Butzbach baut Stellen im hohen zweistelligen Bereich ab
Die Corona-Krise bedroht auch die regionale Wirtschaft. Bei dem renommierten Torehersteller aus Kellmünz müssen Arbeitsplätze gestrichen werden.
Butzbach wird bis zum Jahresende Stellen im „hohen zweistelligen Bereich“ abbauen. Das teilte der Kellmünzer Torehersteller nach Anfrage unserer Redaktion nun offiziell mit. Bislang beschäftigt Butzbach mehr als 350 Mitarbeiter an vier Standorten. Durch die Covid-19-Pandemie, die eine Belastungsprobe für die gesamte Wirtschaft sei, stehe auch Butzbach vor nie da gewesenen Herausforderungen, schreibt der Geschäftsführer Thilo Butzbach in einer Pressemitteilung.
Das Familienunternehmen stellt in zweiter Generation Industrie- und Hangartore her. Bekannt ist es insbesondere für Letztere. Auch für den im vergangenen Jahr eröffneten neuen Flughafen in Istanbul lieferte Butzbach zum Beispiel zwei Tore. Jetzt, da die Luftfahrtbranche um ihre Existenz kämpfe, verzeichne das Kellmünzer Unternehmen in diesem Bereich extreme Umsatzverluste, so Thilo Butzbach, der die Firma 2004 von seinem Vater, Firmengründer Arnold Butzbach, übernommen hatte. Bereits laufende Hangarprojekte seien gestoppt und verschoben worden, erklärt er. Im Bereich Industrietore spricht der Geschäftsführer ebenfalls von einem sehr hohen Rückgang im Auftragseingang. Er liege im Mai und April bei mehr als 50 Prozent. Ohne Kostensenkungen – auch im Bereich Personal – gehe es nicht mehr, wenn Butzbach in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig bleiben will, erklärt der Geschäftsführer. Auch Sach- und Materialkosten müssten gesenkt werden.
Wie viele andere Firmen aus der Region und ganz Deutschland versucht man wohl auch bei Butzbach, mit Kurzarbeit die Auswirkungen der aktuellen Krise abzumildern. Eine Sprecherin der Gewerkschaft IG Metall bestätigt, dass eine entsprechende Betriebsvereinbarung vorliegt, die aktuell noch bis zum 30. Juni gültig ist.
Butzbach hatte sich erst aus der Krise befreit
Corona erwischt das Unternehmen kalt. Bereits 2018, der Betrieb feierte gerade seinen 65. Geburtstag, machten Gerüchte über mögliche Kündigungen die Runde. Butzbach steckte in der Krise. Damals konnten die Mitarbeiter noch aufatmen. Vergangenes Jahr gab sich der Geschäftsführer dann auch wieder deutlich optimistischer. Die Probleme, die unter anderem durch die Umstellung auf eine neue Firmensoftware und andere Umstrukturierungen entstanden waren, schienen überwunden. Thilo Butzbach, der sich zuvor eigentlich aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen hatte, war in die Firma zurückgekehrt und hatte einiges an Privatvermögen in die Rettung des Unternehmens gesteckt. Im vergangenen Jahr stieg dann auch Sohn Lukas Butzbach in das Geschäft mit ein. Die Weichen, dass irgendwann die dritte Generation das Familienunternehmen führen würde, schienen gestellt.
Lesen Sie dazu unseren Bericht aus dem vergangenen Jahr: Krise vorbei: Wie es um das Unternehmen Butzbach steht
Jetzt sehen die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr wieder schlecht aus. Das Unternehmen rechne derzeit damit, dass sich der Umsatz in diesem Jahr auf einem sehr niedrigen Niveau einpendeln werde. Angesichts der weltweiten Krise werden sich alle Bereiche wohl auch über das Jahr 2020 hinaus nur sehr schleppend erholen, heißt es in der Pressemitteilung.
Intern seien die Mitarbeiter und der Betriebsrat bereits über die geplanten Maßnahmen informiert worden. Die Geschäftsleitung habe diesbezüglich die Beratungen mit den zuständigen Gremien aufgenommen. Laut Thilo Butzbach soll sich der geplante Stellenabbau aus einer Mischung aus betriebsbedingten Kündigungen und bereits vor Corona bekannten Austritten aus dem Unternehmen sowie Renteneintritten zusammensetzen.
Für die Kunden bleibt zunächst alles beim Alten
Für die Kunden von Butzbach wird sich trotz des massiven Stellenabbaus vorerst nichts ändern. „Die Anpassung der Personalstruktur hat keine Auswirkung auf das Produktportfolio“, schreibt Thilo Butzbach. Dienstleistungen und Produkte sollen wie gewohnt weltweit angeboten werden.
Neben den beiden Werken hier in der Region, in Kellmünz und Unterroth, hat Butzbach auch Standorte im französischen Sausheim und im tschechischen Ústí nad Labem (Aussig). Die Vertriebs- und Serviceniederlassung in Frankreich mit derzeit acht Mitarbeitern wird im Rahmen der Maßnahmen geschlossen, teilte der Geschäftsführer noch mit.
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