Die Engelhardmühle, das war in den vergangenen 20 Jahren das Zentrum seiner Arbeit. Alexander Engelhard hat den elterlichen Betrieb im Weißenhorner Stadtteil Attenhofen übernommen - und das Leben seiner Familie darum herum aufgebaut. Jetzt wird ein großer Teil seines Lebens in Berlin stattfinden - und das Bad am Feierabend im Fluss neben der Mühle, eine seiner heimlichen Leidenschaften, wird wohl deutlich seltener stattfinden. Familie und Mitarbeiter des selbstständigen Müllers werden sich daran gewöhnen müssen, dass er nicht mehr so oft da ist. Und die Menschen im Wahlkreis Neu-Ulm daran, dass jetzt ein ganz anderer Typ Abgeordneter ihre Interessen in
Bodenständig möchte er dabei dennoch bleiben, das hatte Engelhard schon Wochen vor seinem Wahlsieg angekündigt. "Mein Lebensweg drückt die Bodenständigkeit, die Verwurzelung in der Heimat aus." Er habe etwas geleistet, habe Familie, führe einen Betrieb. Das mache auch seine Glaubwürdigkeit aus. Er bekomme viel Zuspruch von den Menschen, die sagen: "Das ist einer von uns, ein normaler Mensch."
Als solcher will der Bundestagsabgeordnete Alexander Engelhard einen Schlussstrich unter die Affäre ziehen, die nicht nur der CSU im Wahlkreis deutlich Stimmen gekostet hat. Zwar landete er mit gut 37 Prozent der Stimmen deutlich hinter dem letzten Ergebnis seines Vorgängers, der hatte jedoch auch 2017 bereits deutlich Federn lassen müssen. 44,6 Prozent holte der Münsterhauser vor vier Jahren, nach satten 57,5 Prozent bei der Bundestagswahl 2013. Zustimmungswerte, die sich Engelhard erst einmal erarbeiten muss. Bei der
Alexander Engelhard geht nach Berlin: Das plant der Abgeordnete
Aus den Fehlern des Amtsvorgängers zu lernen ist dabei wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe. Deshalb hatte Engelhard auch schon im Wahlkampf betont, dass er nicht vorhabe, seinen Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt zu verlegen, sondern so viel wie möglich vor Ort sein will. "Das ist meine Heimat, hier ist meine Familie, da bin ich verwurzelt." Seinen Betrieb, das hatte er bereits im Vorfeld der Wahl geregelt, legt Engelhard in die Hände eines Müllermeisters, der die Betriebsleitung übernehmen soll. So kann er sich auf die Arbeit im Bundestag und im Wahlkreis konzentrieren.
Aus seiner Berufserfahrung heraus kommt auch sein Ziel: "Ich will den kleinen und mittelständischen Betrieben helfen", hatte der CSU-Kandidat angekündigt. Diese würden von der großen Politik oft vernachlässigt und mit Bürokratie überlastet. Er wolle außerdem die Landwirte mitnehmen und sie auf dem Weg zum Wandel unterstützen. Auch Verkehrspolitik könnte ein Schwerpunkt in der Arbeit des Bundestagsabgeordneten werden: Mit dem Ausbau der Regio-S-Bahn Donau-Iller, dem Ausbau der Autobahn A7 und der Bahnstrecke Ulm – Augsburg hat Alexander Engelhard die Themenfelder praktisch vor der Haustüre liegen.
Bislang hat der neue Abgeordnete nur Erfahrung in der Kommunalpoltitik
Engelhard war zwölf Jahre lang Stadtrat in Weißenhorn, seit 19 Jahren sitzt er im Neu-Ulmer Kreistag, vor knapp 20 Jahren versuchte er es als Listenkandidat bei der Landtagswahl. Viel Kommunalpolitische Erfahrung bringt der CSU-Abgeordnete also mit. Ob er es aber als Newcomer schaffen wird, in der geschrumpften Unions-Fraktion im Bundestag eine Rolle zu spielen, bleibt abzuwarten. Andererseits: Die CSU muss sich nach den deutlichen Verlusten im Bund wieder ganz neu aufstellen. Und Alexander Engelhard aus Attenhofen hat es schon einmal geschafft, sich in einer schwierigen Situation für seine Partei durchzusetzen. Der Tag des Wahlsiegs wirkt dabei wie ein gutes Omen: Alexander Engelhard ist am Sonntag 49 Jahre alt geworden. (mit mru)