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Filzingen/Kellmünz: Diesen jungen Floristen geht es nicht nur um Blumen

Filzingen/Kellmünz

Diesen jungen Floristen geht es nicht nur um Blumen

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    Samuel Popp aus Kellmünz und Elisabeth Merkle aus Filzingen haben heuer ihre Ausbildung als Floristen beendet. In dem Job kommt es auf Kreativität und handwerkliches Geschick an.
    Samuel Popp aus Kellmünz und Elisabeth Merkle aus Filzingen haben heuer ihre Ausbildung als Floristen beendet. In dem Job kommt es auf Kreativität und handwerkliches Geschick an. Foto: Birgit Schindele

    Mit der rechten Hand greift Samuel Popp zu einem weiß-blühenden Funkienblatt. In seiner linken Hand hält er zwischen Daumen und Zeigefinger grüne Bartnelken und lange, grün-weiße Steppenkerzen. Er mag moderne, farblich schlichte Sträuße, die er geschickt Blume für Blume zusammensteckt. Der 19-Jährige aus Kellmünz hat heuer seine Ausbildung zum Floristen beendet – ein ungewöhnlicher Beruf für einen Mann in seinem Alter.

    Mit 16 hatte Popp sich für die Ausbildung entschieden. „Ich wusste schon immer, dass ich etwas Handwerkliches und gleichzeitig Kreatives machen wollte“, sagt er. Ein Praktikum in seinem späteren Ausbildungsbetrieb hat in dann von diesem Beruf überzeugt. Für Blumen und andere Pflanzen habe er sich schon vorher interessiert. Als Hobbyfotograf waren sie für ihn immer ein schönes Motiv.

    Jeder Florist hat seinen eigenen Stil

    Elisabeth Merkle aus Filzingen ist in diesem Jahr ebenfalls mit ihrer Ausbildung fertig geworden. „Jeder Florist hat einen eigenen Stil“, sagt sie. Genau das schätzt die 19-Jährige an dem Beruf. Beim kreativen Arbeiten kann sie ihre Ideen umsetzen. Während der dreijährigen Ausbildungszeit hat sie gelernt, Farben und Pflanzen aufeinander abzustimmen. Doch nicht nur Gestaltung ist wichtig, auch Kosten kalkulieren und Rechnungen schreiben gehört dazu.

    Im Geschäft mit Blumen sind die Materialkosten ein wichtiger Faktor, weiß Andrea Freudling, Meisterin und fachliche Leiterin an der Berufsschule. „Viele holen Blumen bei Discountern.“ Für Sträuße seien sie nicht bereit, viel Geld auszugeben. Bei Veranstaltungen wie Hochzeiten sei das anders. „Da sind Floristen gefragt“, sagt

    Es ist nicht immer leicht, Florist zu sein, sagt auch Samuel Popp – gerade als Mann. Zum einen ließen sich vereinzelte Kunden lieber von Floristinnen beraten. Und zum anderen ist da das Gehalt: „Eine Familie ernährst du damit nicht.“ Frisch Ausgelernte verdienen etwa 1900 Euro brutto für 39 Stunden Arbeit. Als Meister steige der Verdienst. Allerdings gebe es nur wenige Betriebe, die sich Meister leisten können. Das bestätigt Meisterin Andrea Freudling.

    Ein besonderer Kontakt zu den Kunden

    „Floristen dürfen nicht ortsgebunden sein“, sagt Freudling. Der Grund: Es gibt wenige Ausbildungsbetriebe. Im Allgäu sind es neun, schwabenweit 47. Einer davon ist die Gärtnerei Hamp in Dettingen, der Ausbildungsbetrieb von Samuel Popp. Auch wenn das Gehalt besser sein könnte, Popp macht seine Arbeit gerne. „Sie ist sehr abwechslungsreich und kreativ“, sagt er. Denn Floristen binden eben nicht nur Blumen, sie entwerfen auch Gestelle für Trauergestecke, Raumdeko oder Blumenwände für Veranstaltungen. So gehören neben Draht und Zwickschere auch Hammer und Akkuschrauber zu den Standardwerkzeugen. Denn den Aufbau, auf dem er dann mit den Blüten arbeitet, muss er schon selbst zusammenbauen.

    Was Popp an seiner Arbeit außerdem gefällt, ist der Kontakt zu den Kunden. Und da laufe jeder Tag anders ab: „Manchmal kommt ein Brautpaar vorbei, um Blumen für die Hochzeit zu bestellen und ein anders mal eine Trauergemeinde, um einen Trauerschmuck zu bestellen“. Mit diesen Emotionen müsse man umgehen können, erklärt Popp, der heuer sogar die beste Abschlussprüfung an der Berufsschule Kempten abgelegt hatte. Seine Kollegin belegte den zweiten Platz und erhielt außerdem eine Auszeichnung für das beste Berufsschulzeugnis.

    Samuel Popp und Elisabeth Merkle haben Glück. Beide werden von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Zudem haben beide ein Gewerbe angemeldet, um auch betriebswirtschaftliche Erfahrungen zu sammeln, also selbst Kalkulationen anzufertigen, Rechnungen zu schreiben und sich um die Buchhaltung zu kümmern. Sie bieten unter anderem Hochzeitsdekorationen an. Gerade in diesem Bereich ist die eigene Handschrift gefragt, sagt Merkle. Sie greift zu einer rot-blühenden Monbretie, einem Schwertliliengewächs. Geschickt dreht sie den Stängel zu grünen Brombeeren, gelben Trommelschlägel und auberginefarbenen Gräsern – ein Wildblumenstrauß. Natürliche Gebinde mag sie am liebsten.

    Auch andere Handwerke haben es in der Region zunehmend schwer: Eine Schneidermeisterin berichtet.

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