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Bundestagswahl 2021 Kandidaten Wahlkreis Neu-Ulm: Politik-Neuling Thomas Röhm will für die Tierschutzpartei in den Bundestag

Bundestagswahl 2021

Kandidat im Wahlkreis Neu-Ulm: Politik-Neuling Thomas Röhm will für die Tierschutzpartei in den Bundestag

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    Bastian Thomas Röhm ist noch nicht sehr lange im Politikgeschäft aktiv.
    Bastian Thomas Röhm ist noch nicht sehr lange im Politikgeschäft aktiv. Foto: Sabine Fischer

    Man kann den 36-jährigen Bastian Thomas Röhm getrost als Politik-Neuling bezeichnen. Der Maschinenbautechniker aus Ulm ist erst seit knapp eineinhalb Jahren Mitglied der Partei Mensch Umwelt Tierschutz, gemeinhin als Tierschutzpartei bekannt. Bei der diesjährigen Bundestagswahl darf sich der Novize im Wahlkreis Neu-

    Es war eine Dokumentation über Massentierhaltung, die ihn und sein Leben nachhaltig verändern sollte. Acht Jahre ist das mittlerweile her, heute ist Röhm Politiker. Die Bilder seien so extrem gewesen, dass er sich mit dem Thema Tierschutz auseinandersetzen musste. Daraus resultierten zwei Entscheidungen, die sich in seinen heutigen politischen Vorstellungen widerspiegeln. Der 36-Jährige lebt seit seinem cineastischen Schockerlebnis von 2013 vegan. Und: Ihm reichte das "reine Vorleben" seiner Pro-Tierschutz-Vorstellungen nicht mehr aus. Röhm wollte im privaten Umfeld und in der Gesellschaft ein Verständnis dafür schaffen. Also schloss er sich der Tierrechts-Aktivisten-Gruppe "Earthlings" an.

    Es geht um viel mehr als nur das Tierwohl

    Nun hatte er eine Plattform, um auf die Missstände im Umgang mit Tieren und der damit verbundenen Folgen für Umwelt und Gesundheit aufmerksam zu machen. In der Ulmer Innenstadt kam er immer wieder mit Passanten ins Gespräch. Röhm hörte meist denselben, für ihn frustrierenden Satz: "Wenn ich persönlich etwas ändere, schön und gut, aber die Politik muss auch handeln." Die Dialoge glichen oft einer Sisyphusarbeit. Entmutigen ließ er sich nie. Ganz im Gegenteil: Er legte noch eine Schippe drauf und ging in die Politik.

    In der Partei Mensch Umwelt Tierschutz sieht Röhm seine Werte am besten vertreten. Allerdings musste er feststellen, dass es nicht nur um Tierethik, sondern immer auch um den Faktor Mensch geht. Röhm spricht von schlechten Arbeitsbedingungen und davon, dass die Tierindustrie die Umwelt zerstöre. Dass 90 Prozent des Regenwaldes kaputtgehen, da große Flächen als Weideland für Nutztiere oder den Futteranbau gebraucht würden, gehe unter, so der 36-Jährige. Er betont: "Ich habe Angst, dass wir irgendwann mit Elektroautos herumfahren, das Klima aber trotzdem mies ist und die Leute sich fragen: Was haben wir falsch gemacht?"

    "Verbote bringen nichts, es müssen lukrative Alternativen her"

    Auf Transparenz legt der 36-jährige Politik-Neuling großen Wert. Er verfolgt eine klare Strategie: "Verbote bringen nichts, es müssen lukrative Alternativen her. Den Menschen soll ein Anreiz zum Umstieg angeboten werden." Subventionsgelder, die in die Fleischindustrie fließen, müssten in die regionale Landwirtschaft gesteckt werden, sagt Röhm. So könnten niedrigere Endpreise und damit auch attraktive Angebote erzielt werden. "Man muss nicht den Rest der Welt kaputtmachen, um Fleisch zu essen."

    Mit Veränderungen im Bereich des Tierschutzes allein ist es aber nicht getan. Röhm kritisiert den Mangel an Alternativen zum Individualverkehr. Er fordert eine Subventionierung der Bahn. Es könne nicht sein, dass Flüge oft billiger seien als manche Zugtickets, sagt der Politiker. Auch im Kreis Neu-Ulm gebe es noch Spielraum, um die Umwelt zu entlasten. Der Tierschützer spricht von diffusen Abstandsregelungen für Windkraftanlagen. Diese müssen relativ weit weg von Städten und Dörfern stehen. Dass soll – in passendem Maße – geändert werden. Zudem liebäugelt Röhm damit, freie Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen zu bestücken. Auch eine Änderung des Lehrplans fände er sinnvoll. Es müsste mehr über Klima und Co. aufgeklärt werden, und das in jedem Alter.

    Röhm tritt als Ulmer im Wahlkreis Neu-Ulm an

    Wie kommt es, dass der aus Ulm stammende Röhm im benachbarten Bayern aktiv ist und von dort aus den Sprung in den Bundestag schaffen möchte? Für den 36-Jährigen war seit Beginn seiner politischen Karriere im März 2020 klar, dass er nicht nur passiv mitlaufen möchte, wie er sagt. Also wurde er in der Regionalgruppe Ulm aktiv. Heute bilden Miriam Broux und er die Spitze dieses Zusammenschlusses. Damit sind sie laut Röhm die erste Regionalgruppe der Tierschutzpartei mit einer Doppelspitze in Deutschland.

    Als es vor einigen Monaten dann steil gen Bundestagswahl ging, kam Broux dem 36-Jährigen zuvor. Damit war der Wahlkreis Ulm für Röhm weg. Kein Problem, dann sollte es eben Neu-Ulm werden. Ohnehin sind die Schwesterstädte für ihn eins: "Wenn wir die Regionalgruppe Ulm sind, dann können wir Neu-Ulm mit hinzunehmen“, so Röhms Ansatz. Die Idee ging auf. Von den sechs Mitgliedern im Wahlkreis Neu-Ulm wollte niemand als Direktkandidat antreten. Der Weg war somit frei. Aber egal, wie das Ergebnis für Röhm letztlich ausgeht, er will weiter für seine Überzeugungen kämpfen.

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