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Erfurt / Gerlenhofen: Die Landwirte stehen vor vielen Herausforderungen

Erfurt / Gerlenhofen

Die Landwirte stehen vor vielen Herausforderungen

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    Einige schwäbische Vertreter beim Bauerntag in Erfurt: der Dillinger Kreisobmann Klaus Beyrer, die Dillinger Kreisbäuerin Annett Jung, Bezirkspräsident Schwaben Alfred Enderle, Bezirksbäuerin Schwaben Christiane Ade und der schwäbische Bezirksgeschäftsführer Markus Müller.
    Einige schwäbische Vertreter beim Bauerntag in Erfurt: der Dillinger Kreisobmann Klaus Beyrer, die Dillinger Kreisbäuerin Annett Jung, Bezirkspräsident Schwaben Alfred Enderle, Bezirksbäuerin Schwaben Christiane Ade und der schwäbische Bezirksgeschäftsführer Markus Müller. Foto: Sammlung Christiane Ade

    Afrikanische Schweinepest, Düngemittelverordnung, Corona – nur drei von vielen Herausforderungen, die am Freitag beim Bauerntag des Deutschen Bauernverbands in Erfurt thematisiert wurden. Die Kreis- und Bezirksbäuerin Christiane Ade gehörte zu den Delegierten, die die schwäbischen Landwirte vertraten. Ihr Fazit auch für die Region lautet: „Wir müssen einen Mittelweg finden.“

    Die Stimmung unter den Landwirten sei gemischt gewesen, berichtet Ade über den Bauerntag in der Messehalle Erfurt. Die Veranstaltung, die eigentlich jedes Jahr im Sommer über zwei Tage hinweg stattfindet, hatte diesmal coronabedingt erstens verschoben und zweitens reduziert werden müssen. Nur rund 300 Teilnehmer waren diesmal dabei. Und einige Funktionsträger wie die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CSU) wurden virtuell zugeschaltet.

    Was Deutschland betrifft, betrifft auch die Region

    Im Großen und Ganzen, so Ade, seien die in Erfurt angesprochenen, deutschlandweit akuten Themen der Landwirtschaft auch für den Landkreis Neu-Ulm wichtig. Das gelte beispielsweise für die afrikanische Schweinepest, die zwar für Menschen ungefährlich sei, für entsprechende Betriebe aber existenzbedrohend, wenn sie einmal betroffen seien.

    „Zum Glück gab es hier vor Ort bisher keine Fälle“, sagt Ade, doch Deutschland sei mittlerweile nicht mehr schweinepestfrei – im September wurde der Erreger bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Würden Hausschweine etwa in einem Mast- oder Ferkelzuchtbetrieb von der Erkrankung befallen, „geht dort nichts mehr“, weiß die Landwirtin, die mit ihrer Familie einen Hof mit Milchviehhaltung betreibt.

    Zudem hatte die Corona-Krise in den vergangenen Monaten wirtschaftliche Auswirkungen auf die Landwirte, besonders auf Fleischproduzenten, die unter den massiven Schlachtausfällen litten. Auf die Tierhaltung wirken sich neben der Pandemie aber auch die veränderten Regelungen zum Tierwohl aus. Diese betrafen zum Beispiel die Kastenstandhaltung von Sauen oder die Vorschriften zum Töten männlicher Küken. Solche Neuerungen machen oft große und langfristige Investitionen etwa in Ställe notwendig, „so was fordert die Betriebe heraus und da gibt es natürlich auch viel Kritik“, sagt Ade.

    Aufgeheizte Stimmung wegen der Düngeverordnung

    Sorgen mache den Landwirten ebenso die Düngeverordnung. „Diesbezüglich ist die Stimmung zum Teil sehr aufgeheizt“, berichtet Ade. Auch der wiedergewählte Verbandspräsident Joachim Rukwied hatte in seiner Rede Kritik an den Düngevorschriften geübt. Die pauschalen Regeln trügen den lokalen Verhältnissen nicht Rechnung und dürften die bedarfsgerechte Düngung nicht aushebeln, forderte Rukwied.

    Ein weiterer Dauerbrenner für die Bauern sei das Thema Auflagen, sagt Ade. „Wir müssen da einen Mittelweg finden“, betont sie. In Sachen Artenvielfalt und Naturschutz gehe es nur gemeinsam mit den Landwirten. „Die Betriebe müssen noch wirtschaftlich arbeiten können“, sagt Ade. Das hatte auch Rukwied herausgestellt, der solche Anliegen in Kooperation mit den Bauern anstatt von oben herab per „Ordre de Mufti“ umgesetzt sehen will. In Neu-Ulm, so Ade, sei der Dialog mit dem Landratsamt diesbezüglich aber positiv.

    Wenn sich die landwirtschaftliche Arbeit wegen des Aufwands und wachsender Einschränkungen am Ende nicht mehr rechne, würden immer mehr Betriebe dichtmachen und irgendwann sei auch die regionale Versorgung nicht mehr gewährleistet. Gerade die aber sei vielen Verbrauchern ein großes Anliegen, so Ade, „es gibt da eben nicht nur Schwarz oder Weiß“.

    Viele junge Bauern gehen mit Idealismus an die Arbeit

    Immerhin sei der Idealismus bei den Bauern, gerade auch in der jüngeren Generation, noch da und viele seien offen für Innovationen. „Der Nachwuchs ist sehr gut ausgebildet und mit Leidenschaft dabei“, erzählt Ade. In der hiesigen Region gebe es einige junge Landwirte, die in ihre Betriebe investieren und für die Zukunft umstrukturieren. Bedeutsam für die Vielfalt in der bäuerlichen Produktion seien auch die vielen Höfe, die im Nebenerwerb betrieben werden. Und es komme darauf an, die landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten, von denen es im dicht besiedelten Neu-Ulmer Raum vergleichsweise wenige gibt.

    Im Vergleich zu früheren Jahren sei der im Amt bestätigte Präsident Ruckwied diesmal mit mehr Nachdruck aufgetreten, „das hätten sich viele schon früher gewünscht“, meint die Landwirtin außerdem. In einer Fragerunde hätten einige Verbandsmitglieder auch Kritik geäußert, die Einwände seien von den Verbandsvertretern auch angenommen worden.

    Lesen Sie dazu auch: Bauern-Präsident: Mehr Tierschutz nicht ohne höhere Preise zu haben

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