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Illerberg: Eine Familie im Schlittenhundefieber

Illerberg

Eine Familie im Schlittenhundefieber

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    Martin Dickel wurde 2015 Weltmeister in der Mitteldistanz. Insgesamt 103 Kilometer legten er und sein tierisches Team zurück.
    Martin Dickel wurde 2015 Weltmeister in der Mitteldistanz. Insgesamt 103 Kilometer legten er und sein tierisches Team zurück. Foto: Per Sverre Simonsen/Sammlung Dickel

    Ob Laufgürtel, Hundenahrungsergänzungsmittel oder besondere Leinen – in der Garage der Dickels ist alles zu finden, was das Sporthundeherrchenherz begehrt. Schließlich ist die Garage kein Abstellplatz für Auto, Fahrrad und Co. Nein, bei Bernd Dickel und seiner Frau Birgit dient dieser Raum als Lagerfläche für ihr Unternehmen Dogsport Company.

    Den Onlineshop gibt es seit 2014. „90 Prozent der Kunden kaufen online, zehn Prozent kommen hierher“, sagt Bernd Dickel. Die Idee für den Handel mit Hundesportartikeln übers Internet hatte sein Sohn Martin. Aber eigentlich gehen die Anfänge noch viel weiter zurück, denn die Dickels sind selbst passionierte Hundesportler.

    Die Dickels betreiben einen Onlineshop für Hundesportartikel

    Bernd Dickel kam durch den Laufsport zu den Hunden. Canicross nennt sich die Sportart, bei der der Läufer mit einem Gürtel um die Hüfte und einer Leine mit seinem Tier verbunden ist und mit ihm rennt. Schon als Läufer habe er weite Distanzen zurück gelegt, habe sich an Marathons und Straßenläufen beteiligt und dann sei eben ein Hund dazu gekommen, sagt Dickel. „Ich wollte einen Hund, der mit mir die Strecken machen kann“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Wahl fiel im Jahr 2001 auf einen Siberian Huskey, den er Yucon nannte. Aus dem anfänglichen Laufen mit Yucon sei dann schließlich ein professionelles Hobby geworden und ein Schlitten kam dazu – „so bin ich zum Zughundesport gekommen“. Aus einem Hund wurden später vier, mittlerweile leben mehr als zehn Vierbeiner auf dem Gelände der Dickels in Illerberg.

    Im Lager wird es langsam eng

    2009 zogen sie von Hessen ins Illertal, auch wegen ihrer Leidenschaft – dem Schlittenhundesport. „Wir haben gesagt, wenn schon, dann richtig“, so Bernd Dickel. Die Familie hätte ein Grundstück gesucht, auf dem einerseits viele Hunde Platz hätten und das andererseits nicht weit von den Alpen entfernt liegt, wegen der Wettkämpfe und des Trainings. So seien sie an das Haus mit den Zwingern im Garten gekommen.

    Die Familie züchtet inzwischen sogar ihre eigenen Hunde, allerdings keine Huskeys, sondern Scandinavian Hounds, auch Europäische Schlittenhunde genannt. „Unsere Hunde sind de facto Mischlinge“, sagt Dickel. Die Rasse sei offiziell nicht anerkannt, sobald eine Rasse eingetragen werde, sei das mit bestimmten Vorgaben verbunden, erklärt der 63-Jährige. „Wir züchten nach Leistungs- und Sozialkomponenten, nicht gewerblich, sondern für den Eigenbedarf.“ Die Hunde seien äußerst sportlich und könnten weite Distanzen laufen. „Durch die langen Beine sind sie mehr auf Ausdauer angelegt“, sagt Dickel, der neben seinem Hauptberuf bei der Deutschen Bahn sowohl die Zucht, als auch den Onlineshop gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn betreibt. Ältere Hunde, die nicht mehr so weite Strecken laufen können, kämen oft in Familien unter und ließen sich gut integrieren. „Natürlich muss es stimmen. Ich gucke mir an, ob es zwischen Hund und Familie passt.“

    Extrem zeitaufwendig sei die Pflege der Hunde nicht: Etwa drei Stunden pro Tag gingen für die Tiere drauf, rechnet der 63-Jährige vor. Die Vierbeiner werden gefüttert und man gehe mit ihnen spazieren, nicht immer werde trainiert. Die Tiere sollten sich an keine Routine gewöhnen, sagt Dickel, das falle einem sonst auf die Füße. Die Hunde bräuchten Abwechslung.

    Die Vierbeiner brauchen Abwechslung

    Involviert in den Hundesport war von Anfang an Sohn Martin. Der 29-Jährige wurde unter anderem 2015 Weltmeister in der Mitteldistanz – 103 Kilometer brachten er und sein Team aus Vierbeinern mit dem Schlitten im Schwarzwald insgesamt hinter sich. Und Martin Dickel war es auch, der seine Eltern zu dem Onlineshop überredet hatte. So entwickelte sich alles nach und nach, Händler kamen dazu, die Produktpalette wurde größer – und die Nachfrage sei sofort da gewesen. Mehr zu Martin Dickel lesen Sie hier: Martin Dickel ist Schlittenhunde-Weltmeister

    Frauen seien die meisten Kunden

    Die Kunden, die beispielsweise Laufgurte oder Hundeschlafsäcke benötigen, kämen aus ganz Deutschland. Dabei sei Dickel stets wichtig, die Hunde immer im Blick zu behalten. „Ich habe keine Hemmungen, den Menschen zu sagen, lasst es bleiben“, sagt er. Schließlich sei er ja auch kein ausgebildeter Verkäufer. „Der Hund muss Spaß haben.“ Das sei die Voraussetzung für ihn und seine Verkäufe. „Wenn die Leute kommen und sagen: ,Ich will, dass mein Hund mich zieht‘, habe ich das Recht zu sagen, dass er das vielleicht gar nicht will“, so Dickel. Nicht alle Hunde seien für den Zughundesport geeignet. Am meisten gefragt seien Sets bestehend aus Laufgürtel für den Mensch und Leine und Geschirr für den Hund. Überwiegend sind es übrigens Frauen, die bei den Dickels ihre Produkte übers Internet bestellen.

    „Aber wir stoßen hier schon an unsere Grenzen von der Lagerkapazität“, sagt Dickel und zeigt auf die Regale in der bis unter die Decke vollen Garage. In diesem Moment klingelt es. Es ist ein Paketbote – er bringt neue Ware für die Dogsport Company.

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