Das Prinzip ist so simpel wie effektiv: Ein älterer Schüler übernimmt für ein Jahr die Verantwortung für einen Neuling. Das heißt: Er zeigt ihm die Schule - wo ist die Toilette, wo das Sekretariat-, hilft ihm beim Heftebeschriften oder liest ihm vor. "Vor der Pause dürfen die Paten früher aus dem Unterricht und holen die Kinder vom Klassenzimmer ab, helfen ihnen beim Anziehen und verbringen mit ihnen die Pause", sagt Galsterer. So ist es auch bei Marcel und Robin. Die beiden sind beste Freunde und die gemeinsamen Paten von Lea. "Ich kenne Lea schon aus dem Kindergarten, deswegen habe ich sie mir ausgesucht", sagt Robin. Vielen Kindern gefiele es, wenn sie das Geschwisterchen, das Nachbarskind oder die Cousine betreuen dürften, bestätigt Karin Steiner, die Klassenlehrerin der 4 b. Die restlichen Kinder würden dann aufgeteilt.
Seit fast zehn Jahren gibt es das Projekt "Schulpaten" schon und die Kinder sind mit Feuereifer dabei. "Die Großen sind ganz heiß darauf, das ist drollig", sagt Schulleiterin Galsterer. Darum könne man keinen ausschließen. So kann es vorkommen, dass ein Kind mehrere Paten hat.
Auch die Freundinnen Anna und Celine betreuen gemeinsam die sechsjährige Victoria. Mittlerweile haben sie sogar noch ein zweites Pflegekind. "Cilena kam mit ihren beiden Paten nicht zurecht", erklärt Karin Steiner. Und Cilena fügt hinzu: "Die haben mich immer geärgert." Bei den beiden älteren Mädchen aus Au hingegen fühlt sie sich wohl. Gemeinsam mit ihnen und ihrer Klassenkameradin Victoria würden sie in der Pause immer Fangen spielen.
Vor allem in den ersten beiden Wochen ist das Verhältnis zwischen Tutor und Schützling sehr eng. "Manche lösen sich aber früher als andere", sagt Steiner. Dennoch treffen sich die Erst- und Viertklässer auch während des Schuljahres, zum Beispiel bei einer Aktion "gesunde Pause" oder bei einem Lesestück, das die Großen für die Kleinen vorbereiten.
Die Reaktionen der Eltern auf das Projekt sind durchwegs positiv. "Vor zwei Jahren hatten wir ein sehr ängstliches Mädchen, das jeden Tag vor der Schule weinte", erzählt die Klassenlehrerin der 4b. Ihre Patin habe sie vier Wochen lang jeden Tag von der Mama übernommen und in die Klasse gebracht. "Die Mutter war sehr erleichtert, dass ihr so der Abschied erleichtert wurde", sagt Steiner.
Die Paten übernehmen vielfältige und wichtige Pflichten. Nur eine Aufgabe bleibt - neben dem Unterricht - noch der Lehrerin überlassen: Die 20 Erstklässler, die nach Betlinshausen müssen, zum Bus zu bringen. (ajp)