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Gastspiel: Blechbläsermusik vom feinsten

Gastspiel

Blechbläsermusik vom feinsten

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    „German Brass“, eines der berühmtesten Blechbläser-Ensembles der Welt, gastierte beim „Freundeskreis Kultur im Schloss“ und bot zum Auftakt seiner Herbsttournee erstmals das neue Programm mit Spitzenwerken der Klassik und einer musikalischen Reise um die Welt.
    „German Brass“, eines der berühmtesten Blechbläser-Ensembles der Welt, gastierte beim „Freundeskreis Kultur im Schloss“ und bot zum Auftakt seiner Herbsttournee erstmals das neue Programm mit Spitzenwerken der Klassik und einer musikalischen Reise um die Welt. Foto: Foto: wis

    Illertissen „Erlesenen Geschmack“ habe das verehrte Publikum bewiesen – so lobte Werner Heckmann, Trompeter und Moderator von „German Brass“. Zum zweiten Konzert, zu dem die Spitzenkönner nun schon zum zweiten Mal auf Einladung des Freundeskreises „Kultur im Schloss“ in Illertissen gastierten, waren zahlreiche Freunde exquisiter Blechbläsermusik gekommen.

    Nach einem spektakulären Open-Air-Auftritt im Schlosshof vor vier Jahren war nun die Festhalle des Kollegs restlos ausverkauft, und hier waren die Feinheiten des Bläserklanges noch besser zu verfolgen als im Freien, wozu insbesondere die erste Programmhälfte bestens geeignet war.

    Der britische König George II. hätte anno 1749 gewiss seine helle Freude daran gehabt, wenn er die Friedenshymne von Georg Friedrich Händel – am Vorabend des 11. September, an dem die Terror-Anschläge in den USA erfolgt waren, zeitlich besonders passend – schon damals so brillant zu Gehör bekommen hätte, wie dies nun hier der Fall war. Und wann ist schon eine Mozart-Kirchensonate für Blechbläser zu hören und zwar so perfekt, dass einem nur noch blankes Staunen bleibt?

    Bei German Brass ist Perfektion Standard, und das gilt sowohl für die technische als auch für die musikalisch-interpretatorische Seite der Vorträge. Betrachtet man allein die Rossini-Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“: Wo andere hervorragende Trompeter schon froh sind, wenn sie die höchst anspruchsvollen Passagen überhaupt annehmbar meistern, da setzt Matthias Höfs – einer der aktuell unbestritten Größten seines Faches – noch einen Triller nach dem anderen drauf, und das in einer Geläufigkeit, dass das Ganze allenfalls für den Hörer, nicht aber für den Solisten selbst, „atemberaubend“ im schönsten Sinne des Wortes wird. Wer meinte, sich bei der folgenden „Romanze“, einem gefühlvollen Flügelhorn-Trompeten-Duo, etwas erholen zu können, der musste erkennen, dass auch Blechbläser-Lyrik ein exklusives Erlebnis ist, wenn sie so faszinierend gespielt wird, wie das Uwe Köller und Matthias Höfs mit der „Greensleeves“-Melodie taten. Aus einem Rossini-Tanz machte Werner Heckmann eine mitreißende italienische Unterhaltung, und dann ging es auf den „Grünen Hügel“: In der Kollegshalle war es zwar mindestens so heiß wie in Bayreuths „Heiligen Hallen“, aber ob der „Pilgerchor“ auch dort schon einmal so bläserisch-brillant interpretiert wurde, darf bezweifelt werden. Mit einem strahlenden „Triumphmarsch aus Aida“ verabschiedeten sich die zehn Herren in die Pause.

    Strammer Schlagzeugsound eröffnete im zweiten Teil die Reise „German Brass around the World“ mit einem Einmarsch im New-Orleans-Stil zu den Klängen des „St.-Louis-Blues-March“. Und dann ging so richtig die Post ab: „American Patrol“, ein Harry-James-“Concerto for Trumpets“ und ein Besuch an der Copacabana sowie die „Ballade for two winds“ waren die ersten Stationen. „Unter Donner und Blitz“ ging’s zurück nach „Old Europe“, um gleich wieder den großen Teich zu überqueren, wo die „Piraten der Karibik“ warteten. Ihnen folgte ein Dixieland, der es in sich hatte, und noch einmal stand Verdi auf dem Programm: Sein „Zigeunerchor aus dem Troubadour“ bot allen zehn Bläsern wiederum die hervorragende Gelegenheit zur Präsentation ihres erlesenen Könnens. Und dann brillierte Schlagzeuger Herbert Wachter mit einem fulminanten Solo. In Leroy Andersons „Typewriter“ und dem Sinatra-Song „Bad Leroy Brown“ konnte Alexander Erbrich-Crawford zeigen, dass er nicht nur ein Spitzen-Posaunist, sondern auch ein Schauspieler und Sänger von Format ist. Stehende Ovationen waren der Dank für ein Konzert der Spitzenklasse, das mit feurigem Mariachi-Sound ein umjubeltes Ende fand.

    Video vom „German Brass“-Konzert unter www.illertisser-zeitung.de

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