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Geschichte: Zeitreise ins Mittelalter: Wer im Illertal das Sagen hatte

Geschichte

Zeitreise ins Mittelalter: Wer im Illertal das Sagen hatte

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    Die Vorburg in Illereichen wurde zwar nicht von den Herren von Aichheim erbaut. Dort könnte vor vielen 100 Jahren aber auch ihre Burg gestanden haben. Es ist nicht sicher, wo genau sich die Familie bei ihrem Umzug ins Illertal niedergelassen hatte.
    Die Vorburg in Illereichen wurde zwar nicht von den Herren von Aichheim erbaut. Dort könnte vor vielen 100 Jahren aber auch ihre Burg gestanden haben. Es ist nicht sicher, wo genau sich die Familie bei ihrem Umzug ins Illertal niedergelassen hatte. Foto: Ralph Manhalter

    Im südlichen Landkreis Neu-Ulm häufen sich Ortsnamen mit dem Deutschesten aller Laubbäume als Vor- oder Nachsilbe. Etwa bei Illereichen oder Untereichen. Sicherlich stand die Vegetation und ihre lokale Ausprägung Pate für die Niederlassungen. Was hat es aber mit dem Geschlecht derer von Aichheim auf sich, das zwar anders geschrieben wird als die Eiche, aber in der ersten Silbe doch gleich klingt? Im Hochmittelalter besaß die Familie Landgüter auf beiden Seiten der Iller.

    Die Archive verweisen diesbezüglich zu den Dörfern Burgrieden und Bühl, beide unweit von Laupheim gelegen. Im Jahr 1128 taucht dort in den Quellen ein „Adalbert von Rieden“ auf, möglicherweise dieselbe Person wie der nahezu zeitgleich genannte „Adelprecht von Buchilin“. Die Namensschreibweise variierte von Fall zu Fall; Rechtschreibregeln gab es damals noch nicht, die Schreiber verliesen sich meist auf ihr Gehör.

    Herrschaftsrecht im Illertal als Belohnung für treuen Kriegsdienst

    Jener Adalbert oder Adelprecht dürfte es gewesen sein, welcher 1108 in der Schlacht von Jedesheim auf Seiten der Kirchberger Grafen kämpfte. Seinerzeit ging es um Vogteirechte des Schweizer Klosters Einsiedeln, also das Recht die Besitztümer des Klosters als Vogt zu verwalten. Der Gegner der Kirchberger, Graf Rudolf von Bregenz unterlag und Adalbert/Adelprecht musste für seine tatkräftige Unterstützung belohnt werden. Dazu bot sich jenes Vogteirecht an, um das zuvor gestritten wurde.

    Einer großer Teil des zu verwaltenden Besitzes des fernen Klosters Einsiedeln liegt zwischen Altenstadt (das damals Obereichheim hieß) und Tiefenbach. Was lag da für den neuen Vogt näher, als den Herrschaftsmittelpunkt an die Iller zu verlegen? In der Folge nannte sich das Geschlecht dann bald die „Herren von Aichheim“. Auf dem heutigen Gemeindegebiet kommen mehrere Plätze in Frage, auf denen die erste Burg gestanden haben könnte. Der Bergvorsprung in Untereichen bot einen prädestinierten Überblick über nahezu das gesamte Einsiedler/Aichheimer Territorium. Auch vom Bergvorsprung in Illereichen hätten die Vögte ihr Gebiet sehr gut überblicken können. Die sogenannte Mönchsburg oberhalb von

    Herren von Aichheim bestimmten auch in Illertissen

    Auch in Illertissen fungierten die Aichheimer als klösterliche Vögte. In jener Zeit dürfte die erste Burg am heutigen Standort erbaut worden sein. In Jedesheim verweist das Meinrads-Patrozinium heute noch auf die jahrhundertealten Besitzungen des Klosters Einsiedeln: Schließlich war es jener Mönch Meinrad, der im Frühmittelalter das Alpenkloster gründete.

    Mit dem Tod des letzten männlichen Aichheimers 1330 wurde der Besitz, der sich allmählich von der Vogteigerechtigkeit zu, de facto, Eigentum gewandelt hatte, zum Erbfall. In Ermangelung eines Nachfolgers aus der Familie galt es rechtzeitig vorzusorgen und die sechs Töchter möglichst lukrativ zu verheiraten. Nach umfangreichen Verträgen und Vereinbarungen konnte die Angelegenheit geregelt werden: Anna, die Jüngste, ehelichte Graf Wilhelm von Kirchberg, womit das Illertisser Gebiet letztendlich an dessen Familie fiel, während eine ältere Tochter mit Namen Luitgart eine Verbindung mit Konrad von Rechberg einging. Da Luitgart wohl die Dörfer um Obereichheim/Altenstadt zugesprochen bekam, gelangten diese an das emporkommende Adelsgeschlecht von der Schwäbischen Alb.

    Viel geblieben ist von den Herren von Aichheim nicht. Heute erinnert außer den verwachsenen Burgställen leider nichts mehr an die einst bedeutenden Vögte, die vor gut 700 Jahren weite Teile des unteren Illertals beherrschten.

    Auch aus der neueren Geschichte der Region gibt es spannendes zu berichten, etwa wie der Landkreis neu geordnet wurde:Gebietsreform: Aus zwei Landkreisen mach eins

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