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Illerberg: Prozess: Illerberger Uhrenhändler spricht über Raubüberfall

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Prozess: Illerberger Uhrenhändler spricht über Raubüberfall

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    Fünf Männer aus Hessen sollen einen Uhrenhändler in Illerberg überfallen und ausgeraubt haben. Sie erbeuteten Luxus-Uhren und Bargeld im Gesamtwert von knapp 700000 Euro. Dafür sitzen sie nun auf der Anklagebank.
    Fünf Männer aus Hessen sollen einen Uhrenhändler in Illerberg überfallen und ausgeraubt haben. Sie erbeuteten Luxus-Uhren und Bargeld im Gesamtwert von knapp 700000 Euro. Dafür sitzen sie nun auf der Anklagebank.

    Die psychischen Belastungen seien bis heute spürbar, erklärte der 48-jährige Uhrenhändler gestern vor dem Memminger Landgericht. Sechs Jahre ist es her, dass zwei vermummte Männer gegen Mitternacht in sein Anwesen in Illerberg eindrangen und ihn überfielen. Sie sollen 80 Luxus-Uhren und Bargeld im Gesamtwert von knapp 700.000 Euro erbeutet haben. Fünf Männer aus Hessen sitzen derzeit auf der Anklagebank. Am fünften Verhandlungstag schilderten der Uhrenhändler und dessen Ehefrau, was sie im Juli 2013 erlebten.

    Er lag auf dem Sofa, als er im Augenwinkel einen Schatten wahrnahm, sagte der 48-Jährige. Über die geöffnete Terrassentür seien zwei schwarz gekleidete Männer ins Haus gekommen – einer habe eine Pistole bei sich gehabt. „Sie haben mich nach unten gedrückt und gesagt, ich solle keinen Stress machen“, erinnerte sich der Mann.

    Mit Klebeband sollen die Täter ihn gefesselt haben und seine Frau aus dem Schlafzimmer geholt haben. „Nur in die Bettdecke eingewickelt wurde ich hinuntergebracht“, erinnerte sie sich. Vor dem Sofa knieend sei auch sie gefesselt worden. Dann soll einer der Täter den Uhrenhändler in sein Büro gebracht und ihn mit vorgehaltener Waffe gezwungen haben, den Tresor zu öffnen.

    Plötzlich stand ein Hinweisgeber an der Haustür

    Nachdem die Täter das Haus verlassen hatten, soll der Mann sich und seine Frau aus den Fesseln befreit haben. „Ich habe den Überfallknopf gedrückt und meine Frau hat nach den drei Kindern gesehen“, sagte der Uhrenhändler, der mit seiner Familie mittlerweile in Weißenhorn wohnt. Nach dem Überfall sei er in psychologischer Behandlung gewesen. „Mein Mann sitzt bis heute nicht auf der Terrasse, wenn es dunkel wird“, sagte die Frau.

    Doch das warf bei den Verteidigern Fragen auf. Denn bereits vier Monate nach dem schweren Raubüberfall klingelte ein fremder Mann an der Haustüre des Uhrenhändlers und behauptete, zu wissen, wer die Täter waren. Ohne die Polizei zu verständigen, soll der Uhrenhändler mit seinem Schwager und den beiden unbekannten Männern in eine videoüberwachte Tankstelle gefahren sein, um mehr über die Hinweise zu erfahren.

    „Er nannte zwei konkrete Namen und zeigte mir Bilder der Täter“, sagte der Uhrenhändler. Anschließend seien sie zur Polizeistation nach Illertissen gefahren, wo der Informant vernommen wurde. Ob er keine Angst gehabt hatte, dass wieder etwas passieren könnte, wollte die Verteidigung wissen. „Mir wurde beim Raub eine Waffen an den Kopf gehalten, ich hatte keine Angst mehr“, sagte das Opfer des Überfalls.

    Der Verhandlungstag dauerte insgesamt sieben Stunden

    Drei Stunden wurde er vom Vorsitzenden Richter Christian Liebhart und den fünf Verteidigern befragt. An einige Details konnte er sich sechs Jahre nach dem Raub nicht mehr erinnern, einige Aussagen deckten sich nicht mit denen seiner Frau oder den polizeilichen Vernehmungsprotokollen. Die Verteidiger fragten auch nach Details über die Geschäftsabläufe. Er habe Uhren von Händlern und Privatpersonen gekauft und meist über das Internet verkauft. Eine Versicherung habe er kurz vor dem Überfall abgeschlossen. Zum Tatzeitpunkt hätten etwa 160.000 Euro in bar und 80 Uhren im Tresor gelagert.

    Um den Schaden bei der Versicherung geltend zu machen, führte der Händler einen Zivilprozess, der mit einem Vergleich endete, wie er sagte. Aus den Akten gehe hervor, dass die Versicherung Zweifel daran hatte, ob sich die Vorgänge so abgespielt haben, bemerkte die Verteidigung.

    Die fünf Angeklagten schweigen bislang zu den Vorwürfen . Nur einer ließ über seinen Verteidiger erklären, in der Tatnacht nicht in Illerberg gewesen zu sein. Auch zum fünften Verhandlungstag waren einige Zeugen nicht vor Gericht erschienen. Gegen zwei von ihnen beantragte die Staatsanwaltschaft ein Ordnungsgeld über 300 Euro und die polizeiliche Vorführung. Wann das Urteil fällt, ist unklar. Der letzte Verhandlungstag war auf Anfang November angesetzt. Doch der Vorsitzende Richter Christian Liebhart erklärte, man werde weitere Termine benötigen.

    Hintergründe zum Prozess lesen Sie hier:

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