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Buch: Dieser Automechaniker aus Nordholz ist Fachmann für Reisemobile

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Dieser Automechaniker aus Nordholz ist Fachmann für Reisemobile

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    Matthias Wölfl aus Nordholz hat einen Lieferwagen mit Allradantrieb zu einem geländetauglichen Reisemobil für sich und seine Familie umgebaut.
    Matthias Wölfl aus Nordholz hat einen Lieferwagen mit Allradantrieb zu einem geländetauglichen Reisemobil für sich und seine Familie umgebaut. Foto: Alexander Kaya

    Schon das Schild an der Hofeinfahrt zeigt: Hier wohnt und arbeitet ein echter Schrauber. Im Stadel eines alten Bauernhauses im Bucher Ortsteil Nordholz hat sich Matthias Wölfl eine Werkstatt eingerichtet. Drinnen steht ein alter VW-Bus, Typ T3. Weitere Fahrzeuge, darunter auch zwei VW Käfer, sind hinter einer Holzwand versteckt. Vor dem Gebäude ist ein Reisemobil mit Allradantrieb geparkt, ein paar Meter davon entfernt ein grüner Mercedes Sprinter. "Der ist zum Ausschlachten", sagt Wölfl. Der Kfz-Mechaniker, den die meisten einfach nur Matze nennen, hat schon mehrere Campingmobile ausgebaut. Diese Tätigkeit will er künftig noch intensivieren, die Anfragen häufen sich.

    Camping boomt in Corona-Zeiten, die Zahl der Wohnmobile hat nach Angaben der Statistikbehörden in Deutschland und auch im Freistaat im Jahr 2020 um mehr als zehn Prozent zugelegt. Matze Wölfl spricht lieber von "Reisefahrzeugen", um die er sich im Nebenberuf nach Absprache mit seinen Kunden kümmert.

    Ob kompletter Ausbau, fachliche Beratung oder eine Inspektion - bei seinen Dienstleistungen ist er flexibel. Der Mechaniker stattet Fahrzeuge bei Bedarf auch so aus, dass die Besitzer mit ihnen abseits der touristischen Hauptrouten unterwegs sein können. Das reizt ihn bei Reisen selbst am meisten. Und mit seinen Autos war er schon viel unterwegs.

    Sein erster Campingbus war ein bereits ausgebauter T3 von VW

    Der 40 Jahre alte T3 war der erste Campingbus, den er gekauft hat. "Der war schon ausgebaut", erzählt Wölfl. Als erstes eigenes Projekt baute er einen Land Rover Defender aus. Mit diesem Wagen war er zusammen mit seiner Freundin und jetzigen Frau Martina viel unterwegs. Als das Paar Nachwuchs bekam, wurde der Defender jedoch zu klein. Seit acht Jahren fährt die Familie mit zwei Kindern deshalb mit einem Allrad-Sprinter in den Urlaub, den Wölfl einst als Lieferwagen gekauft hatte. Gute 20.000 Euro habe er für das Fahrzeug und den Ausbau ausgegeben, erzählt der 37-Jährige. "Die Arbeitsstunden rechnet man beim eigenen Auto nicht", fügt er hinzu und lacht.

    In seiner Werkstatt in Nordholz erledigt der 37-Jährige auch die Holzarbeiten. Im Hintergrund ist sein erster VW-Campingbus zu sehen: ein 40 Jahre alter T3.
    In seiner Werkstatt in Nordholz erledigt der 37-Jährige auch die Holzarbeiten. Im Hintergrund ist sein erster VW-Campingbus zu sehen: ein 40 Jahre alter T3. Foto: Alexander Kaya

    Bei einer Vorführung des Innenlebens des 22 Jahre alten Wagens zeigen sich die Fähigkeiten des Mechanikermeisters. Die nötigen Kenntnisse für die Holzarbeiten brachte ihm sein Bruder, ein Schreiner, bei. Möglichst viel auf kleinem Raum unterbringen - das ist die Devise für Camping- und Reisemobile. Wölfl demonstriert, wie er die Campingküche aufbaut, wenn die Hecktüren des Sprinters geöffnet sind. Dazu zieht er eine Holzbox wie eine riesige Schublade heraus. In Staufächern lagern griffbereit Stühle und ein Esstisch, in der Tür befindet sich ein Gewürzregal. In kleineren Schubladen und Oberschränken sind weitere Utensilien untergebracht.

    Vieles lässt sich durch Umklappen umgestalten, so entsteht zum Beispiel eine 1,30 mal 1,80 Meter große Grundfläche für ein Bett. Über ein Dachzelt verfügt das Reisemobil auch, hinzu kommen einige technische Besonderheiten. "Das ganze Auto ist praktisch autark", sagt Wölfl. Eine Solaranlage auf dem Dach liefert Strom für elektrische Geräte, eine zweite, unabhängige Batterie stellt sicher, dass auch bei ausgeschaltetem Motor genügend Saft vorhanden ist.

    Um einen umklappbaren, vierten Sitz im Auto zu haben, musste sich der Fachmann etwas einfallen lassen. So baute er einfach einen Sitz von einem neueren VW Bus in den Sprinter ein. "Es ist alles regulär abgenommen", betont der 37-Jährige, der eng mit einem TÜV-Prüfer zusammenarbeitet und von diesem auch wichtige Ratschläge erhält.

    Matthias Wölfl aus Nordholz baut VW-Busse in Reisemobile um

    Von der Wüste Marokkos über Spanien, Frankreich, Italien und Slowenien bis in den Osten Europas: Mit seinen Reisemobilen hat Wölfl schon viele Regionen entdeckt. Interessante Begegnungen mit den Menschen haben ihn dabei am meisten beeindruckt, insbesondere in Rumänien und der Ukraine. "Die Leute haben nichts, aber geben alles", erzählt der Nordholzer.

    Schafskäse und selbstgemachte Salami hätten er und seine Partnerin bekommen, aber Geld als Gegenleistung wollten die Einheimischen nicht annehmen. Andere Nahrungsmittel aber hätten sie akzeptiert: "Für die Kinder war das ein Wahnsinn, wenn du ihnen einen Tafel Schokolade in die Hand gedrückt hast."

    Seine Erfahrungen mit Reisen und Tipps für den passenden fahrbaren Untersatz gibt Matze Wölfl gerne an seine Kunden weiter. Noch arbeitet er als Meister in einer Kfz-Werkstatt auf der Schwäbischen Alb. Um künftig mehr Zeit für seinen Nebenjob zu haben, wechselt er den Betrieb. Von September an wird er nur noch halbtags in Vöhringen arbeiten. In seiner eigenen Werkstatt hat er bereits mehr Platz geschaffen und eine neue Hebebühne einbauen lassen.

    Matthias Wölfl hat mit seiner Frau Martina schon viele Länder bereits und dabei bewusst auch Wege abseits der touristischen Routen gewählt.
    Matthias Wölfl hat mit seiner Frau Martina schon viele Länder bereits und dabei bewusst auch Wege abseits der touristischen Routen gewählt. Foto: Alexander Kaya

    Er mache selbst nicht viel Werbung, aber seine Tätigkeit spreche sich rum, sagt Wölfl. Schon auf den Defender und dessen Ausstattung sei er angesprochen worden, erzählt er. "Andere Leute, die solche Autos fahren, kommen auf dich zu und fragen um Rat." Seine Unterstützung bietet er auch denjenigen an, die selbst einen Camper ausbauen wollen. Er hat die Erfahrung gemacht: Bedingt durch Homeoffice oder einen Jobwechsel während der Pandemie haben einige Menschen mehr Zeit und Interesse daran gefunden, ein solches Projekt umzusetzen.

    Jüngst hat Wölfl eine Anfrage von einer Frau bekommen, die einen VW Caddy kaufen und als Reisemobil nutzen möchte. "Jeder Kunde hat eine andere Vorstellung", erzählt Wölfl. Da gelte es zunächst einmal zu ermitteln, was die Person mit dem Auto vorhat, wohin sie damit reisen möchte und ob es auch alltagstauglich sein soll. Einen kompletten Ausbau im Auftrag eines Kunden hat er bislang bei zwei Fahrzeugen vorgenommen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Mercedes Vito mit einer Innenverkleidung aus Holz. "Als der fertig war, hat es ausgehen wie in einer Almhütte", erzählt der Mechaniker.

    Wer sich einen Eindruck von Matze Wölfl und seiner Tätigkeit verschaffen möchte: Auf der Online-Plattform Instagram postet er Fotos von sich, seinen Reisen und seinen Arbeiten unter dem Namen "Barefoot Travel Camping".

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