzt er im Rollstuhl. Der Unfall ist mittlerweile 14 Jahre her. Damals lernte der heute 37-Jährige einen Sportlehrer im Krankenhaus kennen, der ihn auf eine Sportart namens Rollstuhl-Rugby aufmerksam machte. Eine entscheidende Begegnung, wie sich noch herausstellen sollte, denn Schuwje übt den Sport bis heute aus und zählt zu den besten seines Fachs.

    Der in Stuttgart lebende 37-Jährige trainiert die Donauhaie Illerrieden und spielt selbst für die Rollstuhl-Rugby Mannschaft aus dem Alb-Donau-Kreis. Einige des 16 Spieler umfassenden Teams müssen lange Fahrtwege inkaufnehmen, da es nicht, wie etwa im Bereich des Fußballs, Vereine in jedem Ort gibt. Schuwje nimmt dieses Hindernis aber gerne inkauf. "Es geht bei unserem Sport um Technik und Geschwindigkeit. Mann kann sich auspowern und wie beim Autoscooter aufeinanderfahren", sagte der 37-Jährige.

    Thomas Schuwje spielt schon seit vielen Jahren Rollstuhl-Rugby.
    Thomas Schuwje spielt schon seit vielen Jahren Rollstuhl-Rugby. Foto: Maximilian Sonntag

    Bei den Donauhaien Illerrieden kommt es auf Teamgeist und Fairness an

    Zudem schätzt er das Spiel in der Mannschaft. Teamgeist und Fairness stehen bei den Donauhaien Illerrieden an oberster Stelle. Vier Personen pro Mannschaft versuchen auf einem Basketballfeld den Ball in das gegnerische Tor zu fahren. Das Spielgerät ist kein Rugby-Ei, sondern ein spezieller Volleyball. Ein Spiel dauert 32 Minuten, unterteilt in vier Viertel zu je acht Minuten. Ein Team erhält einen Punkt, wenn ein Spieler mit dem Ball die gegnerische Torlinie mit beiden Reifen überquert. Nach spätestens zehn Sekunden muss ein Spieler den Ball allerdings dribbeln oder abspielen.

    Dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband zufolge ist Rollstuhl-Rugby ein Sport für Männer und Frauen, die an mindestens drei Gliedmaßen eingeschränkt sind. Laut Schuwje ist diese Regelung aber veraltet. Grundsätzlich müsse eine Spielerin oder ein Spieler an Schultern und Händen beeinträchtigt sein, so der 37-Jährige. Wer aber bei offiziellen Spielen teilnehmen darf, sei letztlich Auslegungssache und müsse individuell entschieden werden. Grundsätzlich wird der Sport überwiegend von Personen mit Querschnittslähmungen, Amputationen und Spastiken ausgeübt. Je nach Grad der Einschränkung wird einer Sportlerin oder einem Sportler eine Punktzahl von 0,5 bis 3,5 zugeteilt. Menschen mit starker Beeinträchtigung bekommen einen niedrigeren Wert. Ein Team darf in Summe auf maximal acht Punkte kommen.

    8.000 bis 12.000 Euro: Rollstuhl-Rugby ist ein teurer Sport

    Gerade auf den Rollstuhl kommt es in dieser Sportart besonders an. Dieser ist nämlich nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Schutzschild und Rammbock zugleich. "Die Rollstühle sehen zum Teil wie ein kleiner Panzer aus. Sie sind für jeden speziell angefertigt", sagt Schuwje. Kostenpunkt: 8.000 bis 12.000 Euro. Im Spielbetrieb auf hohem Niveau halte ein solcher Rollstuhl ungefähr zwei Jahre, ansonsten könne mit fünf Jahren gerechnet werden, so der 37-Jährige.

    Die meisten Sportlerinnen und Sportler müssten ihren Rollstuhl selbst bezahlen, so Schuwje. Daher kommt der Suche nach Sponsoren eine wichtige Rolle zu. Der 37-Jährige spricht diesbezüglich von einem allgemeinen Problem im Behindertensport. Dieser werde nicht stark genug gefördert und zu selten im Fernsehen übertragen. Viele Menschen wüssten daher gar nicht, dass es zum Beispiel die Sportart Rollstuhl-Rugby gibt. "Wir müssen uns da durchkämpfen und schauen, dass wir irgendwie Geld zusammentreiben. Deshalb sind wir um jeden Sponsor und jede Spende dankbar", sagt Schuwje.

    Teuer, aber effektiv: Mit solchen speziell angefertigten Rollstühlen agieren die Donauhaie Illerrieden.
    Teuer, aber effektiv: Mit solchen speziell angefertigten Rollstühlen agieren die Donauhaie Illerrieden. Foto: Maximilian Sonntag

    Am 18. September startet die Bundesligasaison in Illerrieden

    Die Donauhaie Illerrieden sind in der Regionalliga und in der Bundesliga vertreten. Pro Saison gibt es, je nach Anzahl der teilnehmenden Mannschaften, drei bis vier Spieltage. Ein solcher wird dann in der Regel über zwei Tage an einem Wochenende ausgetragen. An den beiden Tagen werden gleich mehrere Saisonspiele absolviert. Spieltage an jedem Wochenende wären aus Kostengründen kaum umsetzbar. Start der Bundesligasaison ist am 18. September um 11 Uhr in der Ballspielhalle in Illerrieden.

    Grundsätzlich kann jede Sportlerin oder jeder Sportler in zwei Spielklassen antreten. Thomas Schuwje ist neben der Bundesliga auch noch in der Champions League aktiv. Auch hier funktioniert das System gleich. Ausgetragen wird diese Spielklasse komplett in Deutschland. Teams aus der Schweiz, Österreich, Holland und Finnland nehmen teil. Die Donauhaie Illerrieden trainieren jeden Dienstag und sind immer auf der Suche nach neuen Sportlerinnen und Sportlern: "Wir wären um jeden Spieler dankbar", so Schuwje.

    Im unten stehenden Video geben wir Ihnen Eindrücke vom Training der Donauhaie Illerrieden.

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